Bei der Großkontrolle der Polizei landeten die PS-Boliden zunächst mal bei der Müllabfuhr. Quelle: Unbekannt

Auf der Cannstatter Straße – einer beliebten nächtlichen Rennstrecke – wurden die PS-Boliden von der Polizei kontrolliert: nicht der Geschwindigkeit wegen, sondern um die Fahrtauglichkeit der Flitzer zu überprüfen. Nebenbei entdeckten die Beamten auch Schlagwaffen.

StuttgartManchmal trifft es den Sportwagenfahrer auch fernab der Stuttgarter Partymeile. Nicht in der nächtlichen Tempo-30-Zone der Theodor-Heuss-Straße, sondern weiter weg in der publikumsarmen Cannstatter Straße – sinnigerweise bei der städtischen Müllabfuhr. Dort landeten chromglitzernde und felgenglänzende Sportwagen aus Stuttgart und der Region bei einem unfreiwilligen Boxenstopp der Polizei. Die Beamten hatten in der Nacht zum Sonntag eine Großkontrolle gegen die motorisierte Vergnügungsszene aufgebaut.

Die Cannstatter Straße gilt trotz Feinstaubalarm und stationären Blitzern immer noch als beliebte nächtliche Piste zwischen Innenstadt und Bad Cannstatt. Auf der geraden Strecke werden gerne mal Hunderte PS für kurze Beschleunigungsfahrten ausgespielt. Darum ging es den Beamten aber weniger: Sie gingen eher der Frage nach, ob die PS-Boliden so überhaupt fahren dürfen.

Die Sportwagen mussten auf der mehrspurigen Straße durch eine Engstelle, wurden dann zum Boxenstopp auf dem Gelände der städtischen Betriebe Abfallwirtschaft in der Heinrich-Baumann-Straße gelotst. „Insgesamt wurden 120 Fahrzeuge und 253 Personen kontrolliert“, bilanziert Polizeisprecher Martin Schautz. Damit ist statistisch ein Sportwagen im Schnitt mit mindestens zwei Personen besetzt. Für knapp zehn Prozent der kontrollierten Boliden war das Rennen gelaufen: Bei elf Fahrzeugen galt wegen baulicher Veränderungen die Betriebserlaubnis nicht mehr. „Vier Fahrzeuge wurden sichergestellt“, so Schautz.

Dabei gab es aber auch noch ganz andere Dinge zu entdecken: Ein Mercedes-Fahrer wurde angezeigt, weil er einen Teleskopschlagstock griffbereit in der Fahrertür platziert hatte. Ein anderer Fahrer hatte einen baseballschlägerähnlichen Prügel an Bord. Ganz offensichtlich handelte es sich hier nicht um Pannenwerkzeuge.

Die Beamten notierten außerdem sechs Ordnungswidrigkeiten – wegen Mängeln am Licht oder einem Sprung in der Frontscheibe. Bei einem Autobesitzer wurde der Zustand des Kindersitzes beanstandet. Drei Fahrer bekamen wegen zu viel Alkohol oder wegen eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz Probleme.

Man kann den Besitzern von 300-PS-Boliden vieles nachsagen – in einem Punkt ist die Kontrollbilanz vorbildlich: „Es wurde kein einziger Gurt- oder Handyverstoß festgestellt“, sagt Polizeisprecher Schautz. Man kann nur vermuten: Zum Telefonieren hat man eben Freund oder Freundin auf dem Beifahrersitz.