Foto: Flughafen Stuttgart

Von Elisabeth Maier

Stuttgart - Verärgert sind die Flughafenchefs Arina Freitag und Walter Schoefer über Gedankenspiele der Bahn, einen Flughafenbahnhof nördlich der Autobahn zu bauen. Die meisten Informationen habe man der Zeitung entnommen. „So geht man nicht mit Projektpartnern um“, machte Schoefer als Sprecher der Geschäftsleitung seinem Unmut beim Jahrespressegespräch Luft. Trotz der Insolvenz von Air Berlin sind die Perspektiven für das Stuttgarter Streckennetz gut.

Mit einem Wachstum „zwischen drei und vier Prozent im Jahr 2017“ stimmen auch die Passagierzahlen. Zum Jahresende „kratzen wir an der Elf-Millionen-Marke“, kündigte Schoefer an. „Wir werden den Wegfall von Air Berlin kompensieren und vielleicht wird das Platzangebot künftig sogar noch größer“, blickt die Direktorin Arina Freitag positiv in die Zukunft. Neben der Eurowings wird der britische Billigflieger Easyjet ab dem 7. Januar ebenfalls Flüge von Stuttgart nach Berlin anbieten - nach der Pleite von Air Berlin war das Platzangebot auf der Strecke um 44 Prozent eingebrochen.

Bis zu vier Flüge plant Easyjet täglich zwischen Stuttgart und Berlin - das allerdings vorbehaltlich der kartellrechtlichen EU-Genehmigung. Diese Zitterpartie ärgert Flughafendirektor Schoefer: „Da brauchen wir bald Planungssicherheit.“ Die Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin, die aus Schoefers Sicht „jahrelang ein verlässlicher Partner war“, kostete den Flughafen 349 000 Euro, weil Verbindlichkeiten nicht bezahlt wurden. Man habe mit der Insolvenz rechnen müssen, „da Air Berlin ja schon lange am Tropf der arabischen Airline Etihad hing.“ Das Stuttgarter Streckennetz werde ausgebaut, sagte Freitag. Sie hat für den Flughafen weitere Strecken im Visier. Der Schwerpunkt liegt für Arina Freitag auf Osteuropa und Italien. Aber auch Urlaubsziele in Nordafrika kommen für sie in Frage.

Die neuen Pläne der Bahn für den Flughafenbahnhof nördlich der Autobahn will Schoefer noch nicht im Detail kommentieren: „Was tatsächlich geplant ist, wird unser Gespräch mit den Vertretern der Bahn am 18. Dezember ergeben.“ Bislang könne er das Vorhaben nicht sachlich fundiert bewerten. Klar ist für den Flughafenchef jedoch, „dass es vertraglich festgeschriebene Absprachen gibt, an die sich die Bahn halten muss.“ Das werde man bei dem Gespräch mit den Vertretern der Bahn klarstellen. Nur mit dem Einverständnis aller Akteure dürfe man das Vorhaben ändern. Er schlägt kämpferische Töne an: „Wir werden uns nicht auf eine Lösung einlassen, die für unsere Passagiere Nachteile bringt.“ Auch die finanziellen Beteiligung an den Mehrkosten von Stuttgart 21 lehnt Schoefer ab. Mit einem Beitrag von 339,4 Millionen Euro sei der Flughafen „juristisch und wirtschaftlich“ an Grenzen gegangen. Daher sieht Schoefer auch der Klage der Bahn zur unbegrenzten Mitfinanzierung gelassen entgegen.

Bangen um Intermodalität

Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla hatte eine oberirdische Variante nördlich der Autobahn ins Gespräch gebracht. Bislang war ein Tiefbahnhof unter der Messe-Piazza geplant. Durch die neuen Pläne sieht Arina Freitag den Verkehrsknoten in Gefahr, auf den der Flughafen durch die Anbindung an die Bahnstrecke hofft: „Durch die Entfernung zwischen Bahn und Flughafen steht die Intermodalität der Verkehrssysteme auf dem Spiel.“ Passagiere müssten über sogenannte People Mover oder andere Transportsysteme zum Flughafen gebracht werden.

Die Managerin Freitag, die im Controlling der Fraport-Flughafengesellschaft in Frankfurt tätig war, kennt solche Systeme von dem Großflughafen. „Der Transport von Passagieren ist alles andere als kostensparend“, weiß die Ökonomin, denn es sei mit erheblichen Betriebskosten zu rechnen.

Nachhaltige Pläne für das Neue Terminal

Zeithorizont: Bereits jetzt plant der Flughafen Stuttgart ein neues Passagiergebäude. Das Pflichtenheft für den Neubau soll bis Anfang des Jahres 2018 fertig sein. Mit der Fertigstellung rechnet Flughafendirektor Walter Schoefer aber erst um das Jahr 2025: „Angesichts unseres derzeitigen Passagierwachstums ist es wichtig, dass wir jetzt schon die Weichen für das Bauprojekt stellen.“ Für das Terminal 4 soll es einen Architektenwettbewerb geben. Da der Flughafen ein sogenanntes Energie-Plus-Gebäude plant, das mehr Energie produziert, als es selbst verbraucht, sind die Anforderungen an Architekten hoch.

Ökologie und Bauen: Die Terminals 1 und 3 mit ihrer charakteristischen Baumstruktur hat das Büro Gerkan, Marg und Partner mit Sitz in Hamburg gebaut. Dennoch soll es für den Neubau einen Architektenwettbewerb geben, dessen Ausgang offen ist. Direktor Schoefer stellt klar, dass man mit dem Bauvorhaben Neuland betreten werde. „Ein solches Gebäude als Energie-Plus-Haus zu planen, ist ein innovatives Projekt.“ Ob das bei einem funktionalen Bau wie einem Passagierterminal überhaupt möglich sei, werde man mit den Experten erst untersuchen müssen. Denn die Abläufe müssen klappen. „Aber die Stuttgarter haben ja auch den Fernsehturm gebaut, da bin ich zuversichtlich, dass wir auch hier eine Lösung finden.“ Der Flughafen hat sich selbst das Ziel gesteckt, bis 2030 klimaneutral zu werden. In diesem Kontext sieht Schoefer auch den Neubau des Terminals.