Foto: dpa - Symbolbild dpa

Stuttgart (wic) - Die Anklagevorwürfe des Staatsanwalts gegen einen 42-jährigen Mann sind gewaltig: Geiselnahme, besonders schwere Vergewaltigung und Körperverletzung. Er soll am 30. Januar seine 31-jährige Ex-Freundin in Wernau gewaltsam entführt, sie gefesselt im Auto über die B 10 in ein Waldstück bei Markgröningen gebracht und dort vergewaltigt haben. Seit gestern verhandelt die 8. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts gegen ihn.

Mit Hand- und Fußschließen wurde der 42-Jährige am gestrigen ersten Verhandlungstag in den Gerichtssaal geführt, begleitet von fünf Justizbeamten. Angesichts der gegen ihn gerichteten Vorwürfe wollte man kein Risiko eingehen. Der Beschuldigte soll Ende Januar am späten Abend seiner Ex-Freundin an ihrer Wohnung in Wernau aufgelauert haben. Von Anfang an habe er das Ziel gehabt, sie gewaltsam in ein Waldstück bei Markgröningen zu entführen und zu vergewaltigen.

Laut Staatsanwaltschaft habe er die 31-Jährige zu Boden geschlagen und dann an den Haaren über die Straße in sein Auto geschleppt. Im Fahrzeug, so die Anklage weiter, habe er die benommene Frau mit Kabelbindern an den Händen und Beinen gefesselt und sie dabei auch verletzt. Nachdem das Opfer weiter laut um Hilfe rief, soll er ihr gedroht haben, er werde ihr die Kehle durchschneiden, falls sie sich weiter wehrt. Um seine Drohung zu unterstreichen, habe er ein geöffnetes Teppichmesser neben sie gelegt. Zugleich kündigte er auf der Fahrt, die quer durch Stuttgart führte, an, sie solange mit einer speziellen gewaltsamen Sexpraktik zu quälen, bis sie tot sei. Die Frau flehte um ihr Leben, erinnerte an die Kinder, die sonst zu Waisen werden.

Glücklicherweise war die Entführung in Wernau nicht unbemerkt geblieben. Nachbarn alarmierten die Polizei, die anschließend in Zusammenarbeit zahlreicher Einsatzkräfte aus Stuttgart, Esslingen und Ludwigsburg eine Großfahndung nach dem Fahrzeug des 42-Jährigen auslöste. Zwei Stunden später konnte das Auto auf der Rückfahrt von Markgröningen auf der B 10 zwischen Zuffenhausen und Feuerbach gestoppt und der Mann festgenommen werden. Die ebenfalls noch im Auto sitzende Frau kam wegen ihrer Verletzungen in ein Krankenhaus, wurde aber nach ambulanter Behandlung wieder entlassen. Zuvor habe sie im Wald bei Markgröningen, so die Anklage, sexuellen Praktiken ohne Gegenwehr über sich ergehen lassen. Dabei habe der Beschuldigte auch Verletzungen des Opfers in Kauf genommen.

Die 31-Jährige sagte gestern im Zeugenstand, dass sie 2016 zusammen mit ihm einen Schönheitssalon in Plochingen eröffnete, den er mit mehr als 100 000 Euro finanziert habe. Die Beziehung sei harmonisch gewesen. Sie habe sich aber dann von ihm getrennt - schließlich kam es zum Streit wegen der Finanzen. Über die wahren Hintergründe der vorgeworfenen Taten wollen die Richter in den folgenden vier Prozesstagen mehr erfahren. Bis zum 3. August soll der Fall per Urteil erledigt sein. Dem Angeklagten droht eine Freiheitsstrafe von mehr als zehn Jahren.