Egal, ob Bus oder Auto - sobald in der Wagenburgstraße ein Fahrzeug steht, geht dahinter nichts mehr. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Zusammen mit der Talstraße stellt die Wagenburgstraße eine wichtige Hauptverkehrsachse durch den Stuttgarter Osten dar. Pendler und auch Nutzer des ÖPNV stehen hier regelmäßig im Stau. Mit zwei neuen Busspuren für die Linie 40 will die Stadt bereits im Jahr 2019 zwischen dem Tunnelportal und der Ostendstraße für Entlastung sorgen. Rund 850 000 Euro soll die Maßnahme kosten.

Im vergangenen Herbst wurden auch die letzten Haltestellen der Linie 40 in der Wagenburgstraße barrierefrei umgebaut - sie waren nicht barrierefrei und wurden verbreitert. Die Maßnahme hatte jedoch auch zur Folge, dass Autos nicht mehr an einem haltenden Bus vorbeifahren können. Seither kommt es regelmäßig zu Verkehrsbehinderungen. Das weitaus größere Problem - mit Blick auf einen funktionierenden ÖPNV - ist jedoch seit geraumer Zeit, dass der Bus steht und der Fahrplan nicht eingehalten werden kann, sobald es auf der Achse durch den Stuttgarter Osten stockt. Gerade vor einem VfB-Spiel oder zu Wasenzeiten ist dies auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten regelmäßig der Fall.

Die Vorteile der Busspuren liegen auf der Hand, auch die SPD Stuttgart-Ost begrüßt sie grundsätzlich. Jörg Trüdinger, der Sprecher der Bezirksbeiratsfraktion, befürchtet jedoch, dass „die Maßnahme ein Schnellschuss ist“. Es drohe ein Parkchaos rund um die Wagenburgstraße, schließlich würden durch die Maßnahme je nach Zählweise bis zu 100 Parkplätze auf einen Streich wegfallen. Ein entsprechender Antrag der Sozialdemokraten und auch Kompromisslösungen seien im Bezirksbeirat bereits abgelehnt worden, deswegen liegt seine Hoffnung nun ganz auf dem Gemeinderat. „Man muss die Bürger beteiligen.“ Darüber hinaus sollte man erst das Parkraummanagement in dem Bereich einführen und anschließend die Lage neu bewerten. Aus Sicht des SPD-Sprechers müsste man den Durchgangsverkehr reduzieren. „Egal ob mit einer Pförtnerampel, durch eine Citymaut oder eine Ortsumfahrung: Das Hauptproblem wurde von der Verwaltung verschleppt. Würde man die Pendlerströme reduzieren, bräuchte man wohl keine separaten Busspuren.“

Die Sozialdemokraten im Stuttgarter Osten kämpfen gegen die geplanten Busspuren entlang der Wagenburgstraße und verärgern damit gleich vier Umwelt- und Verkehrsverbände. In einer gemeinsamen Mitteilung haben sie die Vorgehensweise der Lokalpolitiker kritisiert. „Wenn so das Engagement der SPD für den ÖPNV aussieht, dann kann man die Hoffnungen auf weniger Autoverkehr und einen attraktiveren ÖPNV in Stuttgart aufgeben“, meint Sabine Lacher vom Fahrgastbeirat Pro Bahn. Die bisherigen Bekenntnisse der SPD zum Nahverkehr würden sich als völlig unglaubwürdig erweisen, wenn man bereits bei einer minimalen Neuverteilung des öffentlichen Raums zugunsten des ÖPNV einknickt.

„80 Parkplätze sind den SPD-Vertretern im Bezirksbeirat offenbar wichtiger als ein pünktlicher und zuverlässiger Transport von 5500 Fahrgästen, die täglich den Busverkehr zwischen dem Osten und dem Hauptbahnhof nutzen“, kritisiert die Vertreterin des VCD, Marlis Heck. Gerhard Pfeifer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) weist darauf hin, dass sowohl der Aktionsplan „Nachhaltig mobil“ als auch der Luftreinhalteplan und nicht zuletzt der kürzlich verabschiedete Masterplan zum Klimaschutz davon ausgehen, dass „der ÖPNV mehr Anteile des Verkehrs übernehmen und dazu dringend verbessert werden muss“. „Die Busse stehen heute in Stuttgart viel zu oft im Stau, was hohe Kosten für Reservebusse sowie Stress für die Busfahrer bedeutet, die keine Pausen mehr haben“, so Pfeifer. Mit einem solchen Angebot könne man keine Autofahrer in die Busse locken, weshalb die Busspuren in der Wagenburgstraße ein wichtiger Baustein in dieser ÖPNV-Offensive seien. „Durch das bis 2019 geplante Parkraummanagement im Stuttgarter Osten ist ohnehin damit zu rechnen, dass sich die Parksituation entspannen wird, wie schon die Erfahrungen in Stuttgart-West gezeigt haben. Zusätzlich führen neue Mobilitätsformen, wie das Carsharing, dazu, dass tendenziell weniger Parkraum benötigt wird.“

Gemeinsam mit dem Klima- und Umweltbündnis Stuttgart fordern Pro Bahn, der VCD und der BUND deshalb die SPD-Bezirkspolitiker auf, die „sinnvollen und wichtigen Pläne zur Aufwertung des Busverkehrs in der Wagenburgstraße“ nicht zu blockieren und den ÖPNV-freundlichen Kurs fortzusetzen, den die SPD-Gemeinderatsfraktion beim Nahverkehrsplan, beim „Bündnis für Mobilität und Luftreinhaltung“ und bei der Entscheidung für eine autofreie Innenstadt gezeigt habe.