Die letzten Aufkleber werden von Carsten Rischmüller, Jan Luca Kästle und Tobias Grimm (von links) an den Autos angebracht. Foto: Eisenmann Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Die Wüste ruft: Zumindest für sechs Studierende der Luft- und Raumfahrttechnik. Sie nehmen an der Allgäu-Orient-Rallye teil, werden 7777 Kilometer in drei Wochen zurücklegen. Vorausgesetzt, den betagten Fahrzeugen geht nicht vorher die Puste aus. Unsere Zeitung wird während dieser Zeit immer wieder über die Reise des Teams berichten. Heute: die letzten Vorbereitungen vor dem Start.

Wenn alles schiefgehen sollte und das Stuttgarter Team im Niemandsland landet, hilft vielleicht noch der Blick auf die silberne Motorhaube des Ford Escort. Mit einem Edding wurde dort eine Karte aufgezeichnet, die den Streckenverlauf der nächsten Wochen wiedergibt. An diesem Morgen werden die letzten Aufkleber auf einem Parkplatz an der Universität in Vaihingen auf den Fahrzeugen angebracht und diese fertig lackiert. Gelbe Wüstenlandschaften mit Palmen und Kamelen sind auf diesen zu sehen, natürlich darf das Logo des Teams „Einhundertundeine Nacht“ an den Seitentüren nicht fehlen. „Diese Arbeiten wollten wir eigentlich bereits früher erledigt haben, allerdings geht es nur bei trockenem Wetter“, sagt Jan Luca Kästle.

Hinter den sechs Studierenden aus Stuttgart liegen arbeitsreiche Wochen. Denn wer sich der Allgäu-Orient-Rallye anschließt, muss eine Vielzahl an Spielregeln beachten. Die drei Autos, in denen die Reise angetreten wird, sollten mindestens 20 Jahre alt sein oder einen Wert von 1111,11 Euro nicht überschreiten. Das erste Fahrzeug, das bereits für einen obligatorischen Euro und eine Flasche Wein erstanden worden war, fiel jedoch aus. „Die Kosten, ihn wieder flott zu machen und durch den TÜV zu bekommen, drohten, zu hoch zu werden.“ Ein Ersatz musste her. Der „Oldie“ in der Runde ist nun ein Ford Escort, der 22 Jahre auf dem Buckel hat. Ebenfalls Teil des Fuhrparks: ein feuerroter Ford Focus. Obwohl dieser mit Baujahr 2004 nicht über die geforderten 20 Jahre verfügt, liegt sein Restwert aufgrund eines Hagelschadens deutlich unter 1000 Euro. Drittes Fahrzeug im Bunde ist ein Opel Zafira - das „Arbeitspferd“ auf der Rallye. Die Autos dienen jedoch nicht nur als fahrbarer Untersatz, sondern auch als Schlafstätten - schon allein der Kosten wegen. Und so wurden im Kofferraum Matratzen untergebracht und Latten eingebaut. „Wir haben in den Autos bereits übernachtet und ein Probewochenende auf der Schwäbischen Alb verbracht“, berichtet Carsten Rischmüller. In den Dachboxen - eine davon wurde selbst gezimmert - wurden die Spenden für das SOS-Kinderdorf in Albanien verstaut. Und auch ausreichend Essen, Ersatzteile und Medikamente gilt es, auf die Reise mitzunehmen.

Jetzt, wo auf der Webseite des Teams unerbittlich die Stunden, Minuten und Sekunden bis zur Abfahrt verstreichen, steigen Anspannung und Vorfreude zugleich. Morgen geht es nach Oberstaufen im Allgäu zur Anmeldung des Teams, am Sonntag werden die Autos auf die Strecke gehen - ohne Navigationsgerät versteht sich. Etwa 45 Mannschaften sind in diesem Jahr mit von der Partie. Die Autos verbleiben nach der Ankunft in Jordanien - sofern sie das Ziel erreichen. Dort werden sie für einen guten Zweck versteigert. Natürlich werde der Abschied von den drei Autos schwerfallen - angesichts der Zeit und Mühen, die man in diese gesteckt hat, gesteht Kästle. Dennoch, einen Vorteil hat es: „Man wird nicht mehr ständig angestarrt, wenn man mit den auffällig besprayten Fahrzeugen unterwegs ist.“

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