Bereits zum 400. Mal gehen die Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 auf die Straße. Heute werden rund 2000 Menschen um 18 Uhr am Hauptbahnhof erwartet.Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (dpa) - Knapp zwei Wochen vor einer Sondersitzung des Bahnaufsichtsrats zu Stuttgart 21 wollen Projektgegner noch einmal mobil machen. Rund 2000 Teilnehmer werden heute um 18 Uhr am Stuttgarter Hauptbahnhof bei der 400. Montagsdemo erwartet, wie der Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, Eisenhart von Loeper, mitteilte.

Es gibt vermutlich nur wenige Protestbewegungen in Deutschland, die seit so vielen Jahren regelmäßig auf die Straße gehen. Die stetigen Aktionen starteten 2009 mit wenigen Teilnehmern. Nach Hochzeiten mit bis zu 100 000 Demonstranten, kommen auch heute noch stets mehrere Hundert Projektgegner zu den montäglichen Kundgebungen auf dem Schlossplatz oder vor dem Hauptbahnhof. Das Motto der Kritiker der geplanten unterirdischen Durchgangsstation mit acht Gleisen ist „Oben bleiben“.

Die Demonstranten wittern angesichts neuer drängender Fragen rund um die Neuordnung des Stuttgarter Bahnknotens Morgenluft. „Die Kostenexplosion, der Zeitverzug und die Diskussion um eine ausgedünnte Anbindung des Flughafens bestärken unsere Kritik“, sagte der Jurist von Loeper.

Kürzlich wurde ein Kostensprung von mehr als einer weiteren Milliarde Euro auf bis zu 7,9 Milliarden Euro sowie eine um drei Jahre verzögerte Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs im Jahr 2024 bekannt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann empörte sich: „So geht es wirklich nicht.“ Der Grüne, der das Vorhaben jahrelang bekämpft hatte, betonte aber auch: „Das Projekt hat einen Zustand erreicht, den wir nicht mehr rückgängig machen können.“ Das Land zahlt 930 Millionen Euro für S 21, will sich wie auch die Stadt darüber hinaus nicht beteiligen.

Das Aktionsbündnis hält indes noch eine Umkehr für möglich. Es setzt auf die Modernisierung des Kopfbahnhofes (K 21) und eine Anbindung über das Neckartal und die Neubaustrecke in Richtung Ulm. Die ausgehobene Baugrube im Herzen der Stadt soll ein Mobilitätsdrehkreuz mit Parkgarage, Fernbusbahnhof, Fahrrad-Abstellplatz und Mietwagen-Firmen werden.