An der Neuen Weinsteige bröckeln die Trockenmauern, dadurch gerät immer wieder Geröll auf die Straße. Die Stadt will die Weinberge für 1,25 Millionen Euro sanieren.Archiv Foto: Schütze Quelle: Unbekannt

Stuttgart (jo/seb) - Die Trockenmauern an der Neuen Weinsteige weisen erhebliche Schäden auf: Große Teile sind bereits eingefallen oder vom Einsturz bedroht. Schutt und Geröll gefährden einerseits den Verkehr, andererseits wird die Bewirtschaftung der Weinberge erschwert. Deshalb sollen die Trockenmauern ab 2018 für 1,25 Millionen Euro saniert werden.

Das städtische Weingut geriet in der Vergangenheit immer wieder durch rote Zahlen und drohendem Mitarbeiterabbau in die Schlagzeilen. Probleme gibt es jedoch auch an den Weinbergen selbst. Die Trockenmauern an der Neuen Weinsteige bröckeln oder sind eingestürzt. Sie wurden 1993 anlässlich der Internationalen Gartenbauausstellung angelegt, jedoch wurden die Arbeiten fachlich nicht korrekt durchgeführt. Kritisiert werden in einer aktuellen Mitteilungsvorlage der Stadt unter anderem die damals verbauten instabilen Schotterfundamente. Bereits kurze Zeit später stürzten Teile der Mauern ein.

Durch das herabfallende Geröll zwischen den Gebäuden Neue Weinsteige 75 und 135 ist vor allem der Straßenverkehr gefährdet, in der Vorlage ist von einer „ständigen Bedrohung“ die Rede. Auf dem Flurstück befindet sich außerdem das Weingut der Stadt Stuttgart, dessen Bearbeitung durch die bröckelnden Mauern „extrem schwierig und gefährlich für die Mitarbeiter des Weinguts“ ist, sagt Erster Bürgermeister Michael Föll. Die betroffenen Flächen weisen in vielen Bereichen erhebliche Mängel auf.

Zwar wurde unterhalb des Weinbergs ein Sicherheitszaun angebracht. Dieser wurde jedoch von herabfallenden Mauerteilen bereits durchbrochen. Teilweise seien diese erst auf der Neuen Weinsteige zum Liegen gekommen.

Als Sofortmaßnahme wurde der Zaun zwar kürzlich erneuert und stabilisiert. Um diese Gefahren dauerhaft abzuwenden sowie eine nachhaltige Verkehrssicherheit und die Bewirtschaftung des Weinbergs zu gewährleisten, ist die grundlegende Sanierung der Trockenmauern „unabdingbar und schnellst möglichst durchzuführen“, so Föll.

In vier Abschnitten sollen die Mauern über einen Zeitraum von vier Jahren ertüchtigt werden. Mit den Arbeiten könne bereits nächstes Jahr begonnen werden, um das Weingut 2021 wieder in Betrieb nehmen zu können. Die Kosten für die Sanierung, die dieses Mal fachgerecht und dauerhaft durchgeführt werden soll, beläuft sich auf 300 000 Euro pro Bauabschnitt. Hinzu kommen nochmals 50 000 Euro, um Nachbargrundstücke zu roden. Eine notwendige Maßnahme, um richtig an die Trockenmauern heranzukommen.

„Angesichts der Dimension können die jedoch nicht aus dem laufenden Budget abgedeckt werden“, sagt Föll. Die Mittel müssten deshalb bei den Haushaltsplanberatungen zusätzlich bereitgestellt werden. Der Stadtkämmerer betont, dass die Mauerterrassen ein touristisches Aushängeschild der Landeshauptstadt seien und somit ein übergeordnetes Interesse bestehe, diese neben der Verkehrssicherheit in einem guten Erscheinungsbild zu erhalten.

Im Zuge der Sanierung soll das Anbaukonzept des Weingutes der Stadt Stuttgart überarbeitet werden. Geplant ist, an der Weinsteige sowohl die wirtschaftliche als auch die ökologische Seite zu berücksichtigen. „Die Idee ist, im Zuge der ohnehin nötigen Neupflanzung sowohl den Sortenspiegel anzupassen als auch die Möglichkeit zu nutzen, den logistischen Aufwand zu reduzieren“, sagt Föll. „Dies gelingt am besten durch die Pflanzung von weißen pilzwiderstandfähigen Rebsorten. So werden durch minimalen Pflanzenschutz Wege und somit Kosten eingespart und durch den höheren Weinpreis auch höhere Erträge erzielt.“

Am Tor zur Landeshauptstadt solle ein ökologischer Weinbau ohne konventionelle Nachbarparzellen angelegt werden. Hier könne man alle Annahmen und Vermutungen zum Thema Bioweinbau in Terrassen prüfen. Die Experten des Weingutes schlagen vor, den Weinberg passend zur Sanierung der Mauern in vier Schritten anzulegen. „So bleibt genügend Zeit, das Verkaufspotenzial der möglichen Sorten zu prüfen“, so der Finanzbürgermeister. Im ersten Abschnitt solle mit Cabernet Blanc angelegt werden. Zwischen den Reihen werde die vielseitige Begrünungsmischung, die sich schon am Hasenberg bewährt hat, eingesät.

Das Weingut der Stadt

Das Weingut der Stadt Stuttgart bewirtschaftet rund elf Hektar Rotwein und sechs Hektar Weißwein, unter anderem in der historischen Lage Mönchhalde. Diese umfasst die innerstädtischen Rebflächen Hasenberg, Neue Weinsteige, Karlshöhe, Prag und Wolfersberg mit einer Gesamtfläche von 3,2 Hektar. In den terrassierten Steillagen stehen die ältesten Reben des Weinguts. Weitere Weinberge bewirtschaftet das Weingut in Bad Cannstatt und Münster - die Lagen Cannstatter Zuckerle und Cannstatter Halde -, sowie in Untertürkheim und Obertürkheim.