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Stuttgart – Eine Fahrt mit einem Smart von Car2go kostet je nach Distanz in der Regel nur ein paar Euro. Ein Kunde des Carsharing-Anbieters staunte Ende Dezember jedoch nicht schlecht, als ihm nach einer normalen Ausleihe in der Stuttgarter Innenstadt mehr als 19 000 Euro vom Konto abgebucht wurden. Das Unternehmen räumt den Fehler ein und spricht von einem „Systemfehler“, hält sich ansonsten aber äußerst bedeckt, wie viele Nutzer betroffen waren.

Von Sebastian Steegmüller

Um den Service zu verbessern, habe Car2go in der Nacht auf den 19. Dezember Wartungsarbeiten in Europa und Nordamerika durchgeführt. „Dies hatte in einem kurzen Zeitfenster technische Störungen an den Verbindungen zu Fahrzeugen zur Folge, die rasch behoben wurden“, teilt ein Unternehmenssprecher schriftlich mit. „Dennoch wurden in Einzelfällen die Mietdauer von tatsächlich durchgeführten Mieten falsch berechnet. Die entsprechend fehlerhaften Rechnungsbeträge wurden umgehend storniert beziehungsweise erstattet und die betroffenen Kunden mit Freiminuten entschädigt.“ Weitere Details, beispielsweise wie viele der 105 000 Kunden in der Region Stuttgart in welchem Umfang betroffen waren, gibt Car2go nicht preis.

Dafür äußert sich einer der Betroffenen: Zunächst habe der Kunde am 21. Dezember eine E-Mail erhalten. Darin wurde er über die Systemstörung informiert, die zwei Tage zuvor auf seinem Konto eine Langzeitmiete generiert habe. Außerdem entschuldigte sich der Carsharing-Anbieter für dadurch entstandene Unannehmlichkeiten. Es sei das Bestreben, ihm in seiner täglichen Mobilität ein verlässlicher Partner zu sein. Als Entschädigung erhalte er 30 Freiminuten, die er bis Ende Januar einlösen könne.
Als er daraufhin die Car2go-App öffnete, verschlug es ihm kurzzeitig die Sprache: Sein Nutzerkonto war mit knapp 19 200 Euro belastet. Er vertraute jedoch auf das Unternehmen, schließlich wurde ihm in der E-Mail versprochen, dass der Rechnungsbetrag in Kürze wieder aus dem System genommen werde. Es kam jedoch noch viel schlimmer: Am 30. Dezember belastete Car2go sein Girokonto mit dem gesamten Betrag, also 19 192,78 Euro. Noch am gleichen Tag ließ er die Abbuchung rückgängig machen und wandte sich erneut an das Unternehmen.
Es sei versehentlich zu einer Abbuchung gekommen, lautet die Antwort von Car2go auf die Beschwerde. Als „kleine Entschuldigung“ werde man dem Benutzerkonto noch einmal 30 Freiminuten gut schreiben, die innerhalb von 60 Tagen genutzt werden müssen.
Viel Verständnis für dieses Angebot hat der betroffene Kunde nicht. Mit den Freiminuten wolle er sich nicht abspeisen lassen. Sein Girokonto sei mit knapp 19 200 Euro ungefragt belastet worden. Hätte er diesen Umstand am Freitag, 30. Dezember, nicht durch Zufall bemerkt und die Abbuchung durch seine Bank nicht rückgängig machen lassen, wären Verzugszinsen angefallen. „Im ersten Schreiben zu diesem Umstand war die Rede davon, dass mein Nutzerkonto mit diesem Betrag belastet und er wieder gutgeschrieben wurde. Es war jedoch nie die Rede davon, dass dieser Betrag von meinem Girokonto abgebucht wird.“
Zum Ausgleich der entstandenen Schwierigkeiten hat er Car2go aufgefordert, ihm ein angemessenes Angebot zu machen. Außerdem hat er bis auf Weiteres die Einzugsermächtigung entzogen. „Offensichtlich ist ein vernünftiger Umgang mit dieser Ermächtigung nicht gewährleistet.“