Noch ohne Uni-Titel: das Katharinenhospital. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth - Lichtgut/Achim Zweygarth

Neben Tübingen, Freiburg, Ulm, Heidelberg und Mannheim will auch Stuttgart Uni-Klinikum werden – und fordert erneute Verhandlungen dazu. Das hat auch finanzielle Gründe.

StuttgartSchon seit Jahren gibt es bekanntlich Bestrebungen der Landeshauptstadt, für seine Krankenhäuser den Status Uniklinikum zu erreichen. Nun, da das Land die Zahl der Medizinstudienplätze erhöhen will, um dem wachsenden Ärztemangel entgegenzuwirken, hat die Stadt dazu einen Anlauf genommen. In Anlehnung an eine andere medizinische Fakultät will man Studierende in den klinischen Semestern ausbilden. Dem Vernehmen nach hat das Wissenschaftsministerium inzwischen aber den Vorschlag gemacht, dass die zusätzlichen 150 Medizinstudienplätze an den bestehenden Fakultäten in Heidelberg, Freiburg, Tübingen, Ulm und Mannheim geschaffen werden sollen.

Doch das will man in Stuttgart nicht hinnehmen. Man habe das Gefühl, bisher nicht ausreichend gehört und anerkannt worden zu sein, sagt der neue Krankenhausbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU). So sei für die Präsentation bei einer Expertenanhörung im Mai im Stuttgarter Hotel Maritim die Zeit viel zu kurz bemessen gewesen. Auch die Besetzung der Expertengruppe hat man bei Stadt und Klinikum als einseitig empfunden.

In der Folge sei der Eindruck entstanden, dass die Entscheidung zuungunsten Stuttgarts schon zu diesem Zeitpunkt gefallen gewesen sei,sagt der Krankenhausbürgermeister. Dies hat man dem Land auch vorgetragen. „Wir hätten gerne eine objektive Entscheidung“, sagte Thomas Fuhrmann. Deshalb soll das Klinikum nun beim Land nochmals die Gelegenheit erhalten, sein Konzept zu präsentieren. Eigentlich wollte das Land die Entscheidung zur Aufstockung der Medizinstudienplätze um zehn Prozent noch vor der Sommerpause treffen. Dies wird nun erst nach den Ferien geschehen. Im Wissenschaftsministerium heißt es, die Sache sei noch in der Abstimmung.

Unterdessen hat das städtische Klinikum seinen Jahresabschluss für 2018 vorgelegt. Darin ist immer noch ein Defizit von rund 15 Millionen Euro ausgewiesen. Das sind aber 3,9 Millionen Euro weniger als im Jahr davor. Die Erträge summierten sich in dem Zeitraum auf rund 688 Millionen Euro. Mit dem genannten Defizit hat man das reduzierte Minus erreicht, dass im Wirtschaftsplan für das vorige Jahr errechnet worden war. „Das ist eine Punktlandung“, sagt Alexander Hewer, der kaufmännische Vorstand. „Die Konsolidierung läuft nach Plan.“ 2015 lag das Defizit noch bei 27,6 Millionen Euro.

„Ich bin mit dem Abschluss für 2018 sehr zufrieden“, sagt der Krankenhausbürgermeister. Er hat vor wenigen Monaten die Nachfolge von Michael Föll (CDU) angetreten, der jetzt Amtsleiter im Landesbildungsministerium von Susanne Eisenmann (CDU) ist. Es ist noch Föll gewesen, der den Fahrplan für den Abbau des Millionendefizits vorgegeben hat. So soll das Minus des städtischen Klinikums bis zum Jahr 2021 zurückgeführt und die sogenannte schwarze Null erreicht sein.

Die Verbesserung des Jahresergebnisses kann auf mehrere Ursachen zurückgeführt werden. So wurde etwa der sogenannte Landesbasisfallwert, auf dessen Grundlage die medizinischen Leistungen jeweils vergütete werden, im vergangenen Jahr erhöht. Überdies hat das Klinikum mit den Standorten Mitte und Bad Cannstatt die Fallzahlen etwas erhöht. In der Psychiatrie bekam das Klinikum einige zusätzliche Planbetten genehmigt.

Eine Herausforderung war und ist die angespannte Personalsituation in den Funktionsdiensten wie den Intensivstationen und den Operationssälen. Vor diesem Hintergrund ist ein schwelender Konflikt mit anderen Krankenhäusern in und um Stuttgart zu sehen. So bezahlt die städtische Einrichtung in den Funktionsdiensten und für Hebammen freiwillige übertarifliche Zulagen. Mehrfach haben die Wettbewerber gegen diese Praxis protestiert, bisher ohne Erfolg. Einzelne Krankenhäuser haben inzwischen mit eigenen Zulagen reagiert. Bekäme das Krankenhaus den Status eines Uniklinikums, würde sich dies günstig auf die Vergütung von Leistungen auswirken.