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Die Lange Nacht der Museen hat vielen Schaulustigen und beteiligten Kulturmachern wieder großen Spaß bereitet. Tausende waren trotz klirrender Kälte dabei.

StuttgartDie Zahlen können sich wahrlich sehen lassen: Etwa 20 000 Besucher sind am Samstagabend durch die Landeshauptstadt gestreift, um in 82 teilnehmenden Einrichtungen Kunst und Kultur in den Abendstunden zu erleben. Oder aber Events, die speziell für diese eine Nacht angeboten wurden, wie die Hafenrundfahrt – vorbei an kunstvoll illuminierten Industriegebäuden. „Ein tolles Angebot“, resümierte Agnes Staiber am Ende der Rundfahrt kurz vor Mitternacht. „Nur hätte es eben 15 Grad wärmer sein sollen.“ Einen Teil der 20 Minuten dauernden Rundfahrt durch den Stuttgarter Hafen hat Staiber im Freien absolviert. „Im Schiffsinnern war es zwar wärmer, aber die Scheiben waren beschlagen.“ Da habe man von den Lichtinstallationen nur wenig gesehen. Vor dem Vergnügen auf dem Schiff galt es aber – je nach Ankunft – Geduld zu beweisen und bibbernd Schlange zu stehen. Schließlich legte die „Wilhelma“ nur im Halbstundentakt ab.

Geduld war auch in der Stadtmitte von vielen Besuchern gefordert, vor allem von denen, die das Neue Schloss besuchen wollten, die mit einem Oldtimer auf Rundfahrt gehen oder im Kunstmuseum die Arbeiten von Patrick Angus oder die dort gezeigte Aufführung der „Operette für zwei schwule Tenöre“ erleben wollten. Im Kunstmuseum wurde die Geduld der Musikliebhaber dreimal auf die Probe gestellt: beim Einlass, bei der Garderobe – da größere Taschen und Rucksäcke abgegeben werden mussten – sowie bei der Präsentation der Operettenausschnitte. Die Tenöre Felix Heller und Robin Neck waren verspätet eingetroffen, da ihr von Berlin kommender Zug wegen des Wintereinbruchs vier Stunden auf der Strecke hatte halten müssen. Sie machten aus der Not eine Tugend, sangen sich vor Publikum warm – und ernteten dafür tosenden Applaus, der bei den offiziellen Darbietungen dann nochmals deutlich größer ausfiel. Viel los war auch im Wilhelmspalais, wo Besucher nicht zuletzt virtuell Wände per Spraydose gestalten konnten. Clara Kaufmann, die zuvor nie eine Spraydose für künstlerisches Schaffen in der Hand hatte, probierte sich als Sprayerin aus und war begeistert. „Das war fast wie in echt.“ Vielleicht will sie sich einmal real als Sprayerin versuchen.

Nur bedingt zugänglich

Gute Stimmung herrschte nicht nur in den großen Ausstellungshäusern, sondern auch in vielen Galerien, Atelierhäusern und an anderen, sonst nur bedingt öffentlich zugänglichen Orten. Im Atelierhaus Brückenstraße in Bad Cannstatt hatten die Künstler „viele gute Gespräche“ mit den Besuchern, sagt die Künstlerin Renate Strauß. Die Zahl sei, so das Gefühl der Künstlerin Nina Joanna Bergold, diesmal aber geringer gewesen – „und sie kamen später und nicht so lange, vielleicht auch wegen des Wetters“. Die Künstler – darunter Ewald Mezger und Milena Geier – würden es begrüßen, wenn die Veranstaltung früher als um 19 Uhr beginnen und nicht so lange dauern würde. Auch weil die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel – für Besucher wie Beteiligte – nach dem offiziellen Schluss um 2 Uhr kaum mehr möglich sei. Nicht nur die Erwachsenen kamen auf ihre Kosten. Schon von 16 Uhr an hatten eine Reihe von Institutionen ihre Tore für den Nachwuchs geöffnet. So das Institut für Auslandsbeziehungen, wo sich Kinder passend zur Ausstellung „Helga Paris“ in Schwarz-Weiß mit Accessoires fotografieren lassen und die Bilder dann künstlerisch gestalten konnten.