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Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Die Wilhelma braucht dringend ein neues Elefantenhaus, um die Tiere den modernen Standards entsprechend halten zu können. Doch wann mit dem Bau der Anlage begonnen werden kann, ist offen. Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin rechnet nicht mit einem Baubeginn vor dem Jahr 2019.

Schon bei seinem Amtsantritt Anfang 2014 hatte der neue Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin betont, ein neues Zuhause für die betagten Elefantinnen Pama und Zella sei die vordringlichste Aufgabe für den zoologisch-botanischen Garten in den kommenden Jahren. Doch bis mit dem Bau des Geheges begonnen werden kann, ist noch einiges zu tun. Zunächst einmal muss der Rosensteintunnel fertig gebaut werden, dessen Röhren unter dem für die Elefantenanlage vorgesehenen Gelände durchführen werden. Mit der Fertigstellung des Tunnelrohbaus ist planmäßig in zwei Jahren zu rechnen, doch ob bis dahin die Planungsphase samt Architektenwettbewerb abgeschlossen ist, bezweifelt Kölpin. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir 2018 schon mit dem Bau beginnen können.“ Keine Rolle würden dabei die Baumängel am Menschenaffenhaus spielen, die weiterhin Personal binden. Die Behebung der Mängel werde sich zwar noch bis zu vier Jahre hinziehen, man könne aber dennoch nebenher ein Großprojekt stemmen.

Beim Thema Elefantenhaus fällt der Blick zwangsläufig nach Karlsruhe. Auch der dortige Zoologische Stadtgarten will die Dickhäuter in Zukunft in einer größeren Außenanlage unterbringen, der Gemeinderat hat für dieses und weitere Vorhaben erst Ende März 52 Millionen Euro bewilligt. Als Konkurrenz sehe er den Karlsruher Zoo aber nicht, sagt Kölpin. Die Wilhelma stehe vielmehr im Wettbewerb mit Freizeitparks wie dem Europa Park in Rust oder auch mit Einkaufszentren wie dem Milaneo.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, spielt auch die Aufwertung des Wilhelma-Seiteneingangs zur Pragstraße hin eine Rolle. Sobald der Rosensteintunnel fertig ist, soll die Straße bekanntlich unter der Federführung der Stadt zurückgebaut und durch Grünflächen ersetzt werden. „Davon werden wir profitieren“, ist Kölpin überzeugt. „Wir haben aber noch keine ganz genauen Vorstellungen, wie wir uns dort präsentieren werden.“ Durch den ebenfalls geplanten Rückbau der Neckartalstraße könnte zudem ein weiteres Wunschvorhaben Kölpins in Angriff genommen werden: ein Flusspferd-Gehege direkt am Neckarufer. „Diese Idee steht immer noch im Raum“, sagt der Wilhelma-Chef. „Die Stadt weiß, was wir für die Umsetzung bräuchten, und prüft, was machbar ist.“ Sollten die Flusspferde tatsächlich an den Neckar ausquartiert werden, wäre dies eine Attraktion, „die der Stadt Stuttgart nicht zum Nachteil gereichen würde“.

Großprojekte wie Elefantengehege oder Flusspferdanlage müssen freilich finanziert werden. Kölpin betont, das Geld dafür müsse nicht allein vom Land und vom Förderverein der Wilhelma kommen. Es sei nicht auszuschließen, dass künftig auch lokale Firmen einen Neubau in der Wilhelma sponsern könnten.

„Wir werden in dieser Richtung unsere Fühler ausstrecken“, sagt Kölpin. Konkrete Gespräche ließen sich aber erst führen, sobald der Masterplan vorliege. Dieser soll die Marschroute der Wilhelma für die nächsten 10 bis 20 Jahre vorgeben, seine Veröffentlichung war von Kölpin ursprünglich schon für Ende 2014 angekündigt worden. Den ersten Entwurf habe man Mitte 2015 eingereicht, nun gehe es um die weitere Absprache mit dem zuständigen Wirtschafts- und Finanzministerium. Ziel sei es, auch weiterhin den Zusammenschluss von Zoologie, Botanik und historischen Parkanlagen als Alleinstellungsmerkmal beizubehalten und zudem die Attraktivität der Wilhelma sukzessive zu erhöhen. „Ich möchte, dass die Besucher die Wilhelma in Zukunft noch mehr erleben und genießen können“, sagt Kölpin. Dazu sei im Masterplan unter anderem ein Konzept für eine neue Erlebnisgastronomie enthalten.

In den vergangenen Jahren zählte die Wilhelma konstant zwischen 2,2 und 2,4 Millionen Besucher. „Ziel ist es, diese sehr gute Zahl stabil zu halten“, sagt Kölpin. Ob das auch in diesem Jahr klappt, ist indes fraglich. Wegen des durchwachsenen Wetters seien bislang etwa 10 bis 15 Prozent weniger Besucher gekommen. Diese Minus lasse sich nur aufholen, wenn das Wetter vor allem in den Sommermonaten mitspiele. Einen positiven Effekt auf die Besucherzahlen erhofft sich Kölpin von der direkt vor den Haupteingang verlegten Stadtbahnhaltestelle, die voraussichtlich Anfang August fertig sein soll.

Zwei kleinere Bauprojekte stehen bereits in den Startlöchern. Ab August wolle man mit dem Rohbau für das neue Vogel- und Kleinsäugerhaus beginnen, im Winter solle dann schon der Innenausbau folgen, so dass im nächsten Frühjahr die Tiere in ihr neues Domizil eingewöhnt werden könnten. Ähnlich fix soll es beim neuen Gehege für die Schneeleoparden gehen. „Ein paar Kleinigkeiten“ seien noch zu erledigen, sagt Kölpin, dann könne man das Baugesuch einreichen und möglichst noch in diesem Jahr mit dem Bauen beginnen. Die Eröffnung könnte dann im Sommer 2017 über die Bühne gehen.