SPD und Grüne planen im Bereich innerhalb des Cityrings, wie hier in der Bolzstraße, oberirdische Parkplätze abzuschaffen. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Janey Olbort

Stuttgart - Werden künftig keine Autos mehr durch die City rollen? Wenn es nach dem Vorschlag von Grünen und SPD geht, könnten Abschnitte des Innenstadtbereichs bald zur Fußgängerzone werden. Parkhausbetreiber begrüßen den Vorschlag, City-Managerin, CDU und Freie Wähler üben Kritik.

Der Vorschlag, den Bereich innerhalb des Cityrings zur Flaniermeile umzuwandeln, sorgte für großes Aufsehen. Am Dienstag präsentierten Grüne und SPD die Idee, die oberirdischen Parkplätze innerhalb des Cityrings abzuschaffen und Autos weitestgehend aus dem Stadtkern zu verbannen. Dieser Plan sorgte nicht nur bei den Bürgern für Gesprächsstoff. City-Managerin Bettina Fuchs sieht in einer autofreien Innenstadt zwar Vorteile, bedauert aber, dass über die Idee im Vorfeld nicht informiert worden sei. Für die Umsetzung sei es dringend notwendig, Ausweichparkplätze, ein digitales, zeitgemäßes Parkleitsystem sowie einen verbesserten öffentlichen Nahverkehr zu schaffen. „Handel braucht Besucher-Frequenz. Wenn es schwer ist, nach Stuttgart zu kommen, bleiben die Kunden aus.“

Die beteiligten Akteure aus den Bereichen Handel und Tourismus im Vorfeld einer Entscheidung in die Diskussion miteinzubinden, hält auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Kotz für notwendig. In dem Vorschlag von SPD und Grüne sieht er eine „Hau-Ruck-Aktion“. Die Debatte sei zu wichtig für die Stadt, als das man darüber kurz vor der Sommerpause noch schnell entscheiden könnte. Seiner Auffassung nach würden die beiden Fraktionen mit dem Vorschlag SÖS-Linke-Plus „den Wind aus den Segeln nehmen, da es um die gleiche Wählerschaft geht“. Die Fraktion der Freien Wähler sieht keinen Bedarf für eine Neuregelung. „Die Innenstadt im bestehenden Cityring zwischen Schiller- und Paulinenstraße sowie zwischen Theodor-Heuss-Straße und B 14 ist bereits heute weitestgehend autofrei“, sagt Fraktionsvorsitzender Jürgen Zeeb. „Insofern ist es zumindest ein Stück weit Augenwischerei, wenn die Fraktionen mit ihrem Vorstoß große Verbesserungen verbinden, zumal die Zufahrten zu den Parkhäusern und Tiefgaragen offen bleiben sollen und müssen.“ Ähnlich beurteilt Ulrich Wecker, Geschäftsführer des Eigentümervereins Haus & Grund, die Situation: „Ich halte nichts davon, Autos komplett aus der Innenstadt zu verbannen.“ Es gebe zwar Verbesserungspotenzial bei den Ausfahrten mancher Tiefgaragen, etwa in der Bolzstraße, grundsätzlich funktioniere das Miteinander von Fußgängern und Autos jedoch gut. Der Ausbau des Cityrings und das Parkleitsystem hätte die Situation bereits vor Jahren verbessert.

Anders beurteilt der Parkhausbetreiber Apcoa den Vorschlag. „Grundsätzlich ist das der richtige Weg, den SPD und Grüne hier vorschlagen“, sagt Sprecher Tilman Kube. Marktforschungsuntersuchungen des Unternehmens hätten ergeben, dass bis zu 30 Prozent des innerstädtischen Verkehrs Parksuchverkehr sei. Eine Lösung wäre etwa, alle Stellplätze am Straßenrand wesentlich teurer als die im Parkhaus zu machen. Auch Armin Dellnitz, Geschäftsführer der Stuttgart Marketing GmbH, begrüßt es, dass „mutig und konsequent gedacht wird“. Man müsse aber im Vorfeld alle offenen Fragen diskutieren und beantworten.