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Von Karla Schairer

Stuttgart – Der Rasen in der Wilhelma ist nicht ganz das Grün, der beim Weissenhof-Turnier auf dem Tennisplatz wächst. Doch Blümchenwiese hin oder her: Tommy Haas macht auch mit 39 Jahren bei den paar Volleys, die er gegen den Serben Victor Troicki zur Einstimmung auf den Mercedes-Cup spielt, eine gute Figur. Am Samstag beginnt das mit 701 975 Euro dotierte ATP-Turnier mit der Qualifikation auf dem Stuttgarter Weissenhof und es soll eine von noch – wie Haas hofft – vielen Stationen auf seiner „Abschiedstournee“ sein. Wobei die frühere Nummer zwei der Weltrangliste beim Wort „Abschiedstournee“ den Kopf schüttelt. „Ich spreche nicht gern übers Alter und den Körper, aber der macht leider, was er will, und das schon länger. Alles, was man früher über das Altern gehört hat, stimmt leider“, sagte Haas gestern beim Pressetermin in der Wilhelma.

„Es gibt Tage, da wache ich auf und kann mich nicht bewegen“, gesteht der zweifache Familienvater und gibt Einblicke in seinen Gesundheitszustand: „Generell läuft es gut, die Schulter hält ganz gut. Aber die Regeneration wird immer schwieriger. Wenn es so läuft wie auf Sand, will ich das Jahr auch zu Ende spielen. Was danach kommt, weiß ich nicht. Es kommt immer darauf an, wo mein Ranking ist und ob ich eine Wildcard bekomme“, erklärte Haas, der am Dienstag beim Stuttgarter Turnier einsteigen wird. „Es gibt kein genaues Turnier bei dem ich weiß, dass es das letzte sein wird.“ Doch der aktuell Weltranglisten-307. sagt auch: „Mit 40 Jahren noch auf dem Tennisplatz zu stehen, ist ausgeschlossen.“

Seine Chancen, bei seinem letzten Turnier in Stuttgart auch den Titel zu holen, stehen bei den Gegnern jedoch schlecht. Zugpferd des Turniers ist der 18-fache Grand-Slam-Turniersieger und Weltranglisten-Fünfte Roger Federer aus der Schweiz. Neben Haas schlagen außerdem die Deutschen Philipp Kohlschreiber, Florian Mayer, Mischa Zverev und Jan-Lennard Struff in Stuttgart auf. Starke Konkurrenz kommt auch aus Frankreich: Lucas Pouille hat neben Haas eine der drei Wildcards erhalten. Der 23-Jährige erreichte vergangenes Jahr in Wimbledon und bei den US Open jeweils das Viertelfinale. Bei den US Open schlug der Weltranglisten-17. sogar den spanischen Superstar und Vierten der Welt Rafael Nadal in einem spannenden Fünfsatz-Krimi im Tiebreak. Die dritte Wildcard vergeben die Organisatoren vor der Turnierauslosung je nachdem „was in Paris und dem Rest der Welt passiert“, so Turnierdirektor Edwin Weindorfer. Noch zwei weitere Top-20-Spieler schlagen auf dem Weissenhof auf: Der Bulgare Grigor Dimitrov (13.) und der Tscheche Thomas Berdych (14.). Dimitrov feiertet in diesem Jahr schon Turnierfolge in Brisbane und Sofia, zudem zog er ins Halbfinale der Australian Open ein. Berdych machte es Federer im Viertelfinale von Miami nicht leicht: Zwei Matchbälle musste der Schweizer gegen ihn abwehren.

Und auch Haas’ Trainingspartner in der Wilhelma, Viktor Troicki, hat in Stuttgart Ambitionen: 2015 stand er im Endspiel und unterlag nur knapp dem späteren Sieger Nadal. Nur kann es dieses Mal sein, dass der 31-Jährige das Turnier früher verlässt. „Jede Minute kann seine Tochter auf die Welt kommen“, verriet Haas, dessen Stuttgarter Kollege Michael Berrer im Gegensatz zu ihm seinen Abschiedstermin festgelegt hat: bei einem Show-Doppel am Sonntag.

Haas sagt dann noch etwas, was wohl seine schon lang andauernde Abschiedstournee gut zusammenfasst: „Man will es als Sportler nicht wahrhaben, dass es ans Ende geht.“