Der Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek an der Konrad-Adenauer-Straße wächst in die Höhe. Das Projekt ist bautechnisch anspruchsvoll - weshalb es zu Verzögerungen gekommen ist. Foto: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Bei einem so großen und komplexen Bauvorhaben mitten in der Stadt bleiben Probleme fast nicht aus, räumt Roland Wenk, Leiter des Landesbetriebs Vermögen und Bau, Amt Stuttgart, ein. So sind die Arbeiten für den 52 Millionen Euro teuren Anbau der Württembergischen Landesbibliothek (WLB) um Monate im Verzug. Erst im Frühjahr 2019 wird die Eröffnung stattfinden können.

Was lange währt, wird endlich gut: Ursprünglich sollte der Anbau schon 2015 - pünktlich zum 250-jährigen Jubiläum der einst „Herzoglich Öffentlichen Bibliothek“ - eingeweiht werden. Doch der Projektstart wurde aufgrund offener Finanzierungsfragen mehrfach verschoben. Erst Anfang 2015 erfolgte die Baufreigabe. Mittlerweile ist der Baufortschritt an der Kulturmeile ist unübersehbar: Die markante Sichtbetonfassade des vom Stuttgarter Architektenbüro Lederer, Ragnarsdottir, Oei entworfenen Neubaus und auch die Dachkonstruktion zeichnet sich hinter der Verschalung bereits deutlich ab. Ende November, so Wenk, sollen die Betonierarbeiten abgeschlossen werden. Parallel zu den Rohbauarbeiten erfolgt etagenweise der Innenausbau. Nach derzeitiger Planung soll das Gebäude Ende nächsten Jahres fertiggestellt werden. „Der Start des Bibliotheksbetriebs erfolgt voraussichtlich im Frühjahr 2019.“

Das ist etwa ein Jahr später als noch Ende 2015 bei der Grundsteinlegung an der Konrad-Adenauer-Straße vorgesehen war. Störungen im Bauablauf hätten den ursprünglichen Rahmenterminplan um mehrere Monate verzögert, sagt Wenk. Es habe zahlreiche Unwägbarkeiten gegeben. So stießen die Bauarbeiter bei der Freilegung des Grundstücks im Untergrund überraschend auf massive Betonfundamente, die für die Baukräne des 1970 in Betrieb genommenen Bestandsgebäudes errichtet wurden. Mal lagen Unterlagen nicht rechtzeitig vor, mal waren Versorgungsleitungen nicht in den Plänen eingezeichnet und mussten erst verlegt werden. Die Statik wurde mittendrin neu berechnet, „auch die Wasserhaltung und die Abdichtung des vom Neubau berührten Baubestands haben uns des öfteren Probleme bereitet“, berichtet Wenk.

48 Millionen Euro hat das Land für den WLB-Anbau freigegeben. Inklusive Risikopuffer beträgt der Kostenrahmen 52 Millionen Euro. Und diesen Betrag, räumt Wenk ein, werde man aufgrund der längeren Bauzeit in vollem Umfang in Anspruch nehmen müssen. Nach derzeitigem Kenntnisstand könne dieser Kostenrahmen auch eingehalten werden.

Die Erweiterung der WLB um 6500 Quadratmeter ist dringend notwendig, um den Flächenbedarf der Ende der 1960er Jahre errichten Landesbibliothek langfristig zu decken. Die 19 500 Quadratmeter Bibliotheksfläche reichen längst nicht mehr aus, um die knapp sechs Millionen Medien unterzubringen - jährlich wächst der Bestand um mehrere zehntausend Medien an. Auch mehr Fläche für Arbeitsplätze werden benötigt. Der Erweiterungsbau umfasst insgesamt sechs Ebenen - im Untergeschoss gibt es Platz für ein Magazin, im Erdgeschoss befinden sich alle Bereiche der Leihstelle, die Information, der Ausstellungsbereich sowie ein großer Vortragssaal. In den vier Obergeschossen sind die frei zugänglichen Ausleihbestände - insgesamt rund 500 000 Bände - sowie Leseplätze vorgesehen. Ein Steg im ersten Obergeschoss verbindet den Erweiterungsbau mit dem Bestandsgebäude. Der künftige Haupteingang wird an die Konrad-Adenauer-Straße verlegt. Eine große Treppenanlage verbindet die Eingangsebene mit dem Gehweg, der an der künftigen Cafeteria vorbeiführt.

Die Bauarbeiten werden mit der Einweihung des Anbaus Anfang 2019 aber nicht beendet sein. Denn das in die Jahre gekommene Bestandsgebäude der WLB benötigt eine Generalsanierung - neben der Gebäudetechnik muss vor allem muss der Brandschutz modernisiert werden. Die Arbeiten, die zum Großteil unter laufendem Betrieb stattfinden sollen, werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Das Konzept dafür liegt bislang noch nicht vor. Eine erste grobe Kostenschätzung geht von etwa 40 bis 50 Millionen Euro aus.

Die WLB In Zahlen

Bestand: Die Württembergische Landesbibliothek verfügt derzeit über mehr als sechs Millionen Medien, darunter fast vier Millionen Bücher. Zum Bestand gehören auch mehr als 500 000 Fotos, 481 000 Mikroformen, 180 000 Autographen, 161 000 Flugblätter, 156 000 Karten und Pläne, 142 000 Feldpostbriefe, 73 000 Noten, 25 000 elektronische Zeitschriften und 20 000 Bibeln in 658 Sprachen.

Zugang 2016: Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 56 201 Medieneinheiten hinzu. Der größte Teil (rund 21 500) wurde angekauft, hinzu kamen weitere rund 26 000 Pflichtexemplare. Geschenkt wurden der WLB 8425 Medieneinheiten, durch Tausch kamen 364 hinzu.

Nutzung: Die WLB mit ihren 129 Personalstellen war im vergangenen Jahr an 293 Tagen geöffnet, pro Woche waren es 64 Stunden. Insgesamt wurden 1,54 Millionen Medien von mehr als 28 000 Nutzern entliehen. Hinzu kamen über 40 000 Fernleihbestellungen. Zudem fanden 23 kulturelle Veranstaltungen im Haus statt.