Mühlhausens Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann besuchte das Ehepaar und gratulierte zur Gnadenhochzeit. Foto: Gall - Gall

70 Jahre gemeinsame Ehejaare bedeuten Gnadenhochzeit. Ein seltenes Jubiläum. Anneliese und Wolfgang Schlauch feierten ihres am Dienstag.

HofenIm Kreis seiner Familie empfing das Ehepaar Schlauch gestern Mühlhausens Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann. Dieser gratulierte den Eheleuten persönlich zur außergewöhnlichen Gnadenhochzeit. Das bedeutet 70 gemeinsame Ehejahre. Dieses Glück ist in der Landeshauptstadt nur ganz wenigen vergönnt. 2017 gab es drei dieser Jubiläen, in diesem Jahr bisher sechs. Zusätzlich hatte er ein Glückwunschschreiben von Oberbürgermeister Fritz Kuhn dabei. Stolz präsentierte Anneliese Schlauch auch ein Schreiben von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Dabei hatten die beiden auf ihrem 70-jährigen gemeinsamen Weg mit einigen Widerständen zu kämpfen.

Anneliese Schlauch, geborene Glock, kommt ursprünglich aus Hofen. Ihr Mann Wolfgang aus Münster. Die beiden Orte liegen nah beieinander, doch trennte sie vieles. Dabei im Vordergrund: die Religion. War Hofen früher tief katholisch – und ist es heute immer noch – ist Münster vom Protestantismus geprägt. Nicht alle Familienmitglieder der beiden waren damals von ihrer Hochzeit begeistert. Doch ihre Liebe war stärker. Und wurde durch den Gegenwind nur noch stärker. „Je mehr die Leute dagegen waren, desto stärker hat uns das zusammengeschweißt“, sagte Anneliese Schlauch.

Zur Hochzeit bekamen die Schlauchs allerdings Unterstützung von allen Seiten. „Die ganze Nachbarschaft und die Bekannten haben geholfen“, sagte die heute 92-Jährige. So habe die Frau von Wolfgangs damaligem Chef den Tüll-Stoff für das Hochzeitskleid besorgt und eine Schneiderin in Bad Cannstatt ausfindig gemacht, die das Kleid nähte. Der Chef lieh ihnen sein Auto für den ganzen Tag. Zahlen musste das Brautpaar dafür nichts. „Beim Weg von unserer damaligen Wohnung zur Kirche in Münster waren viele Leute dabei. Und auch nach der Trauung standen vor der Kirche viele Menschen.“

Um den Gästen ein wohlschmeckendes Hochzeitsessen zu bieten, musste Wolfgang Schlauch einige Hürden meistern. „Um an Fleisch zu kommen, musste ich mit dem Zug nach Reutlingen fahren“, sagte der gelernte technische Zeichner. Von seinem Onkel habe er Bezugsscheine für das Fleisch bekommen. Allerdings konnten diese nur in der französischen Besatzungszone eingelöst werden. Also schnappte sich der 91-Jährige seinen Rucksack und fuhr nach Reutlingen. „Die Menschen in dem Laden staunten nicht schlecht über die Menge der Bestellung. Ihnen sind fast die Augen raus gefallen.“ Kennengelernt haben sich die beiden im inzwischen abgerissenen Hotel am See am Max-Eyth-See bei einem Tanzabend. Über gemeinsame Bekannte kamen die beiden ins Gespräch. Als Anneliese dann gehen wollte, nahm sich Wolfgang ein Herz, bat sie, noch da zu bleiben und mit ihm zu tanzen. Danach ergab sich das andere.

Neben ihrer früheren gemeinsamen Freude am Tanzen waren die beiden auch jahrelang in ihren Gesangsvereinen aktiv. „Ich wäre früher gerne Sängerin geworden“, sagte Anneliese Schlauch. Bis 2015 war sie im Hofener Kirchenchor und im gemischten Chor des Gesangsvereins aktiv. Im Hofener Gesangsverein ist sie mittlerweile Ehrenmitglied. Ihr Mann Wolfgang war im Chor des TSVgg Münster aktiv. Auch Handball spielte er früher aktiv für Münster und den Turnerbund Cannstatt.

Angesprochen auf das Geheimnis ihrer langen Ehe sagten die beiden unisono: „Es gibt kein Geheimnis. Wir waren einfach füreinander da und haben zusammengehalten.“