Monika Elias setzt sich dafür ein, dass Frauen in der katholischen Kirche nicht mehr diskriminiert werden Foto: Lg/Kovalenko - Lg/Kovalenko

Auch in Stuttgart sind Katholikinnen im Rahmen von Maria 2.0 eine Woche lang in den Kirchenstreik getreten. Eine von ihnen ist die Religionslehrerin Monika Elias. Für sie ist die Frauenfrage eine Zukunftsfrage der Kirche.

StuttgartErst hat Monika Elias am vergangenen Sonntag ihre Stiefel in der Kirche St. Antonius abgestellt, dann ist sie vor die Tür gegangen. So wie ihre Mitstreiterinnen für die Sache der Frauen. Der ganze Mittelgang des Gotteshauses in Hohenheim war voll mit Frauenschuhen – ein Kontrast zu den leeren Kirchenbänken. Draußen vor der Kirche war umso mehr los, beim Alternativgottesdienst im Rahmen der Aktion Maria 2.0. Deutschlandweit sind Katholikinnen eine Woche lang bis diesen Samstag aufgerufen gewesen, in den Streik zu treten. Sie sollten ihre Ehrenämter nicht ausüben und die Gottesdienste boykottieren, um zu erreichen, dass sich ihre Kirche endlich ändert.

Maria 2.0 scheint bei vielen einen Nerv getroffen zu haben – wie bei Monika Elias, engagiertes Gemeindemitglied in Hohenheim und seit 36 Jahren Religionslehrerin am katholischen Mädchengymnasium St. Agnes. „Die Stellung der Frau in der Kirche beschäftigt mich schon länger”, sagt die 63-Jährige. Mit Sorge erfüllt sie, wie leer die Kirchen sonntags inzwischen sind, doch verwunderlich findet sie das nicht. „Es gab zuletzt nur noch Negativschlagzeilen“, sagt sie und erinnert an den Finanzskandal um den früheren Bischof Tebartz-van Elst und natürlich die Missbrauchsskandale. „Dadurch ist unsere Kirche in eine enorme Glaubwürdigkeitskrise geraten.“ Natürlich stellten ihre Schülerinnen kritische Fragen zur Stellung der Frau, zum Thema Missbrauch und zum Zölibat. „Da kann ich nicht aus voller Überzeugung sagen, ja, die kirchlichen Strukturen sind gut”, sagt Elias. Auch im Unterricht hat sie Maria 2.0 thematisiert. Ein Plakat zur Bewegung hat sie sowohl im Lehrerzimmer als auch – auf Anregung der Schulleitung – draußen an die Pforte gehängt.

Zu den Forderungen von Maria 2.0 gehört die Zulassung von Frauen zu sämtlichen kirchlichen Ämtern und die Abschaffung des Pflichtzölibats. Letzteres ist Elias auch aus privaten Gründen ein Herzensanliegen. Ihr Bruder war katholischer Priester. Er sei ein sehr guter Seelsorger, war in seiner Gemeinde sehr geschätzt und ging in seiner Aufgabe auf. Doch weil er sich in eine Pastoralreferentin verliebte und sie heiratete, musste er aufhören.

„Es gibt keine biblische Begründung“, weder für das Zölibat noch dafür, Frauen vom Priesteramt auszuschließen, sagt Elias. Die Arbeit in den Gemeinden werde ohnehin vorwiegend von Frauen gemacht. Sie selbst ist Lektorin, liest im Gottesdienst Schrifttexte und Fürbitten vor, engagiert sich als Kommunionhelferin und Leiterin von Wortgottesdiensten.

Bischof Gebhard Fürst hat den Streik kritisiert, das hat Monika Elias enttäuscht. Mit Freude hat sie dagegen festgestellt, dass sehr viele andere ihr Anliegen unterstützen. Der Gemeindepfarrer stehe hinter ihnen, auch der Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes begrüßt die Bewegung: Er könne die Frustration der Frauen „sehr gut nachvollziehen“, lässt er mitteilen. Deshalb werden Gedanken von Frauen aus der Gemeinde an diesem Sonntag in St. Eberhard in den 10-Uhr-Gottesdienst einfließen. „Ob wir den berechtigten Anliegen von Frauen in der katholischen Kirche gerecht werden, wird zunehmend zu einer unausweichlichen existenziellen Frage für unsere Kirche“, konstatiert Hermes. Auch für Monika Elias ist die Frauenfrage „eine Zukunftsfrage“ für die Kirche.