Von Dietholf Zerweck

Stuttgart - Mit ihrem „Bachology“-Projekt haben sich die Musiker des David Gazarov Trios seit einigen Jahren der Fusion von Barock und Jazz gewidmet, nun spielten sie zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester und der Sängerin Fola Dada einen Abend in der Liederhalle unter dem Titel „The Great American Songbook“.

Die Jazz-Standards der 1920er- bis 1950er- Jahre, die vor allem in Musicals am New Yorker Broadway und aus Hollywood-Filmen bekannt wurden, existieren als Erbe der amerikanischen Popularmusik in unzähligen Cover-Versionen und Arrangements. Wie der auch im Klassikbereich ausgebildete deutsch-armenische Jazzpianist David Gazarov die Evergreens der goldenen Swing-Ära für dieses Konzert verarbeitete, war durchaus hörenswert und brachte das Publikum im gut besuchten Mozartsaal zum Jubeln.

Mit dem Luxus-Streichersound des Stuttgarter Kammerorchesters als Klangfolie machte Cole Porters „Begin the Beguine“ den Auftakt, bei dem statt karibischem Rumba-Rhythmen Gazarovs sparsame Piano-Riffs, Obi Jennes schabende Schlagzeugbesen und das trockene Kontrabass-Pizzikato von Mini Schulz den Ton angaben. Darüber legte Fola Dada ihren traumweichen Mezzo, der sich in Jerome Kerns „A Fine Romance“ rauchig einfärbte, allerdings mit ironischem Touch. Der Song aus dem Film „Swing Time“ mit Fred Astaire malt ja diese Romanze in drastischen Bildern, statt des ersehnten „couple of hot tomatoes“ fühlt sich Ginger Rogers mit ihrem Lover „as cold as yesterday’s mashed potatoes“: Der Sprachwitz des Songs kam bei der afrodeutschen Jazzsängerin pointiert.

Für „Smoke Gets In Your Eyes“ steuerte Obi Jenne ein virtuoses Schlagzeugsolo bei, die rein instrumentalen Stücke dazwischen waren kontrastreich arrangiert: die Konzertmeisterin Susanne von Gutzeit führte die im Stehen postierten Schwabenstreicher mit straffem Strich und Feuereifer ins rhythmische Gefecht, Gazarov brillierte mit virtuosen Skalen, beim Bebop-Klassiker „All The Things You Are“ wählte er allerdings ein gefühlvolles Bluestempo.

Munter swingender Abschluss

In bester Jazz-Klaviertrio-Tradition spielten Gazarov, Jenne und Schulz nach der Pause zwei weniger bekannte Songs aus den 1940er Jahren, und mit „My Ship“ von Kurt Weill aus dem Musical „Lady in the Dark“ hatte der Stuttgarter Jazz-Professor ein feines melodiöses Kontrabass-Solo. Dann war wieder Fola Dada an der Reihe, mit einer originellen Version von Cole Porters „Night And Day“, in der die Stuttgarterin, die im Jahr 2004 ihr Pop- und Jazzdiplom an der Mannheimer Musikhochschule machte und in den letzten Jahren mit vielen Formationen, unter anderem mit der SWR Bigband, unterwegs ist, eine klasse Performance ablieferte. George Gershwins Juwel „The Man I Love“ durfte natürlich nicht fehlen in dieser Auswahl aus dem Great American Songbook, und mit „I Got Rhythm“ hatte der Abend einen munter swingenden Abschluss.