Das Ensemble aus vier unterschiedlich großen Einzelgebäuden lässt Raum für Grünbereiche und Innenhöfe. Visualisierung: O&O Baukunst/Finest Images Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Die Daimler AG investiert in die Zukunft des Standorts Stuttgart: Gestern wurde der Spatenstich für die Bürostadt der Zukunft im Industriegebiet Vaihingen vorgenommen. Hier entstehen auf rund 41 000 Quadratmetern Fläche vier Gebäude für rund 4500 Mitarbeiter. „Schon diese Dimensionen zeigen: Wir haben Großes vor“, betonte Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber beim symbolischen Baubeginn.

„Wir legen heute den Grundstein für ein weiteres Stück Geschichte von Daimler am Standort Stuttgart“: Office V heißt die neue Daimler-City, die laut Uebber „ein wichtiger Schritt für eine noch bessere Aufstellung des Konzerns in der Stadt“ sei. Man arbeite kontinuierlich an der Optimierung der Büroflächen - auf dem neuen Areal will der Autobauer seine Mitarbeiter zusammenführen und möglicherweise einige kleinere Bürostandorte in Stuttgart und Umgebung aufgeben. Über die Höhe der Investitionskosten macht der Konzern keine konkreten Angaben. Es sollen mehr als 200 Millionen Euro sein.

Die riesige Baugrube zwischen Schockenried- und Industriestraße ist zum Teil schon ausgehoben. Der Start für die Hochbau-Arbeiten ist für Ende dieses Jahres geplant, die Inbetriebnahme im Jahr 2020. Für den Standort auf dem ehemaligen Gelände des Buchgroßhändlers Koch, Neff & Volckmar (KNV) am Wallgraben hat sich der Autokonzern aus zwei Gründen entschieden: Zum einen liegt er etwa in der Mitte zwischen den größten Standorten in der Region - Sindelfingen, Untertürkheim und Möhringen - sowie in Flughafen-Nähe. Zum anderen ist das Areal mit 4,1 Hektar groß genug für die geplanten 90 000 Quadratmeter Nutzfläche.

Offenheit und Flexibilität

Umgesetzt wird der Entwurf des Berliner Architekturbüros Ortner und Ortner, das aus einem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen ist. Das Konzept habe durch Offenheit und Flexibilität überzeugt, sagt Uebber. Verschiedene Arbeitsplatz-Konzepte seien hier ebenso problemlos realisierbar wie eine Kita, ein Betriebsrestaurant, eine Cafeteria und weitere öffentliche Nutzungen. „Wir bauen hier für unsere Mitarbeiter und für das städtische Leben.“ Der Gebäudekomplex mit Freiflächen, viel Grün und einem urbanen Zentrum im Herzen der Anlage wird für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein. Damit unterscheidet sich der neue Daimler-Standort grundlegend vom bislang größten Bürostandort in Möhringen, wo derzeit etwa 3000 Menschen arbeiten - von der Außenwelt völlig abgeschottet.

Noch wisse man nicht genau, welche Abteilungen im Neubauquartier einziehen werden, räumt Jörg Spieß, der Betriebsratsvorsitzende der Konzernzentrale, ein. „Die Diskussionen sind sehr rege.“ Jeder Mitarbeiter würde gern im Office V arbeiten wollen. Denn: „Hier entsteht die Zukunft für kommende Generationen, ein Hauch von Silicon Valley.“ Die 4500 Arbeitsplätze würden den Anforderungen an vernetztes, digitales und mobiles Arbeiten entsprechen.

Die Gebäude erlauben moderne Arbeitsweltkonzepte mit individuellen Rückzugsbereichen und unterschiedlichsten Kommunikationsflächen. Die Büros und Projektflächen befinden sich in den oberen Etagen der insgesamt vier Gebäude mit bis zu sechs Stockwerken. Das Erdgeschoss ist reserviert für Konferenzräume, Kommunikations- und Meetingzonen, Innovationlabs und andere funktionale Bereiche. In einer Tiefgarage stehen 2000 Stellplätze zur Verfügung, vorgesehen sind auch Ladesäulen für Elektro-Fahrzeuge, Rent-a-bike-Stationen und Car2go-Plätze.

Mobilitätskonzept

„Damit diese Vorteile voll ausgeschöpft werden können, brauchen wir eine belastungsfähige Verkehrs-Infrastruktur. Denn klar ist: Die ohnehin angespannte Verkehrssituation vor Ort darf sich in Zukunft nicht weiter verschlechtern“, sagt Uebber an die Adresse von Baubürgermeister Peter Pätzold gerichtet. Zwar sei die neue Daimler-Bürostadt gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen, doch was die Anbindung des Individualverkehrs angehe, gebe es „noch Luft nach oben“. Pätzold kündigte an, dass die Stadt noch in diesem Sommer ein Verkehrskonzept vorlegen werde, das unter anderem den Ausbau der Nord-Süd-Straße, einen neuen P-&-R-Platz sowie die Idee einer Seilbahn detailliert beleuchte. „Wir sehen dieses Areal als ein wichtiges Projekt zur Weiterentwicklung des Synergieparks.“