Teures Ticket: Ab 2018 sollen die Preise für den Nahverkehr wieder steigen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Mit Beginn der nächsten Feinstaubsaison am 15. Oktober wird ein neues Umwelttagesticket für den Nahverkehr eingeführt. Es löst das Feinstaubticket zum Kindertarif ab und gilt nicht nur an Alarmtagen, sondern ganze sechs Monate lang: 4,50 Euro kosten dann die zwei Stuttgarter Zonen. Zudem sollen ab 2018 die Preise für Bus- und Bahnfahrkarten im VVS-Gebiet um 1,9 Prozent teurer werden.

Es ist erklärter Wille aller Akteure: Der Tarif im Gebiet des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) soll einfacher und übersichtlicher werden. Wie berichtet, soll aus der Landeshauptstadt eine einheitliche Tarifzone werden und im Umland die Sektorengrenzen in den Außenringen entfallen. Eine solche Tarifreform aber lässt sich laut VVS-Geschäftsführer Horst Stammler nicht von heute auf morgen umsetzen, sondern könne frühestens 2019 realisiert werden. „Wir sind uns mit den Landkreisen einig, dass wir nicht nur isoliert die Tarifzonen in Stuttgart angehen dürfen, sondern das gesamte Tarifzonensystem im VVS betrachten müssen“, betonte Oberbürgermeister Fritz Kuhn, als er gestern Pläne zur Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs vorstellte.

Dennoch will man ab diesem Herbst einen „Vorgriff auf die Einheitszone für Stuttgart“ vornehmen. Kuhn, der Aufsichtsratsvorsitzende des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) und des größten darin vertretenen Verkehrsunternehmens, der Stuttgarter Straßenbahnengesellschaft (SSB), schlägt ein Umwelttagesticket als Nachfolger des bisherigen Feinstaubtickets vor. Details müssten allerdings noch mit dem Land Baden-Württemberg abgestimmt werden, schließlich soll es die Hälfte der Kosten von etwa vier Millionen Euro übernehmen. Was weniger wäre als zuletzt: Das Feinstaubticket hatte dem VVS im vergangenen Winter Einnahmeausfälle von rund elf Millionen Euro beschert.

Bisher waren an Feinstaubalarmtagen Einzel- und Viererfahrscheine um die Hälfte billiger. Das neue Umwelttagesticket soll mit Beginn der neuen Schadstoffperiode am 15. Oktober im gesamten VVS-Gebiet bis Mitte April nächsten Jahres gelten, und zwar unabhängig von Alarmtagen. Drei Preisstufen sind vorgesehen: Für ein bis zwei Zonen würde es 4,50 Euro (heute 6,90 Euro) kosten, für drei bis vier Zonen 7,70 Euro (heute 11 Euro) und für das gesamte Netz 12,10 Euro (heute 15,30 Euro). Der Preis, so Stammler, errechnet sich jeweils aus einer Hin- und Rückfahrt für die günstigere Zone. Spätestens die dritte Fahrt sei kostenlos. „Das entspricht einer Ermäßigung von 20 bis 35 Prozent im Vergleich zum bisherigen Tagesticket.“ Trotzdem seien die Abo-Kunden mit ihren Zeittickets immer noch günstiger unterwegs. „Dass die Kunden, die täglich mit uns fahren, einen Preisvorteil haben, ist uns besonders wichtig“, sagt Stammler.

Außerdem soll ab nächstem Jahr das 9-Uhr-Ticket in die Jobticketregelung einbezogen. Mit dem Firmenrabatt und dem Arbeitgeberzuschuss könnte der Preis für diese Monatskarte für zwei Zonen von derzeit 56,33 auf 39,90 Euro gesenkt werden. „Wir müssen einen tariflichen Anreiz setzen, damit Menschen, denen das möglich ist, erst nach der Stoßzeit fahren“, sagte Kuhn. Eingeführt werden soll auch eine „Bestpreis-App“: Nutzern, die per Smartphone ihren Fahrschein lösen, wird am Monatsende automatisch die günstigste Ticketart in Rechnung gestellt.

Kuhn ging auch auf die kommende Tarifrunde beim VVS ein. „Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs kostet viel Geld. Daher können wir auf eine moderate Erhöhung nicht verzichten, zumal die Kosten gestiegen sind und deutliche Verbesserungen im Angebot vorgenommen werden“, betonte der OB. Die Nahverkehrsoffensive sei „in vollem Gang“: Unter anderem werde die Stadtbahnlinie U 19 von Neugereut bis zum Neckarpark ab Herbst in den Dauerbetrieb gehen, am 9. Dezember die U 12 von Dürrlewang nach Remseck in Betrieb genommen und ab Ende 2018 die neue U 16 zwischen Fellbach und Giebel verkehren.

Kuhn setzt sich dafür ein, dass die Preiserhöhung 2018 auf 1,9 Prozent begrenzt wird. „Uns ist wichtig, dass wir unter der Zwei bleiben.“ Die Anpassungsrate wäre damit so gering wie 2017. Über den Vorschlag wird in den Aufsichtsratssitzungen von SSB und VVS Ende Juni und Ende Juli abgestimmt. VVS-Chef Stammler rechnet durch die Tarifanpassung mit Mehreinnahmen von 9,5 Millionen Euro im nächsten Jahr.