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Stuttgart (eh) - Stuttgart soll eine einheitliche Tarifzone im VVS-Netz bekommen. Das ist der erklärte Wunsch des Gemeinderates. Die Umsetzung wäre laut Oberbürgermeister Fritz Kuhn 2019 möglich - die Fraktionen müssten den damit verbundenen Millionenbetrag aber im nächsten Doppelhaushalt berücksichtigen.

Im Prinzip sind sich die Fraktionen einig: Sie wollen den Einheitstarif für das Bus- und Bahnfahren durch Stuttgart, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen. Die Hoffnung ist, durch eine einfachere, übersichtliche Tarifstruktur neue Fahrgäste zu gewinnen. Bislang ist das Stadtgebiet im Wesentlichen in zwei Kernzonen (10 und 20) unterteilt, für die es zwei unterschiedliche Tarife gibt. Das Einzelticket für Erwachsene für eine Zone kostet 2,40 Euro, das für zwei Zonen 2,90 Euro. Würde man diese Zonen zusammenlegen - welchen Preis könnte man dann für die neue Tarifzone verlangen?

Das aus CDU, Grüne und SPD bestehende „Bündnis für Mobilität“ spricht sich in dem interfraktionellen Antrag für einen Betrag aus, der sich an dem bisherigen Preis einer Zone orientiert. Dass dadurch Einnahmen in beträchtlicher Höhe entfielen, nehmen sie in Kauf. Die drei Fraktionen, die über eine deutliche Mehrheit im Gemeinderat verfügen, wären bereit, „jährlich einen Millionenbetrag aus dem städtischen Haushalt in den ÖPNV zu investieren“.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der zugleich Aufsichtsratschef des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) sowie des städtischen Verkehrsbetriebes SSB ist, hatte jüngst in einer Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses dargelegt, die Kosten durch nicht mehr verkaufte Fahrkarten würden sich beim Ein-Zonen-Modell auf 13 Millionen Euro belaufen. Laut Kuhn arbeiten VVS und SSB aktuell unterschiedliche Szenarien für eine Zusammenlegung der Zonen 10 und 20 aus. „Erste Ergebnisse werden noch vor der Sommerpause vorliegen.“ Bei den Beratungen zum städtischen Doppelhaushalt 2018/2019 Ende des Jahres werde der Gemeinderat entscheiden müssen, wie viele Mittel zusätzlich in den ÖPNV fließen sollen.

Doch nicht nur in der Landeshauptstadt selbst gibt es Überlegungen, das Tarifsystem zu ändern. Auch im Umland wird der Ruf danach lauter. Dort ist die Struktur noch komplexer: Innerhalb des VVS-Gebietes berechnet sich der Fahrpreis derzeit aus mehr als 50 verschiedenen Tarifzonen, die in fünf Außenringen um die beiden Kernzonen 10 und 20 angeordnet sind. Diese wiederum sind nochmals in kleine Sektoren unterteilt. Dieser „Flickenteppich“ kommt nun auf den Prüfstand. Einen entsprechenden Auftrag hat der regionale Verkehrsausschuss jüngst erteilt: Der Verband Region Stuttgart soll mit der Stadt Stuttgart sowie den Verbundlandkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr Gespräche, vor allem über Fragen einer möglichen Finanzierung, führen. Die „große Lösung“, also der Wegfall der äußeren Tarifsektorengrenzen, würde laut VVS mit insgesamt 35 Millionen Euro zu Buche schlagen. In diesem Fall müsste die Stadt laut Kuhn 21 Millionen Euro beisteuern. Die Umsetzung einer solchen Tarifreform wäre frühestens 2019 möglich.