Der Rosensteintunnel kommt die Stadt immer teurer zu stehen. Foto: LG/Jan Reich Foto: LG/Jan Reich

Die Kosten für die beiden je 1,3 Kilometer langen Röhren und den Bau des Tunnels erhöhen sich erneut. Mittlerweile ist es die siebte Kostensteigerung innerhalb von sieben Jahren.

StuttgartDie Kosten für den Bau des Projekts Rosensteintunnel schrammen womöglich nur knapp an der 400- Millionen-Euro-Grenze vorbei. Das geht aus einer aktuellen Kostenaufstellung der Stadtverwaltung hervor, über die der Technikausschuss des Gemeinderats am heutigen Dienstag berät. Demnach belaufen sich die Gesamtkosten für den Rosensteintunnel und des Leuzeknotens, der die Bundesstraßen 10 und 14 miteinander verbindet, mittlerweile auf 392,7 Millionen Euro. Rechnet man die städtischerseits erbrachten Arbeitsleistungen (18,6 Millionen Euro) heraus, liegt die Summe bei 374,1 Millionen Euro. Prozentual liegt die Steigerung je nach Rechenart damit zwischen 93 und 103 Prozent. Beim Baubeschluss im Jahr 2012, der von einer Mehrheit des damaligen Gemeinderats aus CDU, SPD, Freien Wählern und FDP gefasst worden war, war die Stadt von Gesamtkosten in Höhe von 193,5 Millionen Euro ausgegangen. Die mittlerweile siebte Kostensteigerung innerhalb von sieben Jahren ist wieder einmal auf Baupreissteigerungen sowie infolge der Vergabeverfahren etwa für die Betriebstechnik des Rosenstein- und des Leuzetunnels (zusammen mehr als neun Millionen Euro) sowie im Bereich Verkehrstechnik (sieben Millionen Euro) zurückzuführen. Zudem hat die Verwaltung einen Posten für „Unvorhergesehenes“ in Höhe von zehn Millionen Euro in die aktuelle Kostenkalkulation eingebaut. Insgesamt erhöht sich damit das Budget nochmals um 34,5 Millionen Euro. Allein seit 2018 waren die Kosten um 66,5 Millionen Euro auf knapp 340 Millionen Euro explodiert. Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) hofft zwar, das nicht noch etwas nachkommt. Ganz ausschließen wollte Thürnau das im Gespräch mit unserer Zeitung aber nicht.

Ein wesentlicher Faktor für die Steigerung ist der weiterhin schwelende Rechtsstreit der Stadt mit dem Zuffenhausener Bauunternehmen Wolff & Müller. Wie berichtet, hatte die Stadt 2017 den Vertrag mit der Firma unter anderem wegen Verstößen gegen die Sicherheit auf der Baustelle sowie unverhältnismäßig hoher Nachtragsforderungen gekündigt – das Unternehmen hatte die Vorwürfe stets vehement bestritten. Infolge der Vertragsauflösung musste die Stadt eine Vielzahl von Arbeiten neu ausschreiben. Zugleich hat die Stadt Wolff & Müller auf Schadensersatz verklagt: Die Forderung beläuft sich auf knapp 60 Millionen Euro. Finanzielle Reserven, die die Stadt ursprünglich in einem mit über 40 Millionen Euro bestückten Risikotopf gebunkert hatte, sind durch vorausgegangene Kostenexplosionen sowie Rückstellungen für den Schadensersatzprozess bereits ausgeschöpft. Hinzu kommt: Die Zuschüsse von Bund und Land sind auf 112 Millionen Euro gedeckelt, die Stadt muss allein für sämtliche Mehrkosten aufkommen.