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Die Wohnbaugenossenschaft Eventus sammelte Millionen für erfundene Immobilienprojekte ein. Gutachter monieren gravierende Defizite bei der Aufsicht der Genossenschaft.

Stuttgart (dpa)Das Gutachten im Fall der Wohnbaugenossenschaft Eventus bleibt vorerst unter Verschluss. Der Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (VBW) habe Rechtsmittel gegen die Veröffentlichung eingelegt, wie eine Sprecherin am Montag auf Anfrage mitteilte. Ob und wann das Schriftstück veröffentlicht wird, muss nun ein Gericht klären.

Es geht darin um die Rolle des VBW bei der Eventus-Pleite. Die Wohnbaugenossenschaft hatte im Herbst 2017 Insolvenz angemeldet. Der Gründer und einstige Chef war im März wegen Betrugs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Laut Gericht hat er mit falschen Versprechungen über Jahre hinweg von Mitgliedern rund 9,4 Millionen Euro für Immobilienprojekte eingesammelt, obwohl hinter der Genossenschaft kein funktionierendes Geschäftsmodell stand. Ob die Anleger je etwas von dem Geld wiedersehen, ist fraglich.

Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass Eventus mit dem Geschäftsmodell nie als Genossenschaft hätte gegründet werden dürfen. Das zu verhindern, wäre die Aufgabe des VBW gewesen, der die Wohnbaugenossenschaften überprüft. Der Verband weist die Vorwürfe der Pflichtverletzungen zurück.

Wirtschaftsministerin wollte Gutachten öffentlich machen

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hatte vor gut einem Monat versprochen, das Gutachten rasch offenzulegen. Nachdem ausgewählte Mitglieder des Landtags bereits Einsicht nehmen konnten, wollte das Wirtschaftsministerium den Bericht wenigstens teilweise geschwärzt für die betroffenen Anleger offenlegen. Die Schwärzung ist notwendig, um personenbezogene Daten und Geschäftsgeheimnisse zu schützen.

Es lägen mehr als 100 Anträge auf Herausgabe vor, vier davon seien bereits positiv beschieden. Für die Geschädigten geht es auch um die Frage, ob sie mit Hilfe des Gutachtens weitere Schadenersatzansprüche durchsetzen können. Wann sie tatsächlich Einsicht nehmen können, ist nun wieder völlig offen.

Der Wirtschaftsexperte der SPD-Landtagsfraktion, Boris Weirauch, sagte: "Es ist zutiefst bedauerlich, dass die Geschädigten nach wie vor in der Luft hängen. Ich erwarte, dass das Wirtschaftsministerium alle Hebel in Bewegung setzt, um eine Veröffentlichung des Gutachtens zu ermöglichen." Dass der VBW gegen die Veröffentlichung vorgehe, sei definitiv der falsche Weg, um Vertrauen zurückzugewinnen.