Viel los am Himmel über dem Stuttgarter Flughafen: Die Aufnahme mit Langtzeitbelichtung zeigt die Lichtspuren der Maschinen. Foto: dpa - dpa

Mit 11,7 Millionen Passagieren erwartet der Stuttgarter Flughafen ein Rekordergebnis – die Marke von elf Millionen ist bereits geknackt.

Leinfelden-EchterdingenMit 11,7 Millionen Passagieren peilt der Flughafen Stuttgart zum Jahresende einen neuen Rekord an. Sabine Grieger aus Öhningen checkte bereits am 30. November als elfmillionste Passagierin ein – die Marke wurde noch nie geknackt. Aber auch mit 2100 Flugausfällen verzeichnet Stuttgart eine deutliche Steigerung. 2017 fanden 1500 Flüge nicht statt. 76 Prozent der Flüge waren pünktlich. „Wir tun gegen das Chaos im Luftraum, was wir können“, versicherte Direktorin Arina Freitag beim Gespräch zur Jahresbilanz. Was das Streckennetz und die Kooperation mit Fluggesellschaften angeht, sieht sie den Flughafen auf Erfolgskurs.

Sieben Prozent Wachstum

Das Passagierwachstum pendelt sich nach den Worten von Direktor Walter Schoefer 2018 bei sieben Prozent ein. Dieser positive Trend wird aber auch in Stuttgart von den vielen Ausfällen getrübt. Um Wartezeiten für die Passagiere so erträglich wie möglich zu machen, habe man zusätzliches Personal eingesetzt. Für gestrandete Passagiere richtet der Flughafen auch bei der Messe Notunterkünfte ein. Mit dem Problem von Flugausfällen und Verspätungen kämpften alle deutschen Flughäfen, sagte Arina Freitag. Beim Luftfahrtgipfel in Hamburg im Oktober haben Akteure aus der Luftfahrtbranche mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft Projekte beschlossen, die verhindern sollen, dass sich Zustände wie in diesem Reisesommer wiederholen. Auch die Deutsche Flugsicherung ist da mit im Boot.

Überschattet war die Freude über den neuen Passagierrekord auch von der Nachricht, dass der Verwaltungsgerichtshof Mannheim den Klägern gegen die Baugenehmigung für den Flughafenabschitt des Projekts Stuttgart 21 teilweise recht gegeben hat (wir berichteten). „Zu 80 Prozent ist das für den Flughafen eine gute Nachricht“, ist Schoefer überzeugt. Denn das Urteil der Mannheimer Richter habe die Rechtmäßigkeit des Bahnprojekts an sich bestätigt und beziehe sich auf den Straßenbau der Südumfahrung Plieningens. Ob und welche Verzögerungen es geben werde, vermag Schoefer nicht zu sagen. Er tauschte sich gestern im Gespräch mit Projektverantwortlichen der Bahn über mögliche Folgen aus. „Wenn sich das Bahnprojekt verzögert, können wir unsere Airport City nicht weiterentwickeln.“ Es gebe Anfragen von Unternehmen, die sich am Flughafen ansiedeln möchten. Aber da müsse die Bahn mit ihren Bauarbeiten fertig sein. Klar ist für Schoefer, dass sich der Flughafen an weiteren Kostensteigerungen des Bahnprojekts nicht beteiligen werde. Obwohl die Flughafengesellschaft (FSG) mit 42,3 Millionen Euro die letzte Rate für das Projekt Stuttgart 21 zahlen muss, erwartet Freitag, die für die Finanzen zuständig ist, 2018 ein positives Wirtschaftsergebnis, das wohl im „niedrigen zweistelligen Millionenbereich“ liegen werde.

700 Millionen Euro für Projekte

Bis 2030 rechnet der Flughafen nach den Worten von Schoefer mit rund 14 Millionen Passagieren. Genau lasse sich das in der anfälligen Luftfahrtbranche aber nicht voraussagen. Um für den Aufwärtstrend gewappnet zu sein, plant der Flughafen Investitionen. 700 Millionen Euro werden in den nächsten zehn Jahren in Großprojekte fließen. 2020 wird vom 23. April an die Start- und Landebahn erneuert und 56 Tage lang nur eingeschränkt nutzbar sein. Auf dem Gelände des derzeit offenen Parkplatzes P 0 wird ein weiteres Parkhaus gebaut.

Für die Vorplanung des Terminal-Neubaus 4 lässt sich der Flughafen mehr Zeit. Zunächst war angedacht, 2019 einen Architektenwettbewerb für das Passagiergebäude auszuschreiben. Der kommt jetzt erst 2020. „Wir arbeiten noch am Profil für das Gebäude“, sagte Schoefer. Hohe Anforderungen an Sicherheit und Nachhaltigkeit machten das nötig. In den bestehenden Passagiergebäuden wird umgebaut. So will man die Abläufe straffen.

Eurowings liegt vorn

Marktführer: Die Fluggesellschaft Eurowings ist mit 17 stationierten Maschinen klar Marktführer am Flughafen Stuttgart. Die Lufthansa-Tochter verzeichnet nach den Worten von Flughafenchefin Arina Freitag ein Wachstum von 20 Prozent. Die Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin habe man gut abgefedert.

Konkurrenz: Der britische Billigflieger Easyjethat neben Eurowings die Verbindung nach Berlin mit übernommen und hat den zweitgrößten Marktanteil. „Diese Konkurrenz bringt Vorteile für die Kunden“, ist Freitag überzeugt.

Perspektiven: Vom Sommer 2019 an plant die Fluggesellschaft Laudamotion in Stuttgart eine Offensive. Die Airline, die bisher ab Stuttgart nur Mallorca anfliegt, will dann 17 Flugziele anbieten. Die Gesellschaft gehört zu 75 Prozent dem irischen Billigflieger Ryanair, zu 25 Prozent Niki Lauda.