Mit Hindernissen will die Stadt Anschläge mit Fahrzeugen verhindern. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski - Lichtgut/Leif Piechowski

Wo jetzt noch provisorische Sperren stehen, sollen verbreiterte Gehwege mit großen Baumtrögen den Verkehr ausbremsen - und so Anschläge mit Fahrzeugen verhindern.

StuttgartÜberdimensionale Planztröge, verschwenkte Fahrspuren und feste sowie versenkbare Poller: Diese Einrichtungen werden das Stadtbild in den kommenden Jahren verändern. Wie andere Städte auch zieht Stuttgart damit die Konsequenzen aus Terroranschlägen wie jenen in Nizza oder den auf den Berliner Weihnachtsmarkt, wo die Täter mit Fahrzeugen in Gruppen rasten. Folglich sollen vor allem Flächen, auf denen oft gefeiert wird, geschützt werden.

Auf ein friedliches und fröhliches Festwochenende hoffen alle, wenn in diesen Tagen in der Landeshauptstadt Tausende unterwegs sind: Fischmarkt, Marienplatzfest, Konzerte auf dem Wasen und im Stadion locken. Auch an diesem Wochenende wird das wieder zu merken sein, denn die Durchfahrtssperren wie in der Bolzstraße sind zu festen Bestandteilen der Vorbereitungen geworden. Und die Polizei ist rund um die Veranstaltungsorte im Einsatz.

Erstes Paket für 1,5 Millionen Euro

Die Stadt Stuttgart wird das Thema nun dauerhaft mit einem ersten Paket lösen, das voraussichtlich 1,5 Millionen Euro kosten wird: Zentrale Plätze in der Stadt sollen mit Sperren und durch umgestaltete Straßenverläufe gegen Anschläge mit Fahrzeugen auf große Menschenmengen geschützt werden. Im ersten Schritt werden die Veranstaltungsorte in der Innenstadt geschützt: Der Schlossplatz, der Marktplatz und der Schillerplatz sollen mit Durchfahrtsperren und Fahrbahnveränderungen abgeriegelt werden. „Natürlich müssen die Rettungsgassen immer noch möglich sein“, sagt Herrmann Karpf, Referent des Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer, auf Anfrage unserer Zeitung. Deswegen hat die Stadt auf ein System gesetzt, dass die Zufahrtswege freihält, wenn Hilfe gebraucht wird.

An der Bolzstraße und an der Stauffenbergstraße, wo seit gut eineinhalb Jahren regelmäßig Betonteile, sogenannte Leitwände, zur Absperrung stehen, soll die Fahrbahn große Fahrzeuge zu einem Zickzackkurs zwingen. Geplant sind sogenannte Gehwegnasen, also Verbreiterungen, die in die Fahrbahn hineinragen; es entsteht eine Slalomstrecke, die man nur langsam befahren kann. Damit man über die Ausbuchtungen nicht fahren kann, kommen Pflanztröge mit Bäumen darauf. Poller, stabile Pfosten, sind an mehreren Stellen geplant: Am Rand des Schlossplatzes, auf der Seite der Bolzstraße, wird die Königstraße damit versehen. An den Seiten werden es feste Poller sein, in der Mitte versenkbare. Versenkbar werden auch die Poller auf Höhe der Stiftstraße sein, die quer über die Königstraße geplant sind. Im Zuge der Marktplatzsanierung sollen auch Poller in der Marktstraße kommen.

Das Tiefbauamt arbeitet an der Vorbereitung. „Wir müssen klären, was alles im Untergrund liegt“, sagt Jürgen Mutz, Leiter der zuständigen Bauabteilung. Denn ein fester Poller brauche, um eine entsprechende Abwehrwirkung zu haben, ein etwa ein Meter tiefes Fundament, das für einen versenkbaren müsse etwa doppelt so tief sein. „Da müssen wir natürlich vorher wissen, welche Leitungen und Schächte im Untergrund verlaufen“, erläutert Mutz. Im Herbst bekomme der Gemeinderat eine entsprechende Vorlage, dann könne man die Sicherheitseinrichtungen ausschreiben. Der Zeitplan sieht vor, dass im kommenden Sommer der Schutz steht. Einen ersten Eindruck könne man schon früher bekommen: Vier erste Poller seien bereits bestellt. „Sie werden am Martin-Schrenk-Weg fest installiert“, sagt Mutz. Dieser führt hinterm Stadion zur Haltestelle Neckarpark.

Auch das Land greift ein

Nicht nur auf städtischem Grund tut sich etwas, auch das Land schützt seine Einrichtungen. Der Landtag bekommt auch einen Schutz. Zur Konrad-Adenauer-Straße hin wird die Natursteinmauer, die auf der Seite zur Oper bereits besteht, verlängert. Die Mauer soll etwa kniehoch werden und soll verhindern, „dass Fahrzeuge unberechtigt in die unmittelbare Nähe des Hauses des Landtags oder des Bürger- und Medienzentrums als Veranstaltungsort gelangen können“, teilte ein Sprecher des Finanzministeriums mit. Die Gestaltung sei auf den Schlossgarten abgestimmt – auch tausche man sich in dieser Hinsicht mit den Fachleuten im Rathaus aus. Das liegt den Lokalpolitikern auch am Herzen: „Ich hoffe sehr, dass die Gestaltung stimmig wird“, sagt zum Beispiel Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) mit Blick auf die geplanten Sicherheitsvorkehrungen.