Der Betrieb am Stuttgarter Flughafen geht trotz der Insolvenz von Air Berlin in den kommenden drei Monaten wie gewohnt weiter. Foto: dpa - dpa

Von Elisabeth Maier

Stuttgart – Als am Dienstag gegen 14 Uhr in den Terminals des Stuttgarter Flughafens die Nachricht von der Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin auf den Bildschirmen erschien, blieben die meisten Fluggäste gelassen. „Auf meine Städtereise hat das keine Auswirkungen“, brachte es eine Passagierin auf den Punkt. Aber nicht nur in Stuttgart hatten bereits in den vergangenen Wochen immer wieder Fluggäste von Air Berlin und der Tochtergesellschaft FlyNiki über fehlende Koffer oder über mehrfach kurzfristig verschobene Flüge geklagt.
„Der Flugbetrieb wird laut Air Berlin fortgeführt“, sagte Flughafendirektor Walter Schoefer. „Das heißt, dass der Antrag auf Insolvenz in den nächsten drei Monaten keine Auswirkungen für die Passagiere in Stuttgart haben wird.“ Die Maschinen von Air Berlin starteten und landeten gestern nach Plan auf dem Flughafen in Leinfelden-Echterdingen. Neben täglichen Linienflügen nach Berlin und Düsseldorf bedient Air Berlin tageweise noch die Urlaubsziele Westerland/Sylt, Olbia in Sardinien und Neapel.
Dennoch betrachtet Schoefer die Insolvenz der Fluggesellschaft, die in Stuttgart 2016 mit 1,86 Passagieren die zweitgrößte Airline am Standort war, mit großer Sorge. „Air Berlin ist für uns ein wichtiger Kunde.“ Schon im Juli hatte Schoefer angekündigt, dass man mit anderen Gesellschaften im Gespräch sei, um die Vielfalt des Streckennetzes für alle Fälle strategisch zu sichern. Denn eine Insolvenz werde für den Stuttgarter Flughafen nicht „bruchfrei“ vonstatten gehen. Jetzt haben sich seine Befürchtungen bewahrheitet.
In den kommenden Wochen werde sich zeigen, zu welcher Lösung die Airline und ihre Partner kommen.“ Bis dies geklärt sei, könne man keine Aussagen darüber treffen, wie sich die Insolvenz konkret auf den Stuttgarter Flughafen auswirkt. Dass das Aus zwangsläufig zu einer Ausdünnung des Angebots in Stuttgart führen werde, glaubt Pressesprecher Johannes Schumm nicht. Die Erfahrung in solchen Fällen habe gezeigt, dass andere Gesellschaften Ziele übernehmen, wenn sich diese wirtschaftlich rechneten. Zwar sei jetzt Eurowings mit einigem Abstand Marktführer in Stuttgart, sagt Direktor Schoefer. Da der Landesflughafen aber mit TUI, Turkish Airlines, Ryanair, Easyjet, der Lufthansa und vielen weiteren Airlines arbeitet, lasse sich das Aus für Air Berlin wohl abfedern.
Air Berlin ist für Stuttgart seit Jahren ein wichtiger Partner und war dort auch Marktführer. 2014 hatte die Fluggesellschaft dem Landesflughafen mit der Direktverbindung nach Abu Dhabi sogar einen weiteren Interkontinentalflug beschert. Die Berliner Fluggesellschaft bot ihn im sogenannten Code-Sharing gemeinsam mit der arabischen Etihad an. Bereits Ende Mai 2016 wurde diese Verbindung aber wieder eingestellt, obwohl ein Gericht die Code-Share-Rechte genehmigt hatte.
Die Strecke zu dem attraktiven Drehkreuz in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate hätte Stuttgarter Touristen und Geschäftskunden schnelle und attraktive Umsteigeverbindungen nach Thailand oder China beschert. Doch das hatte sich offenbar nicht gerechnet. Aus den noch 2014 von Vertretern des Unternehmens öffentlich kommunizierten hochfliegenden Plänen, das Netz in Stuttgart auszubauen, wurde nichts.