Nena gastiert am 15. Juni auf der Freilichtbühne. Foto: Christian Schuller Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Das drohende Aus ist abgewendet, die Freilichtbühne am Killesberg bleibt nach dem Willen des Gemeinderats erhalten. Verantwortlich für den Unterhalt wird künftig aber nicht mehr das Garten-, Friedhofs- und Forstamt sein, sondern die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart.

Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau hatte im Juli Alarm geschlagen: Die baulichen Mängel an der Freilichtbühne seien so gravierend, dass man weder mit dem Pächter, der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, noch mit dem Hauptsponsor, der Sparda-Bank Baden- Württemberg, über eine Verlängerung der bis Jahresende laufenden Pacht- und Sponsorenverträge in Verhandlungen treten will. 2,3 Millionen Euro seien für die Sanierung erforderlich - Geld, das das für die Anlage zuständige Garten-, Friedhofs- und Forstamt aus eigenen Mitteln nicht aufbringen kann. Schon 2013 und 2015 hatte es diese Summe im Doppelhaushalt beantragt, allerdings vergeblich. Dieses Mal sprach sich das Amt gar für die Beendigung des Spielbetriebes und den Rückbau der Freilichtbühne aus. Das käme mit 516 000 Euro deutlich billiger als die Sanierung.

Die Konzertveranstalter liefen gegen diese Pläne Sturm - mit Erfolg. Als Oberbürgermeister Fritz Kuhn Ende September dem Gemeinderat den Entwurf des Doppelhaushaltes 2018/2019 präsentierte, stellte er klar: „Wir wollen die Freilichtbühne am Killesberg erhalten. Wenn da Gianna Nannini gespielt hat, dann macht man das nicht dicht, ganz einfach gesagt.“ Sein Vorschlag zur Güte lautete: Die Veranstaltungsstätte soll der in.Stuttgart zugeteilt werden. „Die haben die Mittel, sie zu betreiben und die Sanierungen durchzuführen, sodass die Freilichtbühne in einer besseren Form als heute bestehen bleiben kann.“ Erklärtes Ziel sei es weiterhin, dem Open-Air-Publikum eine große musikalische Bandbreite anzubieten.

Die städtische Veranstaltungsgesellschaft ist seit 2005 Betreiber der Freilichtbühne Killesberg, zahlt der Stadt dafür bislang jährlich 16 500 Euro Pacht. Sie hat bereits Interesse an der Fortführung signalisiert, auch unter den neuen Bedingungen. Wie der um Instandhaltungs- und Investitionsleistungen erweiterte Pachtvertrag künftig aussehen wird, muss bis zum 31. März verhandelt werden. Fest steht aber schon jetzt: Künftig wird die Veranstaltungsgesellschaft tiefer in die Tasche greifen müssen: in.Stuttgart rechnet eigenen Angaben zufolge mit einem jährlichen Unterhalt in Höhe von 70 000 Euro. In diesem Jahr sind darüber hinaus Investitionen in Höhe von 150 000 Euro für die dringend erforderliche Erneuerung der Holzsitzbänke der Tribüne und einer Lüftungsanlage des Bühnengebäudes vorgesehen.

Eine Investition, die sich offenbar lohnt: Die Freilichtbühne ist eine gefragte Veranstaltungsstätte. Für dieses Jahr sind laut in.Stuttgart bereits alle zur Verfügung stehenden Termine - trotz der Fußball-Weltmeisterschaft - ausgebucht. Darüber hinaus habe es zahlreiche Anfragen für weitere Konzerte gegeben, die wegen der Auflagen allerdings abgelehnt werden mussten. Aus Rücksicht auf die Anwohner im nahen Wohngebiet dürfen alles in allem in der recht kurzen Open-Air-Saison auf dem Killesberg nur zehn Konzerte mit einem Lärmpegel von mehr als 45 Dezibel durchgeführt werden - für 3300 bis maximal 4500 Zuhörer. Darüber hinaus sind leisere Veranstaltungen wie Opernaufführungen und das Lichterfest erlaubt. Das Programm gestalten im Wesentlichen zwei Stuttgarter Konzertagenturen.

Konzerte 2018

Die Freilichtbühne hat schon legendäre Konzerte erlebt. Aber auch das Programm 2018 kann sich sehen lassen. Die Michael Russ GmbH hat „ein deutschlastiges Angebot für die Freilichtbühne“, beschreibt Geschäftsführer Paul Woog. Den Auftakt macht am 9. Juni Adel Tawil. Er hat in den vergangenen Jahren einige Tiefschläge wegstecken müssen, sich dann auf Hawaii zurückgezogen und ein neues Album gemacht, das „So schön anders“ heißt. Nicht viel erzählen muss man über Nena,die am 15. Juni auftritt. Mit 25 Millionen verkauften Tonträgern ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Künstlerinnen aller Zeiten. Jetzt feiert sie ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum. Nach ihrer Hallentour freut sich Ina Müller auf Open-Air-Konzerte im Sommer. Eines davon findet am 27. Juli auf der Freilichtbühne statt. Einen Tag später betritt Michael Patrick Kelly die Bühne, der sich längst von der Kelly Family gelöst hat und erfolgreich solo unterwegs ist.

Konzertveranstalter Music Circus setzt komplett auf Stammgast Dieter Thomas Kuhn, der viermal, am 30. Juni, 6. Juli, 31. August und 1. September die Freilichtbühne in eine Schlagerparty verwandelt, wobei Schlager in seinem Fall neu interpretiert wird. Überaus beliebt sind die Auftritte von SWR 1 Pop & Poesie. Am 3. August wird das bemerkenswerte Konzept, bei dem neun Musiker, Sänger und Schauspieler die größten Hits aller Zeiten in ganz individuellen Versionen spielen - in der Originalsprache und in der deutschen Übersetzung. auf dem Killesberg präsentiert.

C2-Concerts sorgen am 11. August mit Nabucco für den Stuttgarter Konzertsommer. Die Verdi-Oper wird von mehr als 100 Mitwirkenden knapp drei Stunden lang aufgeführt. Ganz andere Töne auf dem Killesberg hingegen präsentiert der Rapper Alligatoah am 18. August, der sich sukzessive eine große Fangemeinde aufgebaut hat und 2015 die 1 Live Krone in der Kategorie Bester Hip-Hop-Act erhalten hat. (ede)