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Am Samstag trifft der VfB Stuttgart auf den Hamburger SV, den aktuellen Tabellenführer der zweiten Liga. Trainer Tim Walter freut sich auf das Duell der beiden ehemaligen Bundesligisten.

Stuttgart (dpa/lsw) Es sind zwei unmissverständliche Sätze, die Tim Walter als Typen ganz gut beschreiben. «Wir wollen immer nach oben. Das, was hinten dran ist, interessiert mich nicht», sagte der VfB-Trainer am Donnerstag wie selbstverständlich und meint Tabellenplatz eins. Der 43-Jährige gab sich auch vor dem Topspiel beim Hamburger SV wie fast immer in dieser Saison: freudig, schelmisch und energiegeladen.

Es geht ihm im Duell der beiden Aufstiegsrivalen der 2. Fußball-Bundesliga am Samstag (13.00 Uhr/Sky) nicht um die Distanz zu den Verfolgern. Es geht ihm um die Tabellenführung. Auch dass sich sein Luxuskader zuletzt zweimal von Teams aus der Abstiegsregion hat überrumpeln lassen, und der VfB mit zwei Niederlagen nach Hamburg reist, kann seinem Glauben an die eigene Stärke nichts anhaben. Zweifel, dass seine Arbeit nicht den gewünschten Effekt bringt, berühren ihn derzeit nicht.

Tim Walter, ein Trainer ohne Bundesliga-Erfahrung, weiß genau, was er will. Verlieren die Stuttgarter allerdings dieses Zweitliga-Premierenduell und scheitern drei Tage später bei der gleichen Paarung auch im DFB-Pokal, könnte es auch für Walter unruhiger werden. Dabei hatte sich der VfB bewusst für diesen emotionalen und manchmal aneckenden Coach entschieden, der die Schwaben schnellstmöglich wieder in die Bundesliga führen soll.

«Ich kann nicht plötzlich aus Tim Walter jemanden machen, der anderen immer nach dem Mund spricht», sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger und beschrieb, wie Walters Mentalität dem VfB helfen soll: «Dieses Selbstvertrauen soll sich auch auf die Mannschaft übertragen. Auch, dass man sich mal wehrt und sagt, ich bin damit nicht einverstanden. Und dann nicht immer dem Geschmack aller folgt. Das ist auch ein Zeichen von Stärke.»

Das, was Hitzlsperger als Stärke einstuft, kann aber auch zu Problemen führen. Denn zwischen den markigen Worten Walters und der Wirkung klafft eine Lücke. Stabil und überzeugend ist der VfB in den bisherigen zehn Spielen nicht aufgetreten. Die Punkteausbeute (20) kann sich aber noch immer sehen lassen. Der HSV sammelte einen Zähler mehr.

Die Torbilanz zeigt, dass es im Walter-System noch hakt. 15 Treffer hat der Aufstiegsfavorit erzielt, das sind vor dem elften Spieltag die wenigsten von den Teams in den Top fünf. Das Torverhältnis der Hamburger ist beinahe dreimal so gut. «Die Entwicklung ist noch nicht zu Ende. Aber bis hier hin sind wir zufrieden», sagte Hitzlsperger.

Walter verspricht, dass sich an seiner offensiven Spielweise und seinem mit Risiko behafteten Stil auch gegen den «gewieften Taktiker» Dieter Hecking nicht «großartig» etwas ändern werde. Diese Begegnung zweier langjähriger Bundesliga-Konstanten könnte für ihn auch gerade recht kommen. Schließlich hat er als Trainer von Holstein Kiel mit zwei Siegen (3:0, 3:1) in der vergangenen Saison bewiesen, dass ihm die Hanseaten als Gegner liegen.

Walter selbst bleibt sich ohnehin treu: «Ich freue mich einfach des Lebens und von daher bin ich positiv», sagte er. «Wir gehen das mit der vollen Überzeugung an, die in uns steckt.»