Die Katze benötigt eine Behandlung - in Notfällen springt der Verein ein, wenn der Halter die Tierarzt-Rechnung nicht bezahlen kann. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Die Katze braucht dringend eine Behandlung beim Tierarzt, der Hund hatte einen Unfall, ein Kaninchen muss vorübergehend untergebracht werden. Wenn Tierhalter unverschuldet in Not geraten sind und die Versorgung ihres Vierbeiners nicht selbst gewährleisten können, dann springt kurzfristig der Ende 2014 gegründete Tierschutzsozial- und Notfallfonds ein.

In der Drogenberatungsstelle sitzt ein Hund - er gehört einer jungen Frau, die so schwer von ihrer Sucht gezeichnet ist, dass sie sofort in eine Klinik gebracht werden muss. Die Frau ist für die nächsten Tage versorgt, doch wohin mit ihrem Hund in dieser Zeit? „Wir haben uns um die Vermittlung in eine Tierpension gekümmert und die Kosten für die vorübergehende Unterbringung übernommen“, erzählt Cornelie Jäger. Weil sie in ihrem beruflichen Alltag immer wieder mit Situationen konfrontiert wurde, in denen schnelle, unbürokratische Hilfe vonnöten war, hat die baden-württembergische Landesbeauftragte für Tierschutz die Gründung dieses Vereins angeregt. Sie ist dessen zweite Vorsitzende. Tierschutz praktizieren, indem bedürftigen Menschen geholfen wird - das ist der erklärte Auftrag des Fonds. Behörden würden sich in Notfällen oft schwer tun - vor allem wegen der Kosten. Auch ihrer im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz angesiedelten Stabsstelle würden dafür die Mittel fehlen. „Wir schließen gewissermaßen eine Lücke im System.“ Dabei ginge es meistens nur um kleinere Beträge. „Wir wollen verhindern, dass sich Herrchen oder Frauchen wegen akuter Engpässe von ihren tierischen Freunden trennen müssen und diese ins Tierheim kommen.“

Gerade sozial schwache Menschen hätten einen starken Bezug zu ihren Tieren, weiß Cornelie Jäger. Tierschutz dürfe aber nicht daran scheitern, dass beispielsweise für die Kastration eines Katers das Geld fehle. Oder dass Auflagen des Veterinäramtes nicht erfüllt werden, weil die Tierhalter außerstande seien, für die damit verbundenen Kosten aufzukommen.

Doch der Verein, der bislang 28 Mitglieder zählt, hat klare Regeln: „Die finanzielle Hilfe wird nur kurzzeitig gewährt, wir wollen keine Daueralimentierung“, betont Cornelie Jäger. Die Tierhalter müssten ihre Bedürftigkeit nachweisen. Und: Die Tiere sollten schon lange Zeit im Besitz sein. „Wir wollen nicht die Neuanschaffung fördern.“ Einer Hartz-IV-Bezieherin beispielsweise, die sich drei junge Katzen zugelegt hatte und nun deren Arztbehandlung bezahlt bekommen wollte, hat der Verein deshalb eine Abfuhr erteilt, berichtet Cornelie Jäger.

„Benni“ hingen wurde geholfen: Der kleine Hund hatte sich beim Zusammenstoß mit einem großen Hund schwer verletzt: doppelter Gelenktrümmerbruch. Die hohen Behandlungskosten konnte Frauchen nicht selbst schultern. Sie zahlte aber den ihr möglichen Teil der Tierarztrechnung, den Rest übernahm der Notfallfonds. „Obwohl die Prognose für Bennis Beinchen erst nicht gut klang, scheint alles so gut verheilt zu sein, dass der Kleine wieder ein normales Hundeleben führen kann“, freut sich Tierschützerin Jäger.

In den zwei Jahren seit seiner Gründung hat der Tierschutz- und Notfallfonds in knapp 20 Fällen finanzielle Unterstützung leisten können. Das sei wenig, räumt der Vereinsvorsitzende Stefan Eisenmann bedauernd ein. Man sei leider noch sehr damit beschäftigt gewesen, die bürokratischen Hürden einer Vereinsgründung zu nehmen. Jetzt aber sei man vom Finanzamt als mildtätig anerkannt worden - und könne an die Öffentlichkeit gehen. Neue Mitglieder und Spender seien willkommen. Denn: „Wir rechnen mit zahlreichen Anfragen bedürftiger Tierhalter.“

Dem Notfallfonds, dessen Arbeit sich auf Baden-Württemberg beschränkt, geht es übrigens nicht nur um Haustiere. Er kann auch einspringen, wenn Pferde, Schafe oder Rinder beziehungsweise deren Halter kurzfristig in Notlagen geraten sind. Selbst mit Exoten hätte man kein Problem, sagt Cornelie Jäger.

Informationen über den Verein gibt es online unter der Adresse http://tierschutzfonds-bw.de.