Der Balkon im ersten Stock könnte ein Publikumsmagnet werden. Bis Ende 2019 baut die Familienbrauerei Dinkelacker das Gebäude am Palast der Republik in ein Wirtshaus um. Foto: Dinkelacker Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Am Palast der Republik rücken die Bagger an: In unmittelbarer Nachbarschaft, an der Ecke Lautenschlager- und Friedrichstraße, eröffnet die Brauerei Dinkelacker Ende 2019 ein Wirtshaus, dazu muss das Gebäude entkernt und umfassend saniert werden. Gestern wurde mit den Baumaßnahmen begonnen.

Obwohl es noch mehr als zwei Jahre dauern wird, bis in der Lautenschlagerstraße 24 das erste Bier gezapft werden kann, sind die Verantwortlichen bei Dinkelacker schon voller Vorfreude. Die Brauerei habe sich beim Hauseigentümer, einer zum LBBW Immobilien-Konzern gehörenden Tochtergesellschaft, mit einem überzeugenden Konzept durchgesetzt, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Man werde eine Lokalität in bester Lage eröffnen. Bis dahin gibt es allerdings noch einiges zu tun: Vor der geplanten Eröffnung, die frühestens Ende 2019 erfolgen kann, stehen intensive Baumaßnahmen an. „Bis auf die denkmalgeschützte Fassade, die erhalten bleibt, wird ein kompletter Neubau entstehen und dem Gesamtensemble zu einer neuen Renaissance verhelfen“, lautet die Planung des Unternehmens.

Die Fraktionsgemeinschaft SÖS- Linke-Plus befürchtet, dass sich die Sanierung auch auf die Aufenthaltsqualität am Palast der Republik auswirkt. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich dort eine „lebendige und bunte Szene gebildet“, heißt es in einer Anfrage an die Stadtverwaltung. Sie trage wesentlich zur Belebung des Quartiers bei. „In Stuttgart gibt es wenige solcher Begegnungsorte, deswegen ist es wichtig, dass diese möglichst ohne Einschränkungen erhalten bleiben“, sagt der Fraktionsvorsitzende Hannes Rockenbauch.

Eine Sorge, die aus Sicht von Bernhard Schwarz, Geschäftsführer und Sprecher der Brauerei, unbegründet ist. „Wir kommen dem Palast nicht in die Quere, sondern sehen uns als tolle Ergänzung.“ Zumal Dinkelacker und Stefan Schneider, der Betreiber der Kultkneipe seit vielen Jahren Partner sind. Grundsätzlich werde man die Außengastronomie in Richtung der Lautenschlagerstraße ausrichten. „Der Durchgang für Fußgänger zur Friedrichstraße bleibt erhalten.“ Ein Höhepunkt werde der Balkon im ersten Stock, der auch Blick auf den Palast der Republik bieten wird. „Das wird ein schickes Ding mit 100 Plätzen.“

Auch als Konkurrenz zum Palast der Republik sieht Schwarz das Wirtshaus nicht. „Eher als Belebung der Innenstadt.“ Sie habe durch den Online-Handel vor allem im Textil- und Schuhbereich ein erhebliches Problem. Mit einem „modernen Gastronomiekonzept“, das sowohl Einheimische als auch Touristen zu jeder Tageszeit anlocken soll, wolle man dieser Entwicklung entgegenwirken. Er hoffe, dass das Wirtshaus so gut angenommen wird, wie Carls Brauhaus am Schlossplatz. „Das hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen.“

In den kommenden Wochen und Monaten wird das Gebäude in der Lautenschlagerstraße 24 entkernt. Eine Maßnahme, die natürlich Lärm verursachen kann, bestätigt ein Sprecher der Stadt. „Wir versuchen auch für die Bauzeit, Lösungen zu finden. Aber gewisse Einschränkungen für die temporäre Straßenbewirtschaftung lassen sich bei Baumaßnahmen im öffentlichen Raum nun mal leider nicht vermeiden. Durch die Aufstellung von Baugerät beziehungsweise Kran kann es jedoch zu einer zeitweisen Einschränkung der dortigen Fläche kommen.“ Um die Auswirkungen gering zu halten, habe sich das Amt für öffentlich Ordnung mit der LBBW, dem Eigentümer des Gebäudes, und den betroffenen Betreibern der Gastronomie darauf verständigt, den Baustart trotz Zeit- und Kostendrucks von Anfang September um mehr als einen Monat zu verschieben.

Schwarz hofft indes, dass man in der kalten Jahreszeit auf der Baustelle gut vorankommt. „Ich gehe davon aus, dass bis zum kommenden Frühjahr die groben Arbeiten gemacht sind und der Lärm sich danach in Grenzen hält.“