In der Einkaufspassage wurden kleinkronige Bäume gepflanzt, um Tauben keine Möglichkeit des Aufenthalts zu geben. Foto: Iris Frey - Iris Frey

In den nächsten Wochen werden in Neugereut an verschiedenen Orten die Tauben gezählt, kündigt Stadtplanerin Karin Lauser an. Damit reagiert die Stadt auf Beschwerden der Bürger.

NeugereutIn den nächsten Wochen werden in Neugereut an verschiedenen Orten in den Wohnquartieren Tauben gezählt. Das kündigt Stadtplanerin Karin Lauser an. Damit reagiert die Stadt auf Beschwerden der Bürger – auch aus den Wohnquartieren. Es soll geprüft werden, ob es eine Zunahme an Tauben in den Bereichen gibt und ob die Zahl der Tiere ausreicht, um ein Taubenhaus zu errichten.

Auch mit dem Pflegezentrum Haus St. Monika würden Gespräche geführt, so Lauser. Die Stadt sucht stets in den betroffenen Gebieten nach Möglichkeiten, Taubenhäuser aufzustellen. So appelliert die Stadtplanerin auch an private Gebäudebesitzer mit Geschosswohnungsbau, die große Flächen haben, Bereiche zur Verfügung zu stellen, in denen die Tauben nicht gestört werden.

Lauser ist vom Konzept mit den Taubenschlägen überzeugt, in denen den Tieren ein Dach über dem Kopf geboten wird und wenn sie brüten, die Eier ausgetauscht werden. Sie sieht selbst auf dem Haus der Kämmerei der Stadt Stuttgart, dass sich dort das Taubenhaus bewährt habe und der Bestand der Tiere zurückgehe. „Man muss Geduld haben“, sagt Lauser. Von Vergrämungsaktionen mit Falken ist sie weniger überzeugt. Das sei eher kurzfristig. Wenn sich die Gefahr verflüchtigt habe, würden die Tauben wieder zurückkehren.

Die Stadt hat indes eine Zwischenbilanz ihres Stadttauben-Projektes gezogen und fordert zudem Bürger auf, weitere Taubenschlag-Standorte zu melden. Das Stadttauben-Projekt, eine Kooperation des Tierschutzvereins Stuttgart und Umgebung sowie der Landeshauptstadt, ist weiterhin auf Erfolgskurs, meldet die Stadtverwaltung.

Bereits im Jahr 2008 begann diese Zusammenarbeit mit dem Ziel, einen für die Tiere und die Bevölkerung Stuttgarts erträglichen Taubenbestand herbeizuführen. Deshalb wurden elf Taubenschläge errichtet, wovon derzeit zehn in Betrieb sind. In diesen Schlägen werden die gelegten Eier gegen Kunststoff-Attrappen ausgetauscht. So kann eine Geburtenkontrolle erfolgen.

2018 war ein weiteres erfolgreiches Jahr des Projekts aus Sicht der Stadt Stuttgart. Im Gebiet Seilerwasen in Bad Cannstatt wurde ein großer Taubenturm mit 200 Nistplätzen eröffnet. Auch die Taubenbeauftragte, Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer, sieht im Turm eine Erfolgsgeschichte, weil er jetzt voll ist. Das Parkhaus Mühlgrün war halb so groß. Dass in Neugereut etwas für die Tauben getan werden soll, begrüßt sie. Die Taubenbeauftragte sieht einen Sinn im Bau eines Hauses oder für einen Taubenschlag gegeben, wenn 30 oder 40 Tauben gezählt werden. Denn 20 Pärchen erzeugen sechs mal zwei Eier. „Auf die Zeit gerechnet, lohnt es sich“, so Brucklacher-Gunzenhäußer.

Im Laufe des Jahres wurden nach Angaben der Stadt in allen Schlägen mehr als 6000 Eier ausgetauscht, seit Beginn des Projekts sind es rund 23 000. Diese Arbeit wird seit Jahren durch die derzeit circa 30 Mitarbeiter und Ehrenamtlichen des Tierschutzvereins verrichtet. Aus den Bereichen rund um die Standorte erhält die Stadt immer wieder positive Rückmeldungen. So halten sich die Tauben in diesen Gebieten hauptsächlich im Schlag und nicht mehr auf der Straße auf. Die Verunreinigungen nehmen nachweislich ab.

Ein Problem stelle die große Futtermenge dar, die den Tauben im Stadtgebiet durch achtlos weggeworfene Essensreste oder das absichtliche Füttern zur Verfügung steht. Tauben brüten, sobald sie ihren Energiebedarf in einem halben Tag decken können. Tiere, die die gesamte Helligkeitsphase zur Futtersuche benötigen, legen im Umkehrschluss keine oder seltener Eier. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Lebensmittel nicht achtlos auf den Boden geworfen und Tauben nicht aktiv gefüttert werden. Denn dadurch erhöht sich die Population.

Um das erfolgreiche Projekt weiter vorantreiben zu können, werden weitere Standorte für Taubenschläge benötigt. Hierbei ist das Projekt auf die Mithilfe der Bürger angewiesen. Geeignete Standorte sind vor allem Flachdächer oder Dachböden. Die Finanzierung und Unterhaltung der Taubenobjekte erfolgt durch die Stadt und den Tierschutzverein. Auf die Gebäudeeigentümer kommen keine Kosten zu.

Wer einen Dachboden oder ein Flachdach zur Verfügung stellen oder sich über das Projekt informieren möchte, kann sich unter der Telefonnummer 216-93707 oder per E-Mail: sicherheit@stuttgart.de an die Stadtverwaltung wenden. Wer im Projekt mitarbeiten möchte, wendet sich unter E-Mail an taubenteam-stuttgart@gmx.de direkt an den Tierschutzverein.