Peter Cetera spielte bei Chicago und ist seit 1985 erfolgreich als Solokünstler unterwegs. Fotos: Veranstalter Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Wie keine andere Veranstaltung steht die Night of the Proms für den Brückenschlag zwischen allen musikalischen Genres. Mit dabei ist in diesem Jahr auch Sänger, Songwriter und Bassist Peter Cetera. Bekannt wurde er mit der Rockband Chicago, die er 1985 verließ und danach als Solokünstler Erfolge mit „Glory of love“, „You‘re the inspiration“ und „Restless heart“ einheimste.

Sie werden mit Night of the Proms wieder nach Deutschland kommen. Wann haben Sie das letzte Mal vor einem deutschen Publikum gespielt?

Peter Cetera: Ich kann es kaum glauben, aber es war 1982. Zu der Zeit war ich noch bei meiner ehemaligen Band Chicago. Ich habe das deutsche Publikum aber sehr gut in Erinnerung behalten und freue mich daher, zurückzukommen.

Bei Night of the Proms werden Sie mit einem Symphonieorchester auftreten. Was ist dabei die Herausforderung?

Cetera: Da ich bereits viel Erfahrung mit Symphonieorchestern habe, sehe ich darin keine große Herausforderung. Beispielsweise war ich mit meiner eigenen Band vor Kurzem in Asien auf Tour und hatte dann zum Abschluss mit einem Orchester in den USA einen Auftritt. Außerdem wird ja eine elektrische Band zur Unterstützung mit dabei. Ich freue mich schon sehr darauf.

Werden Sie selbst auch ein Instrument spielen?

Cetera: Das weiß man nie, vielleicht schnalle ich mir für ein paar Lieder die Gitarre oder den Bass um.

Welche Lieder werden Sie vortragen?

Cetera: Das kann ich leider nicht sagen. Wir haben ohnehin nur eine begrenzte Anzahl an Liedern, daher werden wir uns da schon das richtige aussuchen.

Sind sie noch viel unterwegs?

Cetera: Mit meiner aktuellen Band The Big Daddys spiele ich aktuell mehr Konzerte als ich es vor 35 Jahren getan habe. Ich habe mir daher gedacht, dass wenn ich nach Deutschland komme und bei Night of the Proms spiele, wird das eine gute Gelegenheit sein, mich wieder dem deutschen Publikum vorzustellen. Damit die Leute sagen können: „Er ist zurück und er ist immer noch gut.“ Wenn es gut ankommt, würde ich gerne im Mai oder Juni eine Tour mit meiner eigenen Band in Deutschland machen. Ich hatte so viele Anfragen in den letzten Jahren und habe nie die richtige Möglichkeit gesehen, auch wirklich wieder nach Deutschland zu kommen. Mit dieser Veranstaltung sehe ich jedoch wieder eine gute Chance.

Ist es auch mit einem gewissen Risiko verbunden? In Amerika sind Sie immerhin viel bekannter als in Deutschland.

Cetera: Es ist schon so, dass es aktuell viele andere erfolgreiche Musiker gibt. Doch wer weiß, es kann genau so gut sein, dass das deutsche Publikum mich umso mehr wieder zurückhaben will, nachdem ich für so lange Zeit nicht hier gewesen bin. Ich komme daher nun zunächst ohne eigene Band und spiele sozusagen als Einstieg bei Night of the Proms. Doch bin ich überzeugt, dass es allen so gut gefällt, dass sie auch meine Tour im nächsten Jahr besuchen wollen.

Sie sind seit vielen Jahren im Musikgeschäft und haben die Branche in verschiedenen Phasen erlebt. Wie bewerten Sie den Stand der Musikindustrie heute?

Cetera: Das Einzige, was wirklich besser geworden ist: Die Musiker haben heute viel mehr Kontrolle über ihre Inhalte und was sie machen und wie sie es machen wollen. So genau weiß ich jedoch nicht, wie heute alles funktioniert, weil ich schon immer ein Plattenlabel hatte, das sich bei mir um alles gekümmert hat. Die Kehrseite davon, dem Label so viel Kontrolle zu geben, ist, dass die Plattenfirma einen früher viel leichter finanziell ausbeuten konnte. Das passiert heute sicherlich immer noch. Was die Entwicklung der Musik angeht, kann ich nicht viel sagen. Von den modernen Sachen höre ich mir gerne ein bisschen was von allem an und mein Urteil ist, dass es nur wenige gute Sachen gibt. Die besten Musiker gehen jedoch unter bei der riesigen Menge an schlechten Künstlern, die es gibt. So war es aber schon immer. Die Musik heute ist jedoch viel ersetzbarer geworden. Es kommen ständig neue Künstler, die haben einen oder zwei Hits und sind dann wieder verschwunden. Niemand will Geld oder Zeit darin investieren, sich zu entwickeln.

Sie haben es dennoch geschafft, sich über viele Jahrzehnte in der Musikindustrie zu behaupten. Was würden Sie den jungen Menschen empfehlen, oder was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Cetera: Wenn ich ein Geheimnis hätte, würde ich es nur meinen beiden Töchtern erzählen, die ebenfalls eine musikalische Karriere anstreben. Aber es gibt kein Geheimnis. Ich habe immer viel gearbeitet und kann daher sagen, dass Glück beispielsweise eine sehr kleine Rolle gespielt hat. Es geht vor allem darum, hart an sich selbst zu arbeiten. Das habe ich mit meiner ehemaligen Band Chicago so gemacht aber auch als Solokünstler. Ein Freund von mir hat eine Musikschule in den USA. Er wollte, dass ich in den Unterricht komme und den jungen Menschen einen Rat mit auf den Weg gebe. Doch ich kann da nicht viel dazu sagen. Wichtig ist „Be on time and be in tune“.

Welche Musik hören Sie persönlich?

Cetera: Ich kann mich da nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen, weil ich generell nicht sonderlich viel Musik höre. Das habe ich noch nie gemacht. Ich habe mehr Spaß daran, Sport zu machen und den Tag anderweitig zu genießen. Ich kann aber so viel sagen: Ich mag mehr einzelne Songs zu hören. Obwohl ich es hasse, es zuzugeben, dass früher alles besser war, habe ich dennoch das Gefühl, dass es damals einfach bessere Musik gab als es heute der Fall ist.

Bei Night of the Proms werden auch andere Musiker wie Rodger Hodgson oder Melanie C auftreten. Hatten Sie schon Gelegenheit, diese zu treffen?

Cetera: Ich habe die anderen Künstler noch nicht getroffen. Bei den Vorbereitungen besprechen wir aktuell zunächst die Musik, die wir für den Auftritt vorgesehen haben. Ich war jedoch schon immer ein großer Fan von Supertramp, vor allem ihrem Lied „Breakfast in America“. Und mit Mel C habe ich vor einiger Zeit in Asien zusammengearbeitet. Aber abgesehen davon, arbeite ich mit dem Chef von Night of the Proms Dirk Hohmeyer und seinem Sohn Lukas zusammen.

Und wie lange und aufwendig sind die Vorbereitungen?

Cetera: Ich habe Mitte August angefangen, zu proben. Und ich habe den Verantwortlichen schon mal einige Lieder geschickt und in welcher Tonlage ich sie aktuell mache. Ich habe sowohl gezeigt, wie ich es mit meiner Electric-Band spiele als auch, wie ich sie bisher mit Symphonie Orchestern performt habe. Jetzt habe ich schon den Musikdirektor getroffen und wir haben die ersten Lieder gesungen.

Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu ihren ehemaligen Bandmitgliedern von Chicago?

Cetera: Nein.

Das heißt, wir können auch nicht davon ausgehen, dass Sie jemals wieder zusammen kommen?

Cetera: Nein. Wissen Sie, mir wird diese Frage immer wieder gestellt und einer der Bandmitglieder ist ohnehin bereits verstorben, daher ist eine Reunion ausgeschlossen. Ich lebe in der Gegenwart und schließe mit der Vergangenheit ab. Ich bin stolz darauf, was wir damals an Musik produziert haben und spiele die Lieder noch immer. Ich habe es jedoch bisher vermieden, wieder zusammen mit dem Rest der Band ein Konzert zu geben. Ich bin auch sehr zufrieden mit meiner aktuellen Band, mit der ich mehr arbeite, als ich es jemals getan habe und ich genieße es auch viel mehr. Und daher will ich lieber meine neue Band dem deutschen Publikum vorstellen.

Wie ist es für Sie, auf Tour zu sein?

Cetera: Das Leben auf Tour ist bei weitem nicht so glamourös, wie viele sich das vorstellen. Doch ich werde jetzt meine Familie dabei haben, weil sie auch noch nie zuvor in Deutschland gewesen sind. Und wir bereiten sowohl den Tourbus, als auch die Hotels so vor, dass es eine Kombination aus Urlaub und Arbeit für uns sein wird. Wir kommen ja auch zum Weihnachtsmonat und nirgends wird Weihnachten so schön gefeiert wie in Deutschland. Auch an Heiligabend werden wir in Deutschland sein. Hier soll ja vor allem abends gefeiert werden, wobei bei uns das eigentliche Fest am 25. Dezember tagsüber stattfindet. Und wir freuen uns schon darauf, es hier zu erleben.

Sie sind schon seit ihren frühen Jahren Musiker und haben sehr früh angefangen, Geld damit zu verdienen. Konnten Sie sich jemals vorstellen, etwas anders außer Musiker zu werden?

Cetera: Ich weiß noch immer nicht, was ich mal werden will, wenn ich mal groß bin. Ich war wie jedes andere Kind. Ich habe es geliebt, Sport zu machen, Football und Baseball zu spielen. Das hat mich lustigerweise auch zur Musik gebracht. Ich hatte mir als Kind beim Football spielen den Rücken verletzt und ich konnte mich eine Zeit lang nicht bücken. Zu der Zeit habe ich mir dann eine Gitarre besorgt und angefangen zu musizieren. Kurz darauf habe ich meine erste Band gegründet. Und das war der Start meiner musikalischen Karriere. Wahrscheinlich wäre ich Straßenfeger geworden, wenn ich keine musikalische Karriere gewählt hätte.

Jetzt mit Rückblick auf Ihre Karriere und Ihr Leben - was würden Sie aus heutiger Sicht in Ihrem Leben anders machen?

Cetera: Ich würde versuchen, früher schon bisschen klüger zu sein. Und ich würde auch versuchen, mehr Musikunterricht zu nehmen und mir mehr juristisches Wissen anzueignen, damit ich die Plattenverträge besser verstehe, die damals vollkommen naiv unterschrieben habe.

Die Fragen stellte Erdem Gökalp.