Wann der Mensch das erste Mal mit seinen eigenen Händen ein Feuer entfacht hat, ist unter Forschern umstritten. Spätestens vor 32.000 Jahren aber muss ein Steinzeitmensch den Zusammenhang - zwischen Stein und Funkenflug erfasst haben. Feuer spendet Wärme, Würstchen vom Grill und so vieles mehr, wenn man es unter Kontrolle hat. Wenn es sich unkontrolliert ausbreitet, sind drei Zahlen der Schlüssel zur schnellen Hilfe: 112. Wenige Minuten später kommt die Feuerwehr.
Dass das so organisiert und reibungslos funktioniert, war nicht immer so. Vor der Gründung der Berufsfeuerwehr gab es im Stuttgarter Stadtgebiet die Freiwillige Feuerwehr Stuttgart. In den Vororten Karlsvorstadt Heslach, Berg und Gablenberg gab es jeweils selbständige Feuerwehren, Freiwillige mit eigenen Ausrückebezirken.


Eine effiziente Truppe
Am 2. November 1891 nahm die Stuttgarter Berufsfeuerwehr ihren Dienst auf. Die Truppe bestand aus 30 Männern und wurde von Brandmeister Bruno Jacoby geführt. Sie war so effektiv, dass sie die Freiwillige Feuerwehr, die aus Mitgliedern bestand, 1000 quasi überflüssig machte. Die löste sich 1897 auf, daraufhin wurde eine 125-köpfige Reservefeuerwehr aufgestellt, die ebenfalls Jacoby unterstellt wurde. Im Jahr 1901 wurde schließlich der „Verband der Feuerwehren des Stadtdirektionsbezirkes Stuttgart“ gegründet. Der Name hat sich in der über 100-jährigen Geschichte noch mehrmals geändert.
Im Museum in der Murgtalstraße 60 kann man sich diese geschichtliche Entwicklung genauer ansehen. Zu entdecken gibt es neben der Historie auch jede Menge Ausstellungsstücke, die entweder wenige Zentimeter klein oder bis zu 16 Meter lang sind: Vom Playmobil-Feuerwehrmann bis zur Feuerwehrleiter ist alles dabei, was man gedanklich mit dem Beruf und der Berufung der Floriansjünger in Zusammenhang bringt.
Der Feuerwehrverein Stuttgart, der das Museum betreibt, besteht aus engagierten Mitgliedern. Jedes von ihnen hat eine Verbindung zur Feuerwehr, sei es die Freiwillige oder die Berufswehr. So wie Hans Dieter Krebs. 1967 trat er in die Jugendfeuerwehr Zazenhausen ein, kann so auf 57 Jahre Erfahrung zurückblicken und arbeitet als Kassier daran mit, das Museum lebendig zu halten.
Gegründet wurde der Feuerwehrverein zum 100-jährigen Jubiläum der Stuttgarter Berufsfeuerwehr 1991. Zwischen den Stahlträgern in der ehemaligen Fabrikhalle der Firma Assmann & Stock der aus dem Jahr 1906 verteilen sich auf 2500 Quadratmetern Fläche die gesammelten Schätze seit 2001 auf zwei Ebenen.
Fuhrpark mit Geschichte
Im Erdgeschoss bekommen Fahrzeugfans direkt große Augen. 27 Einsatzfahrzeuge verschiedener Jahrzehnte stehen hier und zeigen die Entwicklung der Feuerwehrmobilität. „Sie stammen aus den 1940er bis 1980er Jahren und zeigen, womit die Stuttgarter Feuerwehrmitglieder früher unterwegs waren- und wie die aktuellen Fahrzeuge aussehen“, sagt Krebs. Ein besonderes Fahrzeug sticht hervor: „Wir haben hier einen Porsche Cayenne, der als Notarzteinsatzfahrzeug ausgebaut wurde“, so der Vorsitzende des Feuerwehrmuseums, Stefan Krafft. Die Freude darüber sieht man ihm an: „Das ist mein heimlicher Favorit und so etwas gibt es auch nur in Stuttgart.“ Seit 2022 steht das Auto im Museum, nachdem es zehn Jahre lang auf der Feuer- und Rettungswache 5 Filder im Einsatz war. „Ich bin selbst auf dieser Wache tätig und mehrere Jahre mit diesem Fahrzeug ausgerückt. Das war eine ganz besondere Fahrdynamik.“
Zu den aktuellen Modellen zählt das Hilfeleistungs-Löschfahrzeug (HLF20), „das heute zu den Standardfahrzeugen der Berufsfeuerwehr und größeren Freiwilligen Feuerwehren gehört“. Es ist gleichermaßen für Brandbekämpfung, technische Rettung, Gefahrgut- und Strahlenschutzeinsätze sowie für rettungsdienstliche Aufgaben als sogenannte „First Responder“ ausgerüstet. Stichwort Rettungsdienst: Auch hier hat das Museum spannende Exponate zu bieten, die Einblicke in die Entwicklung der Atemschutz-, Wiederbelebungs- und Wasserrettungsgeräte geben. Die Ausstellung fasziniert Kinder und Erwachsene gleichermaßen. „Wir wollen Geschichte hier greifbar machen“, sagt Hans Dieter Krebs und streicht über einen Feuerwehrschlauch: „Der Schlauch wurden im 16. Jahrhundert erfunden. Erst bestand er aus Leder, später dann aus Hanf. Mit einer Gummi-Einlage versehen, konnten sie zuverlässig zum Löschen benutzt werden.“ Im oberen Teil des Museums gibt es handwerklich schöne gefertigte Handpumpen, sogenannte Feuerspritzen, Motorspritzen, Ziehleitern, Feuerlöscher verschiedenster Ausführungen, Helme, Uniformen oder Abzeichen. Und wer bis dato nicht wusste, wie eine hölzerne Wasserleitung aussieht, der weiß es spätestens nach dem Besuch im Museum.
Die Sonderausstellung mit dem Titel „Spielzeug“ zeigt in verschiedenen Schaukästen Spielzeuge, Plüschtiere und Bücher, die mit dem Thema Feuerwehr in Verbindung stehen. Playmobil-Einsatzfahrzeuge in der deutschen Version, aber auch die amerikanische, zeigen wortwörtlich spielerisch, wie sich die Fahrzeuge und Uniformen über den Atlantik hinweg unterscheiden. Feuerwehrmann Sam, Holzspielzeug und vieles mehr laden zum Staunen im Detail ein.
„Es geht nur gemeinsam“
Faszination Feuerwehr - davon kann Hans Dieter Krebs erzählen: „Bei der Feuerwehr geht es nur gemeinsam, sie ist eine der ältesten Bürgerinitiativen der Welt. Der Großteil der Feuerwehrangehörigen engagiert sich ehrenamtlich. Die gegenseitige Hilfe im und außerhalb des Dienstes ist einzigartig.“
Mit 15 Jahren ist Krebs in die Jugendfeuerwehr eingetreten, war fünf Jahre lang stellvertretender und 20 Jahre Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Zazenhausen. „Im Museum haben wir ein Arbeitsteam, das sich mindestens einmal pro Woche trifft, um die Ausstellung für die Besucher in Schuss zu halten. Die Pflege und der Erhalt der Exponate sind sehr zeitintensiv, da gibt es immer etwas zu tun.“
Es sei schön, zum Erhalt der Geschichte beizutragen. Somit erfüllt das Feuerwehrmuseum auch einen wichtigen Bildungsauftrag. „Viele Gäste entdecken erst hier, was alles hinter der Feuerwehr steckt. Da schlägt die Überraschung oft in Staunen um.“
MUSEEN SIND VIELFALT
Der Internationale Museumstag findet seit 1978 immer am 18. Mai statt. In vielen Ländern legen die Museen den Aktionstag auf den zweiten oder dritten Sonntag im Mai. Ziel der Aktion ist es, auf die Bedeutung und die Vielfalt dieser kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen hinzuweisen. Das Stuttgarter Feuerwehrmuseum in Münster hat morgen, 19. Mai, von 10 bis 16 Uhr, für das Publikum geöffnet.
nab
→www.stuttgarter-feuerwehrmuseum.de