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Handel&Gewerbe

Vom Knecht Ruprecht und dem angesägtem Maibaum

Der HGV Obertürkheim-Uhlbach mit seinem Vorsitzenden Peter Aichinger ist als Gründungsmitglied mit der Geschichte und Entwicklung verbunden.

 Vom Knecht Ruprecht und dem angesägtem Maibaum

Das engagierte Trio der HGV-Vorständinnen Jeanette Neidhardt-Rosenberger, Anette Nanz und Christine Rutzki (v.l.) mit Bezirksvorsteher Kevin Latzel. Fotos: HGV

Ein Ort lebt von den Menschen, die ihn bewohnen – und gestalten. Das weiß auch der Handels- und Gewerbeverein (HGV) Obertürkheim-Uhlbach. Seit nunmehr 35 Jahren setzt er sich dafür ein, dass die Einwohnerinnen und Einwohner Tag für Tag mit Gütern und Dienstleistungen versorgt werden. Und organisiert zahlreiche Veranstaltungen, die das Miteinander im Stadtbezirk bereichern. 

Es gibt immer Menschen, die in einem Ort leben. Und es gibt diejenigen, die dafür sorgen, dass er lebenswert ist. Dazu kann man die Mitglieder des HGV Obertürkheim-Uhlbach zählen. Der Handels- und Gewerbeverein vertritt die Interessen der Handels- und Gewerbetreibenden, Geschäftsleute und Freiberufler. Das Ziel: Die Einwohnerinnen und Einwohner mit allem zu versorgen, was man im Alltag braucht. Dazu zählen Güter wie Dienstleistungen. „Ein hehres Ziel, das vor allem in Zeiten des Online-Shoppings immer schwieriger wird“, sagt Peter Aichinger. „Trotzdem ist es die Mühe wert.“ Peter Aichinger war früher stellvertretender Vorsitzender des HGV und ist jetzt erster Vorsitzender des Bürgervereins Obertürkheim-Uhlbach – und mit der Geschichte und Entwicklung des HGV als Gründungsmitglied verbunden. 

Der Slogan des HGV „Kauf am Ort, dann lebt dein Ort“, ist für Aichinger der Schlüssel dafür, dass Nahversorgung und Dienstleistungen vor Ort bestehen können: „Es gehören drei „Parteien“ dazu: Zum einen die Eigentümer und Vermieter, die zu Preisen vermieten, die auch erwirtschaftet werden können. 

Dann die Geschäftsleute, die kundenorientiert ihren Service anbieten und schließlich die Kundschaft, die sich dann auch mit den am Ort angebotenen Waren und Dienstleistungen eindecken.“ Offiziell wurde der HGV am 15. April 1989 gegründet, „quasi aus dem Bürgerverein Obertürkheim-Uhlbach heraus, der damals die Interessen der Geschäftstreibenden mit vertreten musste“. Den damaligen Vorsitzenden des Bürgervereins, Dr. Emil Obermann, SDR-Chefredakteur und Moderator des Fernsehstreitgesprächs „Pro und Contra“, erkannte man an seiner typischen Bürstenfrisur. 

Der hatte mit den Mitgliedern des Bürgervereins 1989 einige Baustellen: „Die Ortskernsanierung Obertürkheim war gerade fertig geworden, der Containerumschlagplatz war im Werden, die Sperrung der Tiroler Straße wurde nach längeren gerichtlichen Auseinandersetzungen durchgefochten – es war eine wilde Zeit für alle Beteiligten, insbesondere den Bürgerverein“, weiß Aichinger. 

„Der HGV möchte das Bewustsein dafür schärfen, wie wichtig unsere lokalen Geschäfte und Dienstleister sind. Für alle.“

Peter Aichinger, Ehem. stellv. Vorsitzender HGV

Neue Aufgabenteilung

Daraus erwuchs die Erkenntnis, dass der Bürgerverein allein nicht auch noch die Interessen der Geschäftsleute mitvertreten konnte. Mit dem verstorbenen aber nicht vergessenen Obertürkheimer Kunstprofessor Hans K. Schlegel fand man einen engagierten Gründungsvorsitzenden. „Ich fand mich damals in beiden Vorständen wieder.“ 

Heute bilden die drei Vorständinnen Anette Nanz, Christine Rutzki und Jeanette Neidhardt-Rosenberger das Vorstandstrio, unterstützt von Uwe Siegmund als Schriftführer. „Der HGV zeichnet sich dadurch aus, dass er sich ständig darum bemüht, das Angebot am Leben zu halten. Das gelingt durch diverse Aktionen und Veranstaltungen: Der Obertürkheimer Weihnachtsmarkt zaubert alle Jahre wieder besinnliches Flair in die Augsburger Straße.

Peter Aichinger ist erster Vorsitzender des Bürgervereins Obertürkheim-Uhlbach. Foto: Jürgen Brand
Peter Aichinger ist erster Vorsitzender des Bürgervereins Obertürkheim-Uhlbach. Foto: Jürgen Brand

Hier haben die Vereine die Gelegenheit sich zu präsentieren, alle kommen zusammen, treffen neue und alte Bekannte.“

Den Sommer läutet der 1. Mai in Uhlbach mit dem traditionellen Maibaumaufstellen ein. „Der HGV möchte bei der Bevölkerung das Bewusstsein dafür schärfen, wie wichtig unsere lokalen Geschäfte und Dienstleister sind. Nicht nur für die älteren Einwohner, sondern für alle. Das zeigt sich auch daran, dass solche Veranstaltungen ohne ihre Hilfe und Gestaltung gar nicht möglich wären. Der 1. Mai ist dafür ein Paradebeispiel: Die Firma Paule stellt den Autokran, die Feuerwehr wirkt mit, die Firmen Bechstein und Saft-Mayer unterstützen das Event. Das Fest, das einen großen Stellenwert im Ort hat, gäbe es sonst nicht in dieser Form.“ Dabei entstehen auch Anekdoten und nette Erinnerungen für „Ureinwohner“ und neu Zugezogene: „Früher durfte man mit dem ‚Käfig’ am Autokran hängend einen „Rundflug“ über den Uhlbacher Platz machen.“ Ein Mal brach bei einem Sturm die Maibaumspitze ab und in einem anderen Jahr machten sich ein paar Unbekannte am Maibaum zu schaffen und sägten ihn an. „Zum Glück wurde es noch vorm Aufstellen bemerkt und wir konnten in letzter Minute einen Ersatz auftreiben.“ 

Und auch der Winter weckt Erinnerungen: Am Vorabend des Weihnachtsmarktes fuhr der HGV früher mit einem geschmückten Leiterwagen, der von einem Traktor gezogen wurde, durch den Ort. Auch an der Seniorenresidenz Haus am Weinberg machten Weihnachtsmann und Christkind Halt. Heute ist das Christkind noch ein fester und gefeierter Bestandteil des Obertürkheimer Weihnachtsmarktes: Es erscheint mit zwei Engeln und verteilt aus den Fenstern des Rathaus-Erkers heraus Geschenke an die Besucher. 

„Dank des ehrenamtlichen Engagements der Mitglieder ist der HGV nicht nur ein lebendiger Verein, sondern auch eine wichtige Säule der Gemeinschaft.“

Kevin Latzel, Bezirksvorsteher von Obertürkheim-Uhlbach

Eine Tradition, die Margot Schlegel einführte und nun von Gabi Aichinger weitergeführt wird. Auch der Nikolaus und sein Knecht Ruprecht lassen sich sehen und belohnen die Kinder, die ihm ein Gedicht vortragen, mit einer Orange. Die Bedeutung, die der HGV für Obertürkheim und Uhlbach hat, steht auch nach über drei Jahrzehnten außer Frage. Das sieht auch Bezirksvorsteher Kevin Latzel so: „In den vergangenen 35 Jahren hat der HGV mit zahlreichen Aktivitäten und Veranstaltungen das Leben in Obertürkheim und Uhlbach bereichert und ist ein wichtiger Akteur im Stadtbezirk.“ Vor allem das ehrenamtliche Engagement, das die Mitglieder in ihrer Freizeit an den Tag legten, wolle er hervorheben. 

„Dank dieses stetigen Einsatzes und des starken Gemeinschaftsgeists ist der HGV nicht nur ein lebendiger Verein, sondern auch eine wichtige Säule der lokalen Gemeinschaft.“ Nathalie Kauder