Die Grévy-Zebrastuten Gabora (rechts) und Milly haben in der Wilhelma Ende August 2017 Fohlen bekommen. Gabora hat am 25. August ein Stutenfohlen bekommen, Milly am 27. August, ein Hengstfohlen. Foto: Wilhelma Quelle: Unbekannt

(red) - Was für ein Körperbau. Von vorne gesehen sind die beiden neugeborenen Zebras der Wilhelma nur ein Strich in der Landschaft. Im Profil zeigen die zwei Woche alten Fohlen dagegen bereits ihre enorme „Bodenfreiheit“. Schon mit der Geburt haben die Jungtiere praktisch die volle Beinlänge erwachsener Zebras, damit sie mit den großen mithalten können. Wenige Minuten nach der Geburt konnten die zwei Fohlen stehen und laufen, berichten die Tierpfleger des zoologisch-botanischen Gartens. In der Natur ist dies für die Fluchttiere überlebenswichtig, um den Raubtieren zu entkommen, die es auf die Schwächsten abgesehen haben. Jetzt dürfen die Kleinen ins Außengehege und sind immer öfter für die Besucher zu sehen, wenn sie die Savannen-Anlage kennen lernen und ihre staksigen Beinchen beim Herumgaloppieren austesten und stärken.

In der Wilhelma hatte Stute Gabora am 25. August Tochter Lisbeth zur Welt gebracht, am 27. August folgte Theo als Sohn von Stute Milly. Blieben sie den ersten Tag noch im Stall, durften die Sprösslinge danach ins Vorgehege, um sich langsam an ihr Umfeld und die anderen Mitglieder der Gruppe zu gewöhnen. Zu der gehören noch die Stuten Leonie und Lady. In der Prägephase bleiben die Fohlen dicht bei ihren Müttern, um sich Stimme, Geruch und auch das individuelle Streifenmuster einzuprägen. Die Streifen helfen nicht nur dabei, dass die Tiere sich untereinander besser erkennen, sie bieten Studien zufolge auch den Vorteil, dass die Tsetse-Fliegen als Krankheitsüberträger sich seltener auf gestreifte Flächen setzen. Nebenbei machen sich auch Forscher diesen „Fingerabdruck“ zunutze, die auf Fotos die Tiere durch den individuellen Strichcode identifizieren und auseinander halten können. Die Art der Grévy-Zebras, wie sie die Wilhelma hält, ist nach dem früheren Staatspräsidenten von Frankreich Jules Grévy benannt. Sie sind die größten Zebras und haben das dichteste Streifenmuster. Sie kommen nur in Halbwüsten in Südäthiopien und Nordkenia vor und gelten als stark gefährdet. Ihr Bestand lag Ende der 1970er Jahre bei rund 15 000 Tieren. Heute geht man von nur noch etwa 2500 aus. Zoos haben inzwischen eine Reservepopulation von gut 500 Grévy-Zebras aufgebaut.

Die Gruppe ihrer Zebra-Stuten hat die Wilhelma 2013 neu zusammengestellt. Vater der beiden Fohlen ist der Hengst Lukas, der 2016 für ein Vierteljahr aus dem Zoo Mulhouse zu Gast war. „Er verfügt über für die Zucht besonders wertvolle Gene“, sagt Wilhelma-Kuratorin Ulrike Rademacher. „Lukas hat mit unseren Stuten sofort gut harmoniert.“ Grévy-Zebras haben in Anpassung an ihren sehr trockenen Lebensraum ein besonderes Sozialverhalten. Im Gegensatz zu anderen Zebra-Arten leben die Grévys nicht in stabilen Haremsverbänden. Sie bilden vielmehr Gruppen, deren Zusammensetzung sich immer wieder einmal ändert. Ein Teil der Hengste verteidigt Reviere. Die stärksten unter ihnen verteidigen dabei Reviere mit Wasserlöchern. Grévys müssen nur sehr selten trinken, säugende Stuten mit ihrem großen Flüssigkeitsbedarf bilden dabei eine Ausnahme. Sie halten sich daher in der Nähe von Wasserlöchern auf. Da die Stuten wenige Wochen nach der Geburt eines Fohlens wieder empfänglich werden, verfügen Hengste, die sich die Wasserlöcher gesichert haben, über die besten Chancen, diese Stuten zu decken.