Alexandra Sußmann nimmt die Listen von Gundi Liebehenschel entgegen. Quelle: Unbekannt

Die Haltestellen der SSB sind nicht barrierefrei. Oftmals beträgt der Abstand zwischen der Bahn und dem Fahrsteig mehr als zehn Zentimeter. Dagegen ist eine Gruppe von Betroffenen nun vorgegangen.

StuttgartDie mangelnde Barrierefreiheit einer beträchtlichen Zahl von Stadtbahn-Haltestellen der SSB sind seit Jahren ein Thema in der Kommunalpolitik. Das Problem ist der Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Fahrzeugeinstieg. An etwa einem Dutzend Haltestellen beträgt dieser zehn Zentimeter und mehr. In diesen Fällen kommen Betroffene mit einem modernen, schweren Elektrorollstuhl nicht in die Bahnwaggons.

Nun hat eine Gruppe von behinderten Menschen das Thema erneut in die Öffentlichkeit gebracht und eine Liste von rund 400 Unterschriften im Rathaus an die Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne) übergeben. Eine der Initiatoren der Aktion ist die 76-jährige Gundi Liebehenschel, die seit etwa fünf Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist. Sie wohnt bei ihrer Tochter in Untertürkheim im Erdgeschoss des Hauses. Nur: „Dass ich alleine am gesellschaftlichen Leben teilnehme, ist fast nicht möglich, musste ich schmerzlich feststellen“, sagt Liebehenschel. Bei der Übergabe der Listen im Rathaus sagte Sozialbürgermeisterin Sußmann, man nehme das Anliegen der Betroffenen sehr ernst. Es sei der Verwaltung wichtig, dass Menschen mit einer Behinderung in der Stadt „die bestmöglichen Bedingungen vorfinden, damit sie in Stuttgart gut leben und mobil sein können“.

Winfried Reichle, der Leiter des Bereichs Technische Infrastruktur der SSB, erklärte, man habe in den vergangenen Jahrzehnten viel in die Stadtbahn-Haltestellen investiert und alle Stationen im Stadtgebiet mit Hochbahnsteigen ausgestattet. Man arbeite weiter daran, bestehende Hindernisse „so weit wie möglich zu reduzieren“, so Reichle. Die Behindertenbeauftragte der Stadt, Simone Fischer, lobte das Engagement der Initiatoren, für die es aufgrund ihrer Lebenssituation oft „mehr Kraft und Mut benötigt, sich zu engagieren“.

Dabei steht nach wie vor ein Versuch der SSB aus, die angekündigt haben, an der Stadtbahn-Haltestelle beim Bezirksrathaus in Wangen eine provisorische Rampe anzubringen, um an der Stelle trotz des Höhenunterschieds den Einstieg mit E-Rolli zu ermöglichen. Die Frage ist, ob man mit solchen Provisorien für mehr Barrierefreiheit sorgen kann, wie dies in München praktiziert wird. Der Versuch sollte nach den Sommerferien stattfinden, bis jetzt ist nichts geschehen. Derweil hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) im Entwurf zum Haushalt 2020/2021 ein Sonderbudget von 800 000 Euro vorgesehen, um an sechs Stationen den Höhenunterschied auszugleichen oder dort wenigstens Rampen anzubringen.