Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Wo soll die Interims-Oper entstehen? Der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater hat sich gestern darauf verständigt, nur noch zwei mögliche Standorte für das Übergangsquartier konkret zu prüfen: das ehemalige Paketpostamt in der Ehmann-straße und eine Fläche beim Mercedes-Benz-Museum. Die Idee für ein Gebäude am Gebhard-Müller-Platz wurde verworfen.

Stadt und Land sind fest entschlossen, das Großprojekt anzugehen, betonte Kunstministerin Theresia Bauer nach der Sitzung. Wie berichtet ist das Stuttgarter Opernhaus marode. Grundlage für die mehr als 400 Millionen Euro teure Generalsanierung ist die Schaffung einer Interimsspielstätte, um den Betrieb während der mehrjährigen Bauzeit fortführen zu können. Diese könnte entweder auf einer freien Fläche beim Mercedes-Benz-Museum entstehen oder im ehemaligen Paketpostamt in der Ehmannstraße am Rosensteinpark. Beide Standorte würden den Anforderungen entsprechen, erklärte Finanzstaatssekretärin Gisela Splett: Die Flächen seien ausreichend groß und zeitnah verfügbar.

Beide hätten gleichermaßen aber auch Nachteile, ergänzte Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Der Standort in Bad Cannstatt sei imagemäßig schwierig - im Umfeld von Stadion, Sportplätzen und der Daimler-Zentrale könnte das Opern- und Ballettpublikum ausbleiben. Zudem will Daimler das Grundstück in ein paar Jahren selbst nutzen. Das Paketpostamt in Stuttgart-Nord wiederum müsste zunächst erst einmal von der Stadt erworben und mit Millionenaufwand als Opern- und Ballettspielort ertüchtigt werden. Auch hier wäre das Ausweichquartier zeitlich befristet, die Stadt plant dort langfristig die Erweiterung des Rosensteinparks. Zudem liegen beide Standorte etwas abgelegen, die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist mäßig. Gerade die Erreichbarkeit und die Besucherakzeptanz spielen bei der Standortsuche eine ganz entscheidende Rolle, betonte der geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks.

Der einzige bis dato noch in der Prüfung befindliche innerstädtische Standort indes ist seit gestern aus dem Rennen. Das Grundstück an der Ecke Willy-Brandt-/Schillerstraße - in unmittelbarer Nähe zur denkmalgeschützten Oper - wird nicht weiterverfolgt. Grund dafür sind nicht nur bautechnische Schwierigkeiten an dieser Stelle. Viel schwerer wiegt, dass derzeit völlig unklar ist, wann die Bauarbeiten für das Projekt Stuttgart 21 beendet sein werden. „Wir können hier nicht seriös weiterplanen“, räumte Kuhn ein. Die Bahn hält zwar ungeachtet aller Bauverzögerungen am Fertigstellungstermin für den neuen Hauptbahnhof Ende 2021 fest, doch dieses Datum erscheint längst unwahrscheinlich. „Ich werde im nächsten Stuttgart-21-Lenkungskreis massiv darauf dringen, dass die Bahn endlich einen realistischen Zeitplan vorlegt“, sagte der Kuhn. „Die Hängepartie geht mir auf den Keks.“

Im November soll nun endgültig eine Entscheidung in der Standortfrage getroffen werden, um den Wettbewerb für das Interimsgebäude vorbereiten zu können. Die beiden verbliebenen Varianten sollen bis dahin detaillierter geprüft werden, kündigte Splett an.

Ungeachtet dessen plant der OB noch im Juli eine Debatte im Gemeinderat. Dabei sollen alle bislang diskutierten und auch wieder verworfenen Standorte erörtert werden. Mehr als 25 Vorschläge waren einst im Gespräch. Eine neue, bahnbrechende Idee verspricht sich Stuttgarts Stadtoberhaupt davon allerdings nicht. „Wir können kein Ass aus dem Ärmel schütteln.“ Es ginge vielmehr darum darzulegen, warum der eine oder andere Standort verworfen wurde, erklärte er.