Die Kommunikationstrainieren zeigen, wie Körpersprache im schlechtesten Fall aussieht: Gesenkter Blick und verschränkte Arme signalisieren dem Gegenüber Desinteresse. Fotos: Olbort Quelle: Unbekannt

Von Janey Olbort

Stuttgart - Schweißperlen rinnen von der Stirn. Der Körper verkrampft sich, man verschränkt die Arme vor der Brust und weicht den Blicken seines Gegenübers aus. Jede Sekunde erscheint unendlich lang. So oder ähnlich ergeht es vielen Menschen in ungewohnten Druck-Situationen - etwa bei Bewerbungsgesprächen oder während einer Präsentation. Haltung und Gestik drücken dann alles andere als Selbstbewusstsein aus. Doch wie kann man in solchen Situationen wieder Herr über den eigenen Körper werden? „Es hilft, sich in Bewegung zu setzen, statt steif da zu stehen“, sagt die Stuttgarter Kommunikationstrainerin Kira Thomas. Beispielsweise durch Handbewegungen. Bei einem Blackout etwa sorge Bewegung dafür, „dass die Gedanken wieder fließen können und Druck abgebaut wird“. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Constance Klemenz bringt Thomas anderen Menschen bei, wie Körpersprache, Stimme und Auftreten verbessert werden können.

Es gibt kein Patentrezept

Ein Patentrezept für optimale Körpersprache gibt es nicht, ein paar grundsätzliche Tipps schon: Im Gespräch sollte man zum Beispiel die Hände oberhalb der Gürtellinie halten. „So sind die Arme aktiver und einfacher zu nutzen“, sagt Thomas. Außerdem sind Blickkontakt und eine aufrechte Haltung wichtig, um Interesse am Gespräch zu signalisieren. Desinteresse wird dagegen durch gesenkten Kopf mit Blick auf den Tisch oder die Füße sowie hängende Schultern und verschränkte Arme ausgedrückt.

„Um souverän aufzutreten, sollte man keine Choreographie einstudieren, sondern sich trauen, Mimik und Gestik auf natürliche Weise einzusetzen“, sagt Thomas. Auswendig gelernte Bewegungsabläufe würden dagegen unnatürlich wirken. Um selbstbewusster aufzutreten, könne es helfen, ungewohnte Situationen durchzuspielen, um das Gefühl für den eigenen Körper zu verbessern. „Aber nicht vor dem Spiegel“, sagt sie. Da andere Menschen einen immer anders wahrnehmen, als man selbst das eigene Spiegelbild.

Für den gelungenen Einsatz von Körpersprache sei es wichtig, sich wohl zu fühlen, sagt Constance Klemenz, denn „dann macht man keine Fehler“. Im Kontakt mit Fremden beschäftigen sich viele Menschen jedoch so sehr damit, was sie mit ihren Händen und Füßen machen sollen, dass ihr Auftreten unnatürlich wirkt. „Wenn man den inneren Bewegungsimpulsen nachgibt, wird die Körpersprache automatisch authentisch“, sagt Kira Thomas. Gut beobachten könne man natürliches Verhalten beispielsweise bei Kindern, die sich den Einsatz der Hände und des Körpers beim Sprechen - im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen - noch nicht abgewöhnt haben.

Sich trauen, den Körper einzusetzen

Zu einem souveränen Auftreten gehört aber auch Mut. „Viele Menschen haben aufgehört, klare Meinungen zu vertreten und diese durch ihre Körpersprache zu unterstreichen“, sagt Thomas, das mache sich auch in der Kommunikation bemerkbar. „Man muss sich trauen, das Gesagte mit Gesten zu unterstreichen.“ Selbst in alltäglichen Situationen verändert die Körpersprache die Wirkung des Gesagten: Wenn Gäste etwa mit sprichwörtlich offenen Armen willkommen geheißen werden, wirkt das herzlicher, als ein leises „Hallo“.

Die Kommunikation hat sich in den vergangenen Jahren durch die Digitalisierung verändert - mit Auswirkungen auf die Körpersprache. Es wird getippt, statt gesprochen. Den Blick auf das Display gerichtet, den Kopf gesenkt, die Umgebung wird ausgeblendet. Soziale Medien seien zwar wichtig und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, wer aber überwiegend via Messengerdienste mit dem Smartphone kommuniziere, verändere dadurch auch seine Körpersprache, sagt Thomas. Um so wichtiger sei es, ein „Bewusstsein dafür schaffen, dass Kommunikation anders ist, wenn Menschen mit Menschen diskutieren statt sich zu schreiben“.