In der Nacht zum Dienstag brannte es bei Leinfelden-Echterdingen. Foto: SDMG - SDMG

Mehr als 30 Holzstapelbrände ohne heiße Spur. Polizei schließt Zusammenhang mit älteren Fällen nicht aus. Täter benutzt Brandbeschleuniger.

Region StuttgartWird der Brandstifter immer dreister und dringt nun Richtung Süden vor? Oder sind nun auch Trittbrettfahrer am Werk? Die unheimliche Serie, bei der in den Kreisen Esslingen und Rems-Murr sowie in Stuttgart scheinbar nach Belieben Holzstapel in Brand gesetzt werden, hält Feuerwehr und Polizei zunehmend in Atem. Der jüngste Fall bei Leinfelden-Echterdingen ist der südlichste von nun schon mehr als 30 Vorfällen seit Herbst.

„Das Problem ist, dass das Feuer in der Regel erst spät entdeckt wird und weit abgelegen liegt“, sagt Polizeisprecher Rudolf Biehlmaier. „Der Täter kann da schon sehr weit weg sein.“ Weil sich allein 20 Fälle, die der Serie zugerechnet werden, im Rems-Murr-Kreis abgespielt haben, hat das zuständige Polizeipräsidium Aalen eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe. Dabei stehen die Ermittler in engem Kontakt mit ihren Kripokollegen beim Polizeipräsidium Reutlingen, das mittlerweile neun Fälle im Kreis Esslingen zählt.

Bedenkt man, wie nass das Holz derzeit ist, hat der Täter ganz offensichtlich stets reichlich Brandbeschleuniger dabei – und er scheint, sollte er keine Komplizen oder Nachahmer haben, überaus mobil zu sein. „Vorher spielte sich alles zumeist nördlich der Bundesstraße 10 ab“, sagt der für den Kreis Esslingen zuständige Polizeisprecher Michael Schaal. Der Auftritt im Siebenmühlental in der Nacht zum Dienstag sei eher ungewöhnlich weit im Süden.

Doch womöglich hat der Täter seine kriminelle Leidenschaft fürs Zündeln nicht erst seit dem 24. Oktober 2018 entdeckt. Der Brand in Kernen-Rommelshausen im Rems-Murr-Kreis gilt bisher als Auftakt der Brände, die zunächst bevorzugt im Remstal aufloderten. Der Vorfall neben der Landstraße zwischen Echterdingen und der Seebrückenmühle wäre womöglich plausibler, wenn man noch weiter in die Vergangenheit blickt: Nach Informationen unserer Zeitung brannte auch schon Anfang Juni 2018 im Waldgebiet Hauwald bei Leinfelden-Musberg ein Holzstapel auf 30 Quadratmetern. „Ein Zusammenhang lässt sich nicht ausschließen“, sagt Polizeisprecher Schaal.

Weitere Altfälle gibt es auch im Rems-Murr-Kreis. Zum Beispiel Anfang August 2018 zwischen Urbach und Ilgenhof, wo zehn Festmeter Brennholz komplett zerstört wurden. Urbach war dann im November wieder Tatort.

Frühere Fälle sind auch in Stuttgart aufgenommen worden: Dort ging schon im April 2017 am Ortsrand von Vaihingen gelagertes Brennholz in Flammen auf. Für die Stuttgarter Kripo tickt die Uhr offiziell aber erst seit dem 8. November 2018, als der Täter zwei Holzstapel am Rand von Uhlbach in Flammen aufgehen ließ. „Auf Stuttgarter Gemarkung sind vier Fälle registriert“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer: Uhlbach, Wangen, Hofen, Rohracker. Man stehe mit den anderen Polizeipräsidien im Austausch.

Freilich: Die Ermittlungsgruppe Holzstapel hat im Rems-Murr-Kreis seit Oktober Fälle genug. „Wir konzentrieren uns zunächst auf jene Vorgänge, bei denen es Ermittlungsansätze gibt“, sagt Polizeisprecher Biehlmaier. Die Altfälle spielen dabei noch keine Rolle. „Natürlich werden die aber dann überprüft, wenn es einen konkreten Tatverdacht gibt“, sagt Biehlmaier und fügt an: „Die Aktendeckel sind da noch nicht zu.“