Verleiht seit 20 Jahren Boote am Max-Eyth-See: Horst Bauer Foto: Uli Nagel - Uli Nagel

Der Pflanzenbewuchs im See, der teilweise sogar an der Wasseroberfläche zu erkennen ist, hat in den vergangenen Wochen rapide zugenommen. Darum wird nun gemäht.

HofenHorst Bauer kennt den Max-Eyth-See wie seine Westentasche. Er hat nicht nur seine Kindheit an Stuttgarts größtem Binnengewässer verbracht, seit gut 20 Jahren ist er der Besitzer des Bootsverleihs. Eine bei den Seebesuchern sehr beliebte Freizeitaktivität, entsprechend groß mit fast 29 Booten ist die Flotte. „Vor allem die Elektroboote werden nachgefragt“, sagt der 58-Jährige. Denn der Max-Eyth-See ist der einzige See in der Umgebung, auf dem E-Boot-Fahren möglich ist. Kein Wunder, dass Ausflügler eine Anfahrt von 40 oder noch mehr Kilometern in Kauf nehmen, um eines seiner zwölf E-Boote zu mieten.

Doch das ist momentan nicht möglich. Der Pflanzenbewuchs im See, der teilweise sogar an der Wasseroberfläche zu erkennen ist, hat in den vergangenen Wochen rapide zugenommen. „Die Motoren der Boote verkrauten und der Fahrspaß meiner Kunden ist gering“, so Horst Bauer. Darum hatte sich der Bootsverleiher an das Tiefbauamt gewendet: Man möge ein Mähboot einsetzen, um der Wasserpflanzen Herr zu werden.

Doch wie kommt es zu dem enormen Pflanzenvorkommen, was in den vergangenen Jahren in diesem Ausmaß noch nie zu beobachten war? „Wir denken, dass sich die Wasserpflanzen aufgrund der guten Sichttiefe im Frühjahr stark ausbreiten konnten“, vermutet Alexander Gass vom städtischen Tiefbauamt. Das sei natürlich positiv, denn generell sprechen die vielen Wasserpflanzen für eine Verbesserung der Wasserqualität. „Daher haben wir uns mit unserem Limnologen, der den See überwacht, und mit der Naturschutzbehörde über das weitere Vorgehen abgestimmt“, so Gass. „Derzeit ist geplant, dass wir Teilbereiche im Norden und Nord-Westen des Sees mit einem Spezialboot mähen werden.“ Dabei werde zu den Röhrichtbeständen und anderen sensiblen Uferbereichen sowie zum Vogelschutzgebiet natürlich ein Mindestbestand von 20 Meter eingehalten. Wann das stattfinden kann, stehe noch nicht fest. „Derzeit stimmen wir einen möglichen Mähtermin mit der Fachfirma ab“, so der Mitarbeiter des Tiefbauamts. „Sie ist derzeit zwar ausgelastet, will aber im August noch mähen.“ Was diese außergewöhnliche Maßnahme kostet, steht ebenfalls noch nicht fest.

Kritik vom Anglerverein

Fakt ist: Das Mähboot schneidet die Wasserpflanzen zurück. Gut für den Bootsverleih, eher schlecht für die Bewohner des Sees, für die die Pflanzen von Vorteil sind: Sie erzeugen im Sommer Sauerstoff und dienen als Rückzugsort für Jungfische und anderes Getier. So jedenfalls die Meinung der Verantwortlichen des Württembergischen Anglervereins, der für den Fischbestand verantwortlich ist. „Der See ist erstmals seit 1970 wieder in einem so guten Zustand“, sagt Hans-Hermann Schock. Der Vorsitzende des Vereins hat deshalb einen Vorschlag, wie das Pflanzenproblem künftig verhindert werden könne. „Die Stadt soll den See tiefer machen“, so Schock, der daran erinnert, dass das Gewässer früher schon einmal eine Tiefe von gut sieben Metern besaß, eh er aufgeschüttet wurde. Heute hat der See eine maximale Tiefe zwischen zwei und drei Metern.

„Den Max-Eyth-See zu vertiefen, ist komplex und teuer“, sagt jedoch Alexander Gass. Nicht nur, dass das Gewässer abgelassen werden müsste, der ausgebaggerte Schlamm müsste erst untersucht und dann entsprechend entsorgt werden. Was solch ein Maßnahmenpaket kosten könnte, habe das Tiefbauamt für den Max-Eyth-See noch nie ermittelt. „Billig ist es auf jeden Fall nicht.“

So hinderlich die Pflanzen für E-Boote, aber auch die Segler sein mögen, gefährlich wie die im vergangenen Jahr im Max-Eyth-See vorgefundenen, potenziell giftigen Blaualgen sind sie wohl nicht: „Nach Aussage unseres Limnologen handelt es sich um das Krause Laichkraut“, sagt Alexander Gass. „Da die Wasserpflanzen keine Gefahr für Nutzer und Besucher des Sees darstellen, müssen wir auch keine Warnung aussprechen. Die letzte Auswertung von Wasserproben ergab derzeit auch keine Gefahr durch diese Blaualgen. Sollte sich dies in den kommenden Wochen ändern, werden wir auch wieder warnen.“