Ulrich Klopfer aus Stuttgart-Mühlhausen ist Busfahrer des Jahres. Er überzeugte mit Freundlichkeit und Kompetenz. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Zum 14. Mal bereits ist in der Landeshauptstadt der Busfahrer des Jahres gewählt worden. In diesem Jahr hat sich Ulrich Klopfer von der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) unter 700 Kollegen, die im Stadtgebiet unterwegs sind, den Titel gesichert. Ausschlaggebend war neben der besonnenen Fahrweise vor allem sein freundlicher und kompetenter Umgang mit den Fahrgästen.

Auf die Frage, warum er am Steuer so gelassen sei, zuckt der 55-Jährige mit den Schultern. „Anfangs habe ich bei Verspätungen ins Lenkrad gebissen.“ Weil es ihm jedoch nicht geschmeckt hat, habe er das irgendwann gelassen. „Es bringt nichts, sich zu stressen. Dadurch kommt man auch nicht schneller voran“, so Klopfer, der über viel Erfahrung am Steuer verfügt. Er fährt zwar erst seit 2010 für die SSB AG, war aber schon zuvor rund drei Jahrzehnte als Berufskraftfahrer im Einsatz - vom Güterverkehr, über Busreisen bis zu Baufahrzeugen. Den letzten Wechsel habe er nie bereut: „Ich mag Trubel und im Bus ist es wichtig, flexibel zu sein. Mal gibt es Umleitungen, mal wird die Straßenverkehrsordnung kreativ interpretiert oder ein Fahrgast hat eine knifflige Frage.“ Allerhand Kurioses hat er dabei auch schon erlebt. Beispielsweise eine Frau, die zu ihm in den Bus eingestiegen ist und ihr Kind samt Kinderwagen an der Haltestelle vergessen hatte. Natürlich sei er nicht losgefahren, sondern habe die Mutter angesprochen. „Sie ist förmlich im Boden versunken.“

Unterwegs ist er auf sämtlichen Linien in der Innenstadt und in den nord- und östlichen Stadtbezirken - meistens in den Morgenstunden. Seine Lieblingsstrecke sei die Linie 92. „Aufgrund der langen Fahrten ohne Unterbrechungen, da kann man auch mal runterkommen.“ Anstrengend sei dagegen der 42er, der quer durch den Talkessel unterwegs ist. „Durch die vielen Baumaßnahmen am Gebhard-Müller-Platz muss man sich häufig umstellen“, so der Busfahrer, dessen Sohn und Schwiegersohn als Stadtbahnfahrer für die SSB im Einsatz sind.

Zum guten Miteinander mit den Fahrgästen gehört seiner Ansicht nach auch, ihnen die Sichtweise der Busfahrer zu erläutern. „Ein Fahrgast hat einmal sehr freundlich gesagt, ich wäre sein Alltagsheld des Tages, wenn ich einen anderen heraneilenden Fahrgast trotz bereits geschlossener Türen mitgenommen hätte“, erinnert sich Klopfer. Darauf habe er ihm erklärt, dass er das Signal zum Weiterfahren bereits angefordert habe und er es nicht verstreichen lassen könne. „Dann hätten meine Fahrgäste nämlich ihren Anschluss zur Stadtbahn verpasst. Und schon wäre es vorbei mit dem Alltagsheldentum.“

Genau hier liegt aus Sicht von Horst Stammler, Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbund (VVS) ein Problem für die Busfahrer. „Man kann es nicht allen Fahrgästen recht machen und muss Kompromisse eingehen.“ Klopfer, der sich auch in seinem Privatleben als Abteilungskommandant bei der Freiwilligen Feuerwehr Mühlhausen engagiert, gelinge dieser Spagat offenbar besonders gut. Der VVS-Chef zieht jedoch generell den Hut vor der Leistung der Busfahrer. „Es ist ein unglaublicher schwerer Job.“ Man müsse sich jeden Tag durch die Großstadt quälen, alle 500 Meter anhalten und rund 1000 Fahrgästen möglichst freundlich Auskunft geben. Vom gut gelaunten Fahrgast am Morgen, über die laute Schülergruppe, den gestressten Pendler bis zum Betrunkenen in der Nacht sei alles mit dabei. SSB-Fachbereichsleiterin Sieglinde Hahn fügt hinzu, dass Klopfer die Auszeichnung auch stellvertretend für viele seiner Kollegen annimmt. Er wisse, was die Busfahrer umtreibt, denn er engagiere sich bei der SSB auch als Lehrfahrer und Fahrerbetreuer.

Mit dem jährlichen Wettbewerb „Busfahrer des Jahres“ möchte der VVS allen Busfahrern für ihren täglichen Einsatz und ihr Engagement in einem immer anspruchsvolleren, stressigen Arbeitsumfeld danken. „Wir brauchen Menschen wie Ulrich Klopfer, bei denen sich unsere Fahrgäste sicher aufgehoben fühlen“, so Stammler.