65 Jahre und kein bisschen leiser: Walter Sittler. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (dpa) - Ein Bösewicht wird Walter Sittler nicht mehr. Lehrer hat er gespielt, Familienväter, einen Chefarzt natürlich. Und aktuell flimmert der grau melierte Schauspieler regelmäßig als deutscher Kommissar der Schwedenkrimireihe „Der Kommissar und das Meer“ über Deutschlands Mattscheiben. Auch ohne Bösewicht-Rollen hat der einst als Schwiegermutter-Liebling abgestempelte Wahl-Stuttgarter seinen Platz im deutschen Fernsehen gefunden. Heute feiert der smarte 1,94-Meter-Mann seinen 65. Geburtstag.

Walter Sittler kommt als jüngstes von acht Kindern 1952 in Chicago zur Welt. Sein Vater, ein US-amerikanischer Anglistik- und Germanistikprofessor, und seine Mutter, eine deutsche Lehrerin, hatten sich dort in den 40er-Jahren niedergelassen. Als Walter sechs Jahre ist, geht es zurück nach Deutschland. Hier wächst er in Internaten auf, rund drei Jahre davon im Schloss Salem am Bodensee. Arzt wollte er werden, irgendwann in den 70ern jedoch fängt er Feuer für die Schauspielerei. Engagements in Mannheim und Stuttgart manifestieren seien Lebensweg.

Sittler ist ein politischer Mensch. Von jeher. „Grünen-nah“, sagt er. „In Baden-Württemberg stimmt das auf jeden Fall, auf Bundesebene passt SPD-nah besser.“ Diesen Unterschied macht er seit dem Streit um das Milliarden-Bahnhofsprojekt Stuttgart 21, das er nach wie vor für unnötig hält - Sittler ist eines der prominentesten Gesichter des Protestes. Auf Vorschlag der SPD war er Wahlmann bei Bundespräsidentenwahlen. Sittler ist gerngesehener Gast im Polittalk, selbst will er aber nicht in die Politik. „Gute Politiker haben starke Leute um sich rum. Die hätte ich nicht.“

Skandale hatte und hat Sittler niemandem zu bieten. „Ich weiß, das macht mich langweilig“, feixt er gerne. Seit über 30 Jahren ist er mit der Filmemacherin Sigrid Klausmann verheiratet, sie haben drei erwachsene Kinder. Jennifer, Benedikt und Lea-Marie gehen längst ihre eigenen Wege, sind aus dem Haus. Alle drei haben wie ihre Eltern kreative Berufe. Wird er gefragt, ob er sich deshalb keine Sorgen um ihre Zukunft mache, antwortet er stets: „Nein. Die machen das schon.“ Und, ob er nicht gerne Opa wäre? „Ich würde mich nicht wehren.“

„So lange mich jemand will, mache ich weiter“, sagt Sittler über das Rentenalter 65. Etwas öfter daheim in Stuttgart bleiben, sei aber schon ein Ziel oder Wunsch für die nächsten Jahre. „Ich bin so viel gereist, jetzt können auch mal die anderen fahren“, sagt er. Mehr en suite zu spielen bei einem freien Theaterensemble, könne er sich vorstellen. Es gebe auch schon konkrete Pläne.

Auch Solo-Bühnenprogramme wie „Als ich ein kleiner Junge war“ über die Kindheit des Autors Erich Kästner will er weiter machen. Ebenso wie die gemeinsame Arbeit mit seiner Ehefrau an Dokufilmen. Für ihr Projekt „199 kleine Helden“, bei dem beide Kinder aus 199 Ländern auf ihren Schulwegen porträtieren, ist sie sogar an seinem 65. Geburtstag in der Welt unterwegs. Sittler freut sich auf einen ganz ruhigen „Vater-Tochter-Tag“. Seine Jüngste kommt aus Schweden zu Besuch.