Geht es nach den Forderungen von SPD und Grünen, wird es künftig keine oberirdischen Parkplätze im Innenstadtbereich, wie hier in der Eberhardstraße, mehr geben. Foto: Olbort Quelle: Unbekannt

Von Janey Olbort

Stuttgart - Um die Lebensqualität in Stuttgart zu steigern, soll der Stadtkern komplett autofrei werden. Ausnahmen sind für den Lieferverkehr und Anlieger vorgesehen. Mit der Maßnahme, die von den Grünen und der SPD gefordert wird, soll auch der Handel gestärkt werden.

Feinstaubalarm, rollende Blechlawinen und Parkplatznot - die Autostadt Stuttgart sowie Bewohner und Besucher haben mit den Folgen des zunehmenden Verkehrs zu kämpfen. Um Abhilfe zu schaffen, wollen nun die Gemeinderatsfraktionen der Grünen und der SPD Autos aus der Innenstadt verbannen. Noch vor der Sommerpause soll im Gemeinderat über den gemeinsamen Antrag diskutiert werden, damit die Gelder für das Vorhaben im Haushalt 2018/2019 bereitgestellt werden können. Konkret handelt es sich um den Bereich innerhalb des City-Rings, also zwischen Paulinenbrücke und Wolframstraße sowie Theodor-Heuss-Straße und der B 14. Hier sollen in Zukunft nur noch Anwohner sowie Lieferverkehr freie Fahrt haben. Den Autoverkehr wollen die Fraktionen auf die Zufahrten zu den Parkhäusern beschränken. Damit Autofahrer den Weg zum freien Parkplatz im Parkhaus rasch finden, wird die Einführung eines digitalen Leitsystems gefordert. Mit diesem Vorhaben soll bereits ab Herbst diesen Jahres begonnen werden. Langfristig könne man sich überlegen, ob man die jetzige Anzahl an Parkhäusern überhaupt benötige, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Anna Deparnay-Grunenberg. Oberirdische Parkplätze sollen dagegen weichen und umgestaltet werden, etwa in Kinderspiel- oder Fahrradstellplätze. Denkbar seien auch Parkbänke oder Pflanzen, um die Aufenthaltsqualität zu steigern.

Dass der Ruf nach einer autofreien Innenstadt nicht bei allen Bürgern auf Zuspruch stoßen wird, ist den Beteiligten bewusst. „Der Widerstand wird nicht ganz gering sein, da die Menschen es gewohnt sind, mit dem Auto in die Stadt zu fahren“, sagt Deparnay-Grunenberg. Es gelte dann, Bürgern und Besuchern das Konzept zu erklären. Eine autofreie Innenstadt hätte außerdem zur Folge, dass Parksuchverkehr oder Poser-Fahrten unterbunden würden. Durch die Einführung der geplanten Buslinie P, die den City-Ring im Fünf-Minuten-Takt umkreist, würden Bürger künftig auch ohne Auto ins Zentrum fahren können. Aus Sicht der Grünen-Stadträtin handelt es sich bei der Maßnahme zudem um konkreten Klimaschutz.

Von der Innenstadt als Flaniermeile profitiere außerdem der Handel. Das Einkaufen im Stadtkern werde im Vergleich zum Online-Angebot konkurrenzfähig, wenn der Aufenthalt im öffentlichen Raum attraktiv ist, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Körner. „Das zeigen auch die bereits umgesetzten Verschönerungsmaßnahmen rund um die Lautenschlagerstraße, die Kronprinzstraße oder auch das neue Dorotheenquartier.“ In Zeiten eines starken Online-Handels könne der Einzelhandel davon profitieren, wenn sich Menschen gerne in der Stadt aufhalten.

Die Forderung der beiden Fraktionen ähnelt dem Vorschlag von SÖS-Linke-Plus, die ein Bürgerbegehren für eine autofreie Innenstadt auf den Weg bringen wollen, um im nächsten Schritt einen Bürgerentscheid anzustoßen. „Damit sehen schon mal drei Fraktionen in dieser Maßnahme eine Chance für die Innenstadt“, sagt Körner.