Entlang der Mönchstraße im Stuttgarter Norden, unweit des Luxusturms Cloud No 7, werden derzeit neue Wohnungen gebaut. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth - Lichtgut/Achim Zweygarth

Keine Anzeichen für eine Trendwende bei den Wohnungspreisen: Vielmehr legen die Kaufpreise für Immobilien in der Landeshauptstadt weiter deutlich zu.

StuttgartWas kostet eine Immobilie in Stuttgart wirklich? Die Preise aus Internetportalen und Inseraten spiegeln lediglich den Wunsch der Verkäufer wieder. Was jedoch tatsächlich bezahlt wird, wissen meist nur die Notare. Allein der städtische Gutachterausschuss hat Zugriff auf diese Daten. Unsere Zeitung präsentiert nun die Preisentwicklung am Immobilienmarkt auf Basis dieser Zahlen.

Obwohl in den vergangenen Wochen zahlreiche Stimmen zu hören waren, wonach die Zeit steigender Wohnungspreise vorüber sei, ist die Lage in Stuttgart zumindest aktuell eine andere. „Für sinkende Preise gibt es derzeit keine Anzeichen“, erläutert Steffen Bolenz, der stellvertretende Vorsitzende des städtischen Gutachterausschusses. „Die Steigerung fällt allenfalls ein wenig moderater aus.“ Im Bestand – also beim Verkauf bereits gebauter Wohnungen – liegt der durchschnittliche Preis im vierten Quartal des vergangenen Jahres bei 3533 Euro pro Quadratmeter. Ein Jahr zuvor lag der Wert bei 3337 Euro, Ende 2015 bei 2863 Euro. Im Neubau hingegen zeigen sich Anzeichen für eine etwas vorsichtigere Entwicklung. Lag der Mittelwert neuer Wohnungen im vierten Quartal des Jahres 2017 bei 5712 Euro pro Quadratmeter, bewegt er sich damit auf dem Niveau von 2016. Aus Sicht der Gutachter ist das allerdings kein Signal für eine Trendwende. „Die Cloud No 7 ist ausverkauft“, erklärt Martin Weller, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des Gutachterausschusses. Will heißen: Im absoluten Luxussegment wurde im vergangenen Quartal vergleichsweise wenig verkauft – lediglich zwei Abschlüsse jenseits von 10 000 Euro pro Quadratmeter wurden erfasst. Bei nur 132 Verkäufen im Neubau im vierten Quartal haben einzelne Abschlüsse im Hochpreissegment enormen Einfluss auf den Durchschnittswert. Dass die Preise allerdings auch hier stetig nach oben gehen, zeigt beispielsweise der Blick auf die Innenstadt. Im Bereich der Innenstadtbezirke inklusive Botnang und Kaltental liegt der Preis im Neubau im Schnitt bei 7509 Euro pro Quadratmeter. Damit kostet eine 100-Quadratmeter-Wohnung, inklusive Kaufnebenkosten wie Notargebühren oder Grunderwerbsteuer, mehr als 825 000 Euro – wohlgemerkt im Durchschnitt. Ein Blick zurück macht die Dramatik der Entwicklung deutlich: Im Jahr 2012 lag der durchschnittliche Preis im Neubau in der Gesamtstadt noch bei 3492 Euro pro Quadratmeter. Ein weiteres Phänomen, das die Gutachter beobachten, ist die rückläufige Zahl der verkauften Objekte. Wurden im Jahr 2013 im Bestand noch 2886 Wohnungen verkauft, waren es im vergangenen Jahr lediglich 2346. Im Neubau lag die Zahl der veräußerten Einheiten im Jahr 2016 bei 691. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 481.

Dieser Trend wird sich wohl auch so schnell nicht umkehren lassen. Gab es in der Landeshauptstadt in den vergangenen Jahren immer wieder größere Wohnbauprojekte mit einem signifikanten Anteil an Eigentumswohnungen – beispielsweise 200 Einheiten am Berliner Platz auf dem alten AOK-Gelände oder die Aktivitäten des Siedlungswerks in der Nähe des Pragfriedhofs – so sucht man derartige Bauvorhaben derzeit vergebens. Spitzenreiter bei der Anzahl der Verkäufe im Neubau war erneut das Vorhaben der städtischen Wohnbautochter SWSG in der Nähe des Pragsattels mit 32 Verkäufen im vierten Quartal. Danach folgt ein Projekt in der Nähe des Eugensplatzes mit 18 Verkäufen im Jahr 2017.

Hintergrund

Der Immobilienatlas

Zahlen

Die Notare melden jeden Kaufabschluss an den Gutachterausschuss, der somit im Gegensatz zu Online-Portalen die tatsächlich bezahlten Kaufpreise in Stuttgart auswertet.

Pfeile

Zeigt der Pfeil in einer Tabelle bei der Preisentwicklung oder der Prognose gerade nach oben, bedeutet das eine Steigerung von mehr als sieben Prozent. Zeigt der Pfeil schräg nach oben, bedeutet das eine Steigerung von zwei bis sieben Prozent. Zeigt der Pfeil gerade nach rechts, bedeutet das eine Steigerung von maximal zwei Prozent.

Datenschutz

Werden in einzelnen Stadtteilen weniger als drei Wohnungen verkauft, werden einzelne Preise aus Datenschutzgründen nicht angegeben. (hah)