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Beim Derby Stuttgart gegen Karlsruhe hat die Polizei Hunderten Karlsruher-Fans einen Platzverweis erteilt. Der Fan-Dachverband des KSC kritisiert das Verhalten der Polizei.

Stuttgart (dpa/lsw)Der Polizei-Einsatz rund um den brisanten Zweitliga-Derbysieg des VfB Stuttgart gegen den Karlsruher SC sorgt für Kritik und reichlich Diskussionen. Nach dem 3:0 der Schwaben bemängelte der Fan-Dachverband der badischen Gäste deutlich, dass sich die Polizei nicht an Absprachen gehalten habe. In einem offenen Brief schreiben die KSC-Supporters von einem «Vertrauensverlust» und erhoben damit Vorwürfe, die die Polizei am Montag zurückwies.

Am Sonntag hatten nach Polizei-Angaben vom Montag 591 Fans der Karlsruher einen Platzverweis der Polizei bekommen. Tags zuvor war zunächst von rund 200 betroffenen Anhängern die Rede. «Wir verurteilen die katastrophale Kommunikation und Einsatztaktik der Polizeiführung», teilten die Supporters mit und forderten «eine lückenlose Aufklärung».

Grund für die Platzverweise war nach Angaben der Beamten das Abbrennen von Pyrotechnik auf dem Weg vom Bahnhof in Untertürkheim zur Arena. Zudem seien Einsatzkräfte mit Pyrotechnik und Absperrmaterial beworfen worden.

Die KSC-Fans kritisierten, dass Busse nicht wie ursprünglich abgesprochen direkt zum Stadion fahren durften, sondern auch nach Untertürkheim mussten. Die Polizei bezeichnete das veränderte Vorgehen als Standard. «Dass wir diese Taktik nicht mit jedem besprechen, ist doch selbstverständlich», sagte Polizeisprecher Stephan Widmann und meinte: «Das lässt sich im Vorfeld nicht alles planen.»

Auch das Abbrennen von Pyrotechnik durch VfB-Fans auf dem Weg ins Stadion werde nicht ohne Konsequenzen bleiben und soll Ermittlungen zur Folge haben. Anders als KSC-Fans hätten die Anhänger des VfB aber auf die Warnhinweise der Polizei gehört, sagte der Sprecher.

Vor zwei Jahren hatte das Derby in Stuttgart kurz vor dem Abbruch gestanden. Unter anderem Leuchtraketen waren auf den Rasen geflogen. Diesmal blieb es weitgehend ruhig. Der Gästeblock war nicht komplett gefüllt, im Stadion wurde diesmal überhaupt nicht gezündelt. «Wenn der VfB und der KSC aufeinandertreffen, gibt es aus polizeilicher Sicht immer ein erhöhtes Risiko. Am Tag danach können wir festhalten: Es ist gut gelaufen», sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). «Während des Spiels war weniger Stimmung aus der Karlsruher Ecke, weil die halt sehr leer war. Warum, dazu kann ich nichts sagen», sagte VfB-Sportdirektor Sven Mislintat am Montag.

Hinter dem Polizeieinsatz steckt das bundesweit einzigartige Sicherheitskonzept der Stadionallianzen. Im Vorfeld der Partie hatte die Polizei von 400 bis 600 Beamten im Einsatz gesprochen, am Sonntag waren den Angaben zufolge dann 700 Polizisten vor Ort. Fan-Vertreter kritisierten, dass die im Rahmen der Stadionallianzen getroffenen Absprachen nicht eingehalten worden seien. Ziel der Stadionallianzen ist mehr Sicherheit bei Fußballspielen und zugleich weniger unnötig eingesetzte Polizeikräfte.