Die Blitzsäulen an der Cannstatter Straße sind wieder vollständig scharf gestellt – die Anlage im Vordergrund ist dafür umgezogen. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat - 7aktuell.de/Simon Adomat

Drei Monate nach einem Unfall auf der Cannstatter Straße sind alle Säulen wieder funktionsfähig. Pünktlich zum Blitzmarathon stehen sie wieder an einer der wichtigsten Verkehrsachsen Stuttgarts.

StuttgartStehen da jetzt mehr Blitzsäulen? So mancher Autofahrer ist am Mittwoch in der Cannstatter Straße im Stuttgarter Osten stutzig geworden. Nicht mehr nur auf dem Mittelstreifen der Bundesstraße 14, sondern auch rechts am Straßenrand ragen jetzt die grauen Säulen empor. Dort schraubten Techniker an den letzten Einstellungen. Aber kein Zweifel: Die Tempoblitzer sind zurück – und sie sind auch schon wieder scharf. „Die Anlagen gehen heute wieder in Betrieb“, sagt Stadtsprecher Martin Thronberens.

Drei Monate war ein Ensemble aus zwei Blitzeranlagen auf Höhe der Sedanstraße nach einem spektakulären Unfall außer Gefecht. Nun stehen die Säulen wieder – eine wahre Punktlandung. Während die Polizei am Mittwoch in ganz Europa zu einem allgemeinen 24-Stunden-Speedmarathon gegen Raser aufgerufen war, füllte die Stadt Stuttgart zeitgleich die Lücken bei ihren stationären Anlagen auf.

Zurück blieb ein Trümmerfeld

Sozusagen eine Punktlandung war auch der Unfall am 10. Januar dieses Jahres. Ein 41-jähriger Seat-Fahrer war an jenem Donnerstagnachmittag mit seiner achtjährigen Tochter stadteinwärts unterwegs. Plötzlich geriet der Wagen ins Schleudern, driftete nach links, mähte schließlich die beiden Tempomesssäulen in der Fahrbahnmitte komplett um. Zurück blieb ein Trümmerfeld – und reichlich Häme in der Öffentlichkeit.

Die Ursache soll weder Absicht noch Alkohol, noch unerlaubte Ablenkung durch Handybenutzung gewesen sein. „Der Fahrer hatte zuvor wohl einen Fahrstreifenwechsel beabsichtigt“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Offenbar hatte der Seat-Fahrer dabei ein anderes Auto zu spät gesehen und eine unglückliche Ausweichbewegung unternommen. Der neue Wagen schleuderte und prallte dabei ausgerechnet gegen die Blitzsäulen. Totalschaden.

Offenbar sind die Blitzer aber hart im Nehmen. Der Hersteller konnte aus den Trümmern immerhin wieder funktionsfähige Anlagen machen. Das sollte, inklusive Schadengutachtens der Versicherung drei Monate dauern, so die damalige Prognose. Und drei Monate sind es auch geworden. Am Ende wurde an der Überwachungsanlage ein fünfstelliger Schaden bilanziert: „Wir sprechen von 65 000 Euro“, sagt Stadtsprecher Thronberens. Die Polizei hatte ursprünglich 100 000 Euro geschätzt.

Es war übrigens das zweite Mal, dass eine Blitzanlage bei einem Unfall beschädigt wurde – 2015 hatte es 200 Meter entfernt die andere Anlage bei der Heinrich-Baumann-Straße getroffen. Die Reparaturen hatten dort zwei Monate benötigt. Beide Standorte sind mit dem Neuaufbau grundlegend neu sortiert worden. Die Säulen stehen nicht mehr nur in der Mitte, sondern in beiden Richtungen auch am jeweils rechten Fahrbahnrand. „Dies ist der Sonderspur der X-1-Schnellbuslinie geschuldet“, sagt Thronberens. Im Windschatten dieses Busses, der auf der ganz linken Spur verkehrt, konnten Temposünder auf der rechten Spur ungeblitzt davonkommen.

Verkehrsfluss verstetigen

Die Stadt betont, dass nicht etwa Unfallgefahren der Grund für die Tempoüberwachung sind. Vielmehr wolle man den Verkehrsfluss verstetigen und so die Schadstoffemissionen reduzieren, heißt es. Dazu diente auch der Blitzeranhänger, der zeitweise am Neckartor auf Tempo 40 achtgeben sollte. Der ist vorerst verschwunden, die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet. Am Erfolg der Messanhänger hat die Stadt offenbar keinen Zweifel: Mit Bundesmitteln sollen mehrere solcher autonom arbeitender Anhänger beschafft werden, kündigte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) jüngst an. Auch das Land Baden-Württemberg will sein Kontingent um fünf fahrbare Anlagen erweitern.

Doch gibt es denn jetzt an der Cannstatter Straße tatsächlich mehr Blitzsäulen? „Auch wenn es so wirkt“, sagt Stadtsprecher Martin Thronberens, „es sind tatsächlich weiterhin nur vier Säulen.“ Aber die Wirkung muss ja nicht die schlechteste sein.