Digitale Langfinger: Die Internetkriminalität nimmt immer mehr zu. Foto: dpa/Nicolas Armer - dpa/Nicolas Armer

Auf die kriminellen Attacken aus dem Internet folgen nun politische Angriffe.

Stuttgart Wie gut sind landeseigene Einrichtungen vor kriminellen Hackern wirklich geschützt? Die aktuelle Cyberattacke auf das E-Mail-System der Landesmesse und die angeschlossenen Tochtergesellschaften der Stadt Stuttgart zeigt, dass es für Täter unerheblich ist, welcher IT-Dienstleister das Angriffsziel ist. „Der Dienstleister bei der Landesmesse ist nicht derselbe wie derjenige im März bei den Staatstheatern“, sagt Wolfram Barner, Sprecher des Landesbeauftragten für Datenschutz. Das ist bemerkenswert, weil die Behörde bei den Attacken der Vergangenheit festgestellt hatte, dass die betroffenen Institutionen bei demselben Dienstleister Kunden gewesen seien. Für Präventionsmaßnahmen wäre das überschaubarer gewesen.

Auf die kriminellen Attacken aus dem Internet folgen nun politische Angriffe auf das Innenministerium. „Offensichtlich kann das Land die hoch wichtigen Einrichtungen immer noch nicht angemessen schützen“, klagt SPD-Landtagsabgeordneter Sascha Binder. Ein Vorwurf, den das Haus von Innenminister Thomas Strobl (CDU) umgehend zurückwies. Man arbeite an einer „umfassenden Cybersicherheit-Strategie“, die 2012 unter dem damaligen SPD-Innenminister Reinhold Gall begonnen worden sei, heißt es. Ministeriumssprecher Carsten Dehner verweist auf die Landesbehörde BITBW, die als zentraler IT-Dienstleister für die Landesverwaltungen eingerichtet wurde. „Wir sehen uns damit sehr gut aufgestellt.“ Im Fall der Attacke auf die Staatstheater zu Beginn des Jahres wäre unter einem Schirm der BITBW „der Schutz womöglich höher gewesen“.

Derweil gibt es eine starke Zunahme der Attacken. 2018 stieg die Fallzahl bei Computerkriminalität im Land von 7000 auf 7500. „Der Trend zeigt 2019 weiter nach oben“, so Dehner. Hatte die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime beim Landeskriminalamt (LKA) letztes Jahr 805 Alarmmeldungen, so ist diese Zahl schon im Juli mit 858 überschritten. Da ist auch die BITBW keine Wunderwaffe. Sie schützte zu Jahresbeginn das Landesamt für Besoldung und das Landesamt für Geoinformation nicht vor einem Angriff. wdo