Wer möchte nicht gern einmal ein Drache mit zwei Köpfen sein? Auch dieses Kostüm ist Teil der Ritter-Ausstellung. Foto: Eisenmann Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Sich zum Ritter schlagen lassen, eine Burg belagern, ein Kettenhemd anziehen oder in einem Badezuber aus dem Mittelalter entspannen: All dies können Kinder ab Sonntag im Jungen Schloss. „Die Ritter. Leben auf der Burg“ heißt die neue Mitmachausstellung im Landesmuseum, die den Alltag auf einer Burg beleuchtet.

Um an eines der mechanischen Reitpferde zu gelangen, werden schwere Geschütze aufgefahren: „Wenn Du sofort absteigst, bist du meine beste Freundin und ich lade Dich zum Kindergeburtstag ein“, verspricht Lian. Das blonde Mädchen denkt kurz nach und schüttelt den Kopf: „Nö“, sagt sie entschieden und reitet schnell weiter, bevor sie von der gestreiften Schaumstofflanze getroffen wird.

Wer in den Gesichtern sieht, wie viel Spaß die jungen Besucher aus zwei Vaihinger Kitas an diesem Vormittag bei ihrer Zeitreise in die Vergangenheit haben, dürfte am Erfolg der neuen Mitmachausstellung nicht zweifeln - auch wenn diese erst am Sonntag offiziell ihre Türen öffnet. Bis zum 8. April 2018 dreht sich im „Jungen Schloss“ alles um das Leben auf einer Burg, die im 12. und 13. Jahrhundert in der Stauferzeit angesiedelt ist. Eines ist jedoch anders: Nicht im Kindermuseum selbst, sondern im Wechselausstellungsbereich des Alten Schlosses mit seinen mehr als 1000 Quadratmetern sind die 60 Mitmachstationen aufgebaut. Die Kosten der Ausstellung beziffert Direktorin Cornelia Ewigleben auf eine Million Euro, durch Benefizaktionen und Sponsoren wird ein Teil der Ausgaben finanziert.

Den kleinen Besuchern eröffnet sich im dritten Stock eine spannende Welt: Über einen Burghof mit Brunnen, Handwerkerhütten und Ställen geht es für sie in Wohngemächer wie Kemenate und Rittersaal. Christoph Fricker, der für die Konzeption der Ausstellung zuständig ist, zeigt auf einen Badezuber und berichtet, dass das Thema Hygiene für viele beteiligte Kinder unheimlich spannend gewesen sei. Gezeigt wird auch, womit die jungen Burgbewohner einst spielten. Dafür konnten die Ausstellungsmacher auf den Objektbestand im Landesmuseum zurückgreifen. Zu sehen sind ein Reiter samt Pferd aus dem 12. Jahrhundert, der in den 1960er-Jahren bei Grabungsarbeiten im Schosshof gefunden wurde. An den Stationen ist Ausprobieren angesagt: Wie fühlt es sich an, ein Kettenhemd zu tragen? Wie schwer fällt es, durch den Helm zu sehen. Ihre Technik mit der Lanze können die Besucher am „drehenden Roland“ verbessern. Und dann wäre da noch das Kostüm des doppelköpfigen Drachens - dieses erfordert allerdings von seinen Trägern viel Harmonie.

Die Ausstellung „Die Ritter - Leben auf der Burg“ ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr im Landesmuseum Württemberg geöffnet.