Rainer Kapp vor dem Filter. Foto: Lichtgut/Piechowski - Lichtgut/Piechowski

Im Bemühen um die Verbesserung der Luftqualität starten Land, Stadt Stuttgart und der Ludwigsburger Filterspezialist Mann und Hummel einen Modellversuch am Neckartor.

StuttgartIm Bemühen um die Verbesserung der Luftqualität starten Land, Stadt Stuttgart und der Ludwigsburger Filterspezialist Mann und Hummel einen Modellversuch am Neckartor. Bis Mitte Dezember werden auf 350 Metern entlang der bundesweit bekannten Messstation 17 je 3,60 Meter hohe Filtersäulen aufgestellt. Sie sollen die Feinstaubbelastung reduzieren und mithelfen, dass Stuttgart nach vielen Jahren erstmals den europäischen Grenzwert für die mikroskopisch kleinen und daher lungengängigen Staubpartikel einhält.

Am Mittwoch beim Pressetermin zeigten sich die Partner zuversichtlich. Vier bis fünf Mikrogramm weniger Feinstaub pro Kubikmeter Luft wären durch die Technik möglich, das haben Modellrechnungen ergeben. Damit blieben von den bisher 18 Tagen mit Grenzwertüberschreitung am Neckartor nur zwölf übrig. Zulässig sind im gesamten Jahr 35. „Wir wollen zum Schutz der Gesundheit beitragen“, sagte Kai Knickmann, Geschäftsführer bei Mann und Hummel.

Aussicht auf neuen Markt

Gelingt der Nachweis, könnte sich für das Unternehmen ein neuer Markt eröffnen, denn viele Städte haben ein Staubproblem. Jede Säule filtert pro Stunde 10 000 Kubikmeter Luft, die per Gebläse durch 50 Quadratmeter große Filter gelenkt wird. Der Strombedarf dazu sei mit einer Kilowattstunde pro Betriebsstunde gering, der Betrieb wird je nach Schadstoffbelastung geregelt, sind die Elemente zugesetzt, werden sie ähnlich wie bei Filtern im Auto gewechselt.

Feinstaub sei problematisch, weil er die Lunge erreiche, der Autoverkehr zähle zur Hauptquelle, sagte Christoph Erdmenger vom baden-württembergischen Verkehrsministerium. Wichtig seien großflächige Verbesserungen. Das Land fördert den Versuch mit 216 000 Euro, ein Betrag, den auch der Hersteller aufwende, die Stadt zahlt für Fundamente und Stromversorgung 200 000 Euro.

Stuttgart habe dieses Jahr erstmals die Chance, den Feinstaub-Grenzwert im Stadtgebiet einzuhalten, sagte Rainer Kapp, der Leiter der Abteilung Stadtklimatologie im Umweltamt. Dazu setze man ein Bündel von Maßnahmen ein, zu dem nun auch die Filter zählten. Die Idee klinge vielversprechend. Ergebnisse aus dem Filtersäulen-Versuch erwarte man sich aber erst im nächsten Jahr, fügte Kapp hinzu.