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Mehr als 900 der fast quadratischen Messingplatten gibt es in Stuttgart – und nun kommen weitere hinzu.

StuttgartDer Kölner Künstler Gunter Demnig kommt gerne nach Stuttgart. Hier ist deutschlandweit eine der ersten Initiativen aus der Bürgerschaft heraus entstanden, die ihn beim Verlegen von Gedenktafeln, den sogenannten Stolpersteinen, aktiv unterstützt. Harald Stingele ist einer der Aktivisten der ersten Stunde, er erinnert sich: „Gegründet wurde die Initiative vor 20 Jahren im Stuttgarter Osten. Der Ansatz war die Überlegung, was anlässlich des 60. Jahrestags der Pogromnacht von uns aus getan werden könnte.“

Die Stadtverwaltung hat dieses Vorhaben schnell unterstützt. „Der damalige Stuttgarter OB Wolfgang Schuster hat schnell die Bedeutung unseres Anliegens erkannt“, sagt Stingele. Die Verlegung muss behördlich genehmigt werden, denn die Stolpersteine sind danach im Besitz der Stadt als Schenkung.

Heute wird wohl jeder in der Stadt eine oder mehrere dieser fast quadratischen Messingplatten von der Größe eines Pflastersteins kennen. Mehr als 900 davon gibt es in Stuttgart, schätzt Stingele. Und es werden noch mehr: Acht weitere kommen an diesem Donnerstag hinzu. Im Mittelpunkt steht die Veranstaltung von 9.30 Uhr an bei der Königstraße 19 b.

Susanne Bouché von der Stolperstein-Initiative Stuttgart-Nord hat Angehörige der Familie Rothschild aus den USA nach eingeladen. Sie werden bei der Verlegung dabei sein. 1870/71 siedelten der Viehhändler Löb Rothschild und seine Frau Hannchen mit vier Kindern nach Bad Cannstatt. Dort kamen zehn weitere Kinder auf die Welt, die Verwandtschaft zog nach. Die Nazis haben sei ermordet. An drei von ihnen wird beispielsweise mit Gedenksteinen erinnert.

Stolpersteine gibt es längst länderübergreifend, in 23 europäischen Ländern sind sie zu finden. Und Stingele ist froh, dass auch in Stuttgart die Idee weiterentwickelt wird, eben mit Stolperkunst. So hat das Theater Tri-Bühne zum Beispiel das Stück „Schweigen ist Silber“ entwickelt.