Verbogene Verkehrsschilder liegen an der Unfallstelle in der Rosensteinstraße. Zwei Menschen starben bei dem schweren Verkehrsunfall. Foto: dpa - dpa

Nach dem Horrorunfall mit einem gemieteten Jaguar einer Verleihfirma in Nürtingen wird der Autovermieter bedroht und beleidigt. Die Ermittlungen gegen die Urheber der Posts und Kommentare laufen.

NürtingenBis vor wenigen Tagen war der Unfallwagen noch im Netz zu finden: Hübsch in Szene gesetzt vor dem Neuen Schloss in Stuttgart konnten sich Autofans den Jaguar anschauen, der ab 149 Euro pro Tag vermietet wurde. Vor knapp zwei Wochen war der Wagen in einen tödlichen Unfall in Stuttgart verwickelt gewesen. Nun hat der Betreiber des Sportwagenverleihs in Nürtingen seine Facebook-Seite stillgelegt und seine Homepage leer geräumt. Nur noch der schwarze Hintergrund ist zu sehen – keine Adresse mehr, keine Preistabelle, keine Fahrzeuge mehr. Parallel dazu hat der Betreiber wegen der Kommentare im Internet Anzeige erstattet. Er fühlt sich beleidigt und bedroht. Das bestätigte die Polizei.

Ein Wagen des Verleihs, ein weißer Jaguar F-Type R, war am Abend des Mittwoch, 6. März, an der Rosensteinstraße ins Schleudern geraten. Der 20-Jährige am Steuer, der das Auto gemietet hatte, hatte laut der Polizei die Kontrolle aufgrund überhöhter Geschwindigkeit verloren. Der Wagen schleuderte beim Kino Ufa-Palast in den Kleinwagen eines jungen Paares. Der 25-jährige Fahrer und die 22-jährige Beifahrerin waren auf der Stelle tot. Gegen den Fahrer wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Er sitzt in Untersuchungshaft. Die Kommentare auf der Facebook-Seite des Autovermieters aus Nürtingen an den Tagen nach dem Unfall waren deutlich. Viele gaben dem Vermieter eine Mitschuld am Tod der jungen Menschen, weil er das PS-starke Auto an einen extrem jungen Fahrer vermietet hatte. Aufgrund dieser Reaktionen im Netz hat der Mann sich nun an die Polizei gewandt.

„Uns liegen Anzeigen vor wegen Beleidigung und Bedrohung“, sagt die Polizeisprecherin Andrea Kopp vom Präsidium Reutlingen. Über die Qualität der geäußerten Drohungen und die tatsächliche Gefahr, die für den Mann bestanden habe, könne sie nichts sagen, da die Ermittlungen noch laufen. Ein Ansatz, gegen den Vermieter zu ermitteln, liegt laut Heiner Römhild, dem Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, nicht vor. „Es ist erlaubt, Autos auch schon ab 18 zu vermieten“, sagte er. Laut dem Dachverband der Versicherungen in Deutschland bestehen keine Altersgrenzen. Jeder Vermieter kann die entsprechende Absicherung mit der Versicherung aushandeln.

Da junge Fahrer zwischen 18 und 25 als risikobereit und zugleich unerfahren gelten, vermieten viele Verleihfirmen Autos mit hoher PS-Zahl an Kunden erst ab 21 oder sogar erst ab einem Mindestalter von 25 Jahren. Der Jaguar F-Type R des Verleihs hatte 550 PS und kam laut dem Anbieter auf eine Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometer pro Stunde. Von 0 auf 100 beschleunigte er in 4,2 Sekunden. Der Vermieter, der sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht gemeldet hat, bot ihn ab 149 Euro pro Tag mit 100 Kilometern inklusive an. Wer ihn leihen wollte, musste mindestens 19 Jahre alt sein und eine Kaution von 1000 Euro hinterlegen – wahlweise sein eigenes Auto als Sicherheit dalassen. Bei Schäden wurde eine Selbstbeteiligung von 2500 Euro fällig.

Die Anwältin des 20-jährigen Unfallfahrers hat Haftprüfung beantragt. Die Staatsanwaltschaft begründete die Untersuchungshaft des jungen Mannes mit der Fluchtgefahr, die bestehe, wenn er auf freien Fuß komme. Ein Haftrichter sah das auch so und erließ den Haftbefehl. Die Anwältin sieht diese Gefahr nicht. Der Haftprüfungstermin soll nach Informationen unserer Zeitung in der kommenden Woche sein.